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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Frühjahrswanderungen in Heerden zu Tausenden von Exemplaren sich zu drängen vermag; dennoch tauchen hier bald weiße, bald kupferfarbige Gestalten auf, so wild wie die Gegend selbst, und wenn sie wieder abgezogen und verschwunden sind, weiß Niemand, was geschehen ist, denn die schroffen Steinriesen sind stumm, der Urwald schweigt, und noch kein Mensch hat die Sprache der Thiere zu verstehen gelernt.
    Hier herauf kommt der kühne Jäger, nur allein auf sich und seine Büchse angewiesen; hier herauf steigt der Flüchtling, welcher mit der Civilisation zerfallen ist, hier herauf schleicht sich der Indsman, der aller Welt den Krieg erklärt, weil alle Welt ihn vernichten will. Da taucht bald die Pelzmütze eines kräftigen Trappers, bald der breitrandige Sombrero 46 eines Mexikaners, bald der Haarschopf eines Wilden zwischen den Zweigen auf. Was wollen sie hier? Was treibt sie herauf in diese abgeschlossenen Höhen? Es gibt nur eine Antwort: die Feindschaft gegen Mensch und Thier, der Kampf um ein Dasein, welches dieses Kampfes nicht immer werth zu nennen ist.
    Drunten auf der Ebene stoßen die Jagdgründe der Apachen mit denen der Komanchen zusammen, an diesen Grenzen geschehen Heldenthaten, von denen keine Geschichte etwas meldet. Durch die Zusammenstöße dieser reckenhaften Völkerschaften wird mancher Einzelne oder mancher versprengte Trupp hinauf gedrängt in die Berge und hat dort von Fuß- zu Fußbreit mit dem Tode oder mit Gewalten zu kämpfen, deren Besiegung durch Menschenkraft eine Unmöglichkeit zu sein scheint.
    Der Rio Pecos entspringt auf der Sierra Jumanes, hält erst eine südöstliche Richtung ein und wendet sich dann, in die Sierra Rianca tretend, gerade nach Süden. Nahe am Austritte aus derselben schlägt er nach West einen gewaltigen Bogen, den rechts und links Berge einfassen. Diese weichen zu beiden Seiten seiner Ufer doch so weit zurück, daß hüben und drüben ein bald schmaler, bald breiterer Prairiestreifen Platz findet, der eine üppig grüne Grasvegetation Zeigt, welche sich in dem von den Höhen bis zu dem Fuße des Gebirges niedersteigenden Urwald verliert.
    So sind auch die meisten seiner Nebenflüsse beschaffen.
    Das ist ein höchst gefährliches Terrain. Die Berge sind langgestreckt, so daß es nur selten eine Spalte oder eine Schlucht gibt, welche zur Seite führt, und wer hier einem Feinde begegnet, der vermag nicht auszuweichen, wenn er nicht sein Pferd im Stiche lassen will, ohne welches er vielleicht doch auch verloren sein würde.
    Das Flußthal, in welches die Drei einritten, war ganz von der angegebenen Beschaffenheit; zu beiden Seiten des Wassers ein Prairiestreifen, an welchen der dichte dunkle Urwald grenzte.
    Rimatta eilte voran. Kaum war er in das Thal eingebogen, so stutzte er.
    »Uff!«
    Er sprang zur Erde und untersuchte das Gras. Auch sein kluges Thier senkte den Kopf zu Boden, als wolle es die Spuren betrachten, welche sein Herr bemerkt hatte. Natürlich stiegen auch die beiden Weißen sofort ab und betrachteten die breite Fährte, welche längs des Flusses herab kam und in der Richtung nach dem Rio Pecos weiter führte.
    »Zwölf Reiter!« meinte Bill Holmers.
    »Bleichgesichter!« setzte der Indianer hinzu.
    »Kommt uns gelegen! Wohl eine Gesellschaft von Trappern oder Büffeljägern?«
    »Mein Bruder irrt!«
    »Ali! Wer sollte es sonst sein? Spazieren reitet Niemand in der Rianca.«
    »Mein Bruder sehe diese Spur an!«
    Holmers bückte sich zur Erde und betrachtete den Fußeindruck eines Pferdes.
    »Was ist damit?« frug er.
    »Dieses Pferd hatte einst einen kranken Fuß.«
    »Das sieht man.«
    »Der Huf hat geschworen und sich nach dieser Seite krumm gezogen.«
    »Das kann vorkommen.«
    »Der Häuptling der Apachen kennt dieses Thier.«
    »Ah! Wem gehört es?«
    »Dem größten Feinde der rothen Männer. Seine weißen Brüder nennen ihn nicht anders als den Bowie-Pater.«
    »Alle Teufel, der Pater hier! Ist es wirklich sein Pferd?«
    »Rimatta irrt sich nie,« antwortete der Indianer in stolzem Tone.
    »So weiß man allerdings nicht, ob man Freude oder Sorge haben soll. Der Pater ist ein Satan, der sich niemals beurtheilen und berechnen läßt.«
    »Was denkt unser rother Bruder?« frug Fred.
    »Rimatta fürchtet nicht den Indianermörder.«
    »Wir fürchten ihn auch nicht. Ist er ein Feind auch der Krieger der Apachen?«
    »Er ist ein Feind aller rothen Männer. Er hat eine Perlenschnur bei sich, die gibt er seinen Gefangenen in die Hand, und wer dann nicht

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