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Die Jury

Titel: Die Jury Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Arschloch. Er wird dafür bezahlt, Leute herumzustoßen. Aber hier in meiner Praxis lasse ich so etwas nicht zu.«
    »Pscht. Er kann Sie hören.«
    »Und wenn schon. Er weiß, daß er ein Arschloch ist.«
    Jake schob das Kinn vor, und seine Nasenspitze berührte fast die Ethels. »Möchten Sie Ihren Job behalten?«
    Ihre Stimme versagte. Sie nickte.
    »Dann halten Sie sich an meine Anweisungen. Gehen Sie jetzt nach oben und führen Sie Mr. Buckley in den Konferenzraum, wo ich mit ihm reden werde. Und lassen Sie nie wieder jemanden in mein Büro.«
    Ethel betupfte sich hastig die Augen und eilte die Treppe hoch. Einige Sekunden später saß der Bezirksstaatsanwalt im Besprechungszimmer, hinter einer geschlossenen Tür. Er wartete.
    Jake stand nebenan in der kleinen Küche, füllte ein Glas mit Orangensaft und dachte über Buckley nach. Er trank langsam. Nach fünfzehn Minuten öffnete er die Tür und betrat den Raum. Buckley hatte am einen Ende des langen Tisches Platz genommen, und Jake setzte sich ans andere, so weit wie möglich von ihm entfernt.
    »Hallo, Rufus. Was wollen Sie?«
    »Eine hübsche Praxis. Luciens frühere Büros, nicht wahr?«
    »Ja. Warum sind Sie hier?«
    »Um Sie zu besuchen.«
    »Ich bin sehr beschäftigt.«
    »Und ich möchte den Fall Hailey mit Ihnen besprechen.«
    »Rufen Sie Marscharfski an.«
    »Ich habe mich auf die Auseinandersetzung vor Gericht gefreut, insbesondere mit Ihnen auf der anderen Seite. Sie sind ein würdiger Gegner, Jake.«
    »Ich fühle mich geehrt.«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde Sie unsympathisch, und zwar schon seit einer ganzen Weile.«
    »Seit dem Verfahren gegen Lester Hailey?«
    »Ja, das stimmt wahrscheinlich. Sie haben gewonnen – mit einigen Tricks.«
    »Ich habe gewonnen, und nur darauf kommt es an. Und von irgendwelchen Tricks kann keine Rede sein. Sie hatten nichts gegen meinen Klienten in der Hand.«
    »Sie haben einige Tricks benutzt, und Noose ließ sie Ihnen durchgehen.«
    »Wie auch immer. Ich kann Sie ebenfalls nicht ausstehen.«
    »Gut. Das freut mich. Und nun... Was wissen Sie über Märscharfski?«
    »Sind Sie deshalb hier?«
    »Vielleicht.«
    »Bin dem Mann nie begegnet«, brummte Jake. »Aber selbst wenn er mein Vater wäre – ich würde Ihnen nichts sagen. Gibt es sonst noch etwas?«
    »Sie haben bestimmt mit ihm gesprochen.«
    »Ja, am Telefon. Machen Sie sich etwa Sorgen über ihn?«
    »Nein. Ich bin nur neugierig. Er hat einen ziemlich guten Ruf.«
    »In der Tat. Aber Sie sind nicht gekommen, um seinen Ruf mit mir zu diskutieren.«
    »Nein. Ich wollte den Fall Hailey erörtern.«
    »Um was geht es Ihnen?«
    »Um die Aussichten für einen Freispruch, mögliche Strategien der Verteidigung. War Carl Lee zum Tatzeitpunkt wirklich unzurechnungsfähig? Und so weiter.«
    »Sie haben doch eine Verurteilung garantiert. Vor den Kameras. Erinnern Sie sich? Unmittelbar nach der Anklageerhebung. Bei einer Ihrer Pressekonferenzen.«
    »Vermissen Sie den Medienrummel bereits, Jake?«
    »Sie können ganz beruhigt sein, Rufus. Ich bin draußen. Die Kameras gehören Ihnen – und Marscharfski sowie der Sullivan-Kanzlei. Setzen Sie sich in Szene. Wenn ich Ihnen ein Teil des Rampenlichts gestohlen habe, so tut es mir sehr leid. Ich weiß, wie schmerzlich so etwas für Sie ist.«
    »Ich akzeptiere die Entschuldigung. War Marscharfski bereits in der Stadt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er hat für diese Woche eine Pressekonferenz angekündigt.«
    »Und Sie sind hier, um darüber mit mir zu reden?«
    »Nein. Ich wollte den Fall Hailey mit Ihnen besprechen, aber offenbar sind Sie zu beschäftigt.«
    »Ja. Außerdem liegt mir nichts daran, irgend etwas mit Ihnen zu besprechen, Gouverneur.«
    »Lassen Sie das.«
    »Warum? Stimmt es etwa nicht? Sie würden Ihre Mutter anklagen, wenn Ihnen das Schlagzeilen einbrächte.«
    Buckley stand auf und wanderte hinter seinem Stuhl langsam auf und ab. »Ich wünschte, Sie wären nach wie vor der Verteidiger, Brigance«, sagte er, und mit jedem Wort wuchs die Lautstärke.
    »Dem schließe ich mich an.«
    »Um Ihnen die eine oder andere Lektion zu erteilen. Um Ihnen zu zeigen, wie man die Verurteilung eines Mörders durchsetzt. Um Ihnen eine Niederlage beizubringen.«
    »In dieser Hinsicht waren Sie bisher nicht sonderlich erfolgreich.«
    »Deshalb wollte ich, daß Sie den Angeklagten vertreten. Ich habe es mir von ganzem Herzen gewünscht.« Das vertraute purpurne Rot kehrte in Buckleys Gesicht zurück.
    »Sicher ergeben

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