Die Juwelen des Scheichs
sehr müde. Du hast recht … ich sollte mich jetzt ausruhen.“
„Das kann doch nicht dein Ernst sein.“ Er starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Ahnte sie überhaupt, wie sehr er in diesem Moment litt? Und nicht wegen seiner Wunden, die von dem Schuss herrührten.
„Das ist kein Vorwand. Ich bin wirklich müde.“
„Du willst also lieber schlafen, als mit dem weitermachen, was wir eben begonnen haben. Hat dir unser Liebespiel gestern Nacht denn gar keinen Spaß gemacht?“
Einen Moment wurde Gina sehr still. „Natürlich. Es war unglaublich. Aber ich versuche respektvoll zu sein, dir und mir gegenüber. Für alles gibt es die richtige Zeit und den richtigen Ort. Und wie ich schon sagte, draußen steht ein Bodyguard.“
Zahir war kaum in der Lage, seine wachsende Frustration zu bezwingen. „Wenn du Angst hast, dass wir belauscht werden, können wir uns in meine Gemächer zurückziehen.“
„Nicht heute, Zahir. Ich möchte dich nicht absichtlich enttäuschen, aber es war ein langer Tag, und ich gehe jetzt in mein Zimmer. Wir sehen uns morgen. Gute Nacht.“
Würdevoller als jede Prinzessin, die er bisher getroffen hatte, verließ Gina die Bibliothek. Ungläubig schüttelte er den Kopf und stieß mit dem Fuß so fest gegen den nächsten Stuhl, dass der krachend über den Marmorboden schlitterte. Im nächsten Moment hörte er die Schritte des aufgeschreckten Bodyguards, der auf die Bibliothek zustürmte. Zahir fluchte im Stillen.
10. KAPITEL
Statt sich im dampfenden Wasser des hamam zu entspannen, gefolgt von einer Massage, stürmte Zahir in seine Suite und stellte sich unter die eiskalte Dusche. Danach warf er sich im Bett wie im Fieber hin und her, ohne Schlaf finden zu können. Ginas unerwartete Zurückweisung kränkte und verletzte ihn zutiefst.
Wie konnte sie es wagen, ihn so abblitzen zu lassen? Ihr Hinweis auf den Bodyguard, den er für sie abgestellt hatte und der draußen stand, war doch nur eine Ausflucht gewesen.
Warum ließ sie die Leidenschaft jetzt nicht mehr zu, die zwischen ihnen aufflammte, sobald sie zusammen waren? Warum konnte sie die Sinnlichkeit, die er ihr im Überfluss schenken wollte, nicht einfach genießen? Hatte sie Angst, dass er sie nur benutzen und jede Achtung vor ihr verlieren würde?
Seine Enttäuschung und der höchst beunruhigende Gedanke, dass seine Gefühle für sie tiefer gehen könnten, trieben Zahir am nächsten Morgen sehr früh aus dem Bett. Er wollte mit einer kleinen Abordnung ins benachbarte Königreich von Kajistan reisen. Anderthalb Tage brauchte er allein für den Weg dorthin, sodass er mindestens drei Tage wegbleiben würde. Drei Tage, in denen Gina darüber nachdenken konnte, was für ein dummer Fehler es gewesen war, ihn so rüde zurückzuweisen. Zumindest hoffte er, dass sie zu dieser Einsicht kommen würde.
Der wahre Grund seiner Reise war jedoch, dass er nach den jüngsten Ereignissen Stabilität demonstrieren wollte. Und wie könnte er das besser tun, als sich mit einem anderen mächtigen Haus zu verbünden?
Außerdem bot ihm das die Gelegenheit, sich auch die Tochter des Emirs noch einmal näher anzusehen …
„Gina! Gina! Ich muss mit dir reden.“
Nach einer quälend schlaflosen Nacht, in der ihre Gedanken nur um Zahir gekreist waren, hatte Gina sich auf der Suche nach Ruhe und Trost morgens in die Bibliothek zurückgezogen und sich in der Lektüre verloren. Jetzt sah sie überrascht auf, als Farida sich ihr mit besorgter Miene näherte.
„Ist etwas passiert?“ Sie betete im Stillen, dass es nicht Zahir betreffen möge.
Wieder dachte sie an den enttäuschten und gekränkten Ausdruck auf seinem Gesicht, als sie sich ihm am Abend zuvor verweigert hatte. Abgesehen davon, dass sie tatsächlich erschöpft gewesen war, sollte er nicht glauben, dass sie jederzeit mit ihm ins Bett sprang, nur weil sie eine Nacht bei ihm im Beduinenzelt verbracht hatte.
Vielleicht brauchten sie auch beide ein wenig Abstand und Zeit zum Nachdenken. Und trotzdem lief es ihr jetzt eiskalt über den Rücken bei dem Gedanken, ihm könnte etwas passiert sein.
„Zahir hat den Palast heute ganz früh verlassen, um nach Kajistan zu reisen.“
„Kajistan?“
„Ich habe dir doch von dem Emir und seiner Tochter erzählt. Erinnerst du dich?“ Atemlos ließ Farida sich auf den Stuhl fallen, der auf der anderen Seite des Tischs stand. „Er ist dorthin gereist, um seine Heiratspläne voranzutreiben.“
Ein stummer Schrei erhob sich in Ginas Herz.
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