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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bockte zur Seite und flog dann, als es den Reiter nicht los werden konnte, in gewaltigen Sätzen in die Prairie hinaus.
    »Mein junger Bruder ist ein guter Reiter!« meinte der Indianer beifällig; dann schritt er weiter.
    Ein großes Stück draußen in der Savanne lag ein zweites Pferd, ganz in derselben Weise gefesselt wie das vorige.
    »Mein Bruder nehme es und kehre dann zurück!«
    Er schritt einem Gebüsche zu, in welchem er jedenfalls sein eigenes Pferd angehobbelt hatte. Bill Holmers dagegen trat zu dem Mustang, that mit demselben ganz wie vorhin Fred, und flog bereits nach einer Minute auf seinem wilden unbändigen Thiere in die Prairie hinaus.
    Erst nach Verlauf von einer vollen Stunde ließ sich ganz draußen am Horizonte ein dunkler Punkt und dann ein zweiter erkennen. Sie näherten sich schnell. Es waren die beiden Jäger, welche auf ihren Pferden zurückkehrten. Als sie die kleine Savannenbucht erreichten, trat Rimatta zwischen den Sträuchern hervor und führte sein Pferd am Zügel nach.
    »Meine weißen Brüder haben nun Thiere, um ihre Feinde zu erreichen, und können sich die Sättel holen, und Alles, was sie brauchen.«
    Der Ort, an welchem sie hielten, war von vielfältigen Hufspuren gezeichnet. Hier hatte der Indianer die wilden Pferde angeschlichen und überfallen. Wie es ihm möglich gewesen war zwei derselben zu fangen, darüber verlor er kein Wort.
    »Wohin wird unser rother Bruder gehen?« frug Bill Holmers.
    »Er wird folgen den Spuren der Komanchen, um zu sehen, wohin sie gehen.«
    »Will Rimatta nicht mit uns gehen?«
    »Der Apache ist der Bruder der weißen Männer, er wird an ihrer Seite bleiben, wenn sie ihm ihr Vertrauen schenken wollen.«
    »Wir vertrauen Dir!«
    »Ugh!«
    Auf diese kurze einfache Weise war das Bündniß geschlossen, welches nach dem Gebrauche der Savanne jeden verpflichtete, gegebenen Falles selbst das Leben für die Sicherheit und das Wohlergehen der Andern zu lassen.
    Die beiden Weißen lösten die Lasso’s, welche sie um ihre Hüften geschlungen trugen, ab und banden sie den Pferden so um Kopf und Maul, daß eine Art Zügel entstand, mit dessen Hilfe man die Thiere besser regieren konnte, als mit dem bloßen Schenkeldrucke.
    »Jetzt wieder zurück an den Lagerplatz?« frug Bill Holmers.
    »Warum?« frug der Apache kurz.
    »Zu den Spuren der Komanchen.«
    »Meine weißen Brüder werden nicht wieder zurückkehren, sondern mir folgen.«
    »Weiß Rimatta einen bessern Weg die Räuber zu ereilen?«
    »Die Hunde der Komanchen werden folgen dem Thale des Flusses Rio Pecos, weil sie sonst nicht Wasser genug haben für so viele Pferde. Dieser Fluß aber läuft in einem großen Bogen, der beinahe ein Kreis ist, und wenn meine Brüder mir folgen wollen, so sollen sie bei den Komanchen sein viel eher als sie es denken.«
    »Wir folgen!« erklärte Holmers.
    Hierauf setzten sich die drei Reiter in Bewegung. Die beiden neuen Pferde machten den Ritt anfangs etwas schwierig; nach und nach aber richteten sie sich ein, und als der Abend herein dunkelte und man an ein Nachtlager denken mußte, konnten sie angehobbelt 45 werden ohne alle Besorgniß, daß man sie verlieren würde. Hat das Pferd die Macht des Menschen einmal anerkannt, so bleibt es ihm auch fort ein treuer und gehorsamer Begleiter.
    Am andern Morgen wurde der Ritt sehr früh schon fortgesetzt. Im Laufe des Vormittags kamen sie an den Lauf eines kleinen Flüßchens, welches sein Wasser in die Fluthen des Rio Pecos schickte. Sein Ufer bildete einen schmalen Savannenstreifen.
    Da, wo die Gebiete von Texas, Arizona und Neumexiko zusammenstoßen, also an den Zuflüssen des Rio grande del Norte, erheben sich die Berge der Sierren de los Organos, Rianca und Guadelupo und bilden ein Gebiet von wilden, wirr durcheinander laufenden Höhenzügen. Diese Züge zeigen sich bald als riesige und nackte Bastionen, bald sind sie von dichtem dunklen Urwalde bestanden und werden hier durch tiefe, fast senkrecht abfallende Kanoes und dort durch sanft absteigende Thalrinnen getrennt, welche seit ihrer Entstehung von der Außenwelt abgesondert zu sein scheinen.
    Und dennoch trägt der Wind Blüthenstaub und Samen über die hohen Zinnen und Grate, daß sich eine Vegetation entwickeln kann; dennoch klimmt der schwarze und der graue Bär an dem Felsen empor, um in die jenseits herrschende Einsamkeit hinabzusteigen; dennoch findet der wilde Bison hier einzelne Pässe, durch welche oder über welche er auf seinen Herbst-und

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