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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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keine.«
    Er blickte sie ungläubig an.
    »Sie haben keine? Der Jäger ohne Pferd ist wie der Arm ohne Hand!«
    »Wir hatten sehr gute Thiere; sie sind uns von den Komanchen geraubt worden.«
    »Hatten die weißen Männer keine Augen um zu sehen, und keine Ohren um zu hören? Warum haben sie die Hunde der Komanchen nicht getödtet?«
    »Wir waren nicht da als die Komanchen kamen.«
    »Mein Bruder erzähle!«
    »Wir waren zwölf Männer und kamen aus Kalifornien über die Savannen und Berge herüber, um nach Osten zu gehen. Wir lagerten an den Ufern des Rio Mala und hatten noch nichts geschossen. Da erhielten wir Beide den Auftrag Fleisch zu machen. Wir gingen fort, und als wir nach einer Stunde zurückkehrten, lagen unsere Gefährten todt und skalpirt an der Erde, die Pferde waren alle fort und die Nuggets mit ihnen.«
    »Hörten meine Brüder das Schießen nicht?«
    »Nein; es ging ein großer Wind, der den Schall von uns trieb.«
    »Was thaten meine Brüder als sie zurückgekehrt waren?«
    »Wir zählten die Spuren der Komanchen; es waren ihrer hundert und noch ein halbes hundert. Wir folgten ihnen, um unsere Todten zu rächen und unser Eigenthum wieder zu nehmen.«
    »Und meine Brüder waren zwei und die Komanchen so Viele.«
    »Ja.«
    »Meine Brüder sind wackere Krieger; die Komanchen aber sind wie die Kojoten 44 , die keinen Verstand haben. Sie mußten sehen, daß zwei Bleichgesichter fehlten, und meine Brüder erwarten und tödten. Woher werden die Bleichgesichter neue Pferde nehmen?«
    »Wir werden sie den Komanchen nehmen.«
    »Sie sollen eher welche haben, denn sonst können sie die Komanchen gar nicht erreichen. Die Bleichgesichter mögen warten, bis Rimatta zurückkehrt.«
    Er erhob sich, hing sich das Kalumet wieder um den Hals, ergriff seine Büchse und verschwand zwischen den Bäumen.
    Die beiden Jäger blickten einander mit eigenthümlichen Augen an.
    »Was meinst Du, Fred?« frug Bill.
    »Was meinst Du, Bill?« antwortete Fred.
    »Hm, ein netter Kerl!«
    »Sehr!«
    »Konnte uns wegputzen ohne alle Gefahr!«
    »Sehr!«
    »Bin dem Kerl gut!«
    »Sehr!«
    »Gehe zum Teufel mit Deinem ›Sehr!‹ Ich will von Dir wissen, was wir jetzt zu thun haben!«
    »Bestimme Du es. Du bist der Aeltere.«
    »
Well!
Ich hätte Lust zu bleiben.«
    »Ich auch. Er sieht mir ganz so aus, als ob er Wort halten werde.«
    »Er ist beritten und wird uns Pferde fangen.«
    »Wird schwer gehen!«
    »Ist Alles möglich. Ein verteufelt günstiges Zusammentreffen, das mit diesem Apachen! Das kann zu unserem Glücke sein.«
    »Denke es auch. Aber, hin, es möchte mir nachträglich beinahe noch angst werden.«
    »Warum?«
    »Wir hatten von ihm gesprochen.«
    »Ja, ja. Das Sprechen in der Prairie oder im Walde ist eigentlich eine sehr große Dummheit. Man kann sich dadurch ganz gründlich verrathen.«
    »Hätten wir nicht so gut von ihm gesprochen, so wette ich Hundert gegen Eins, daß wir von ihm weggeblasen worden wären.«
    »Ganz sicher. Wollen wenigstens jetzt das Maul halten und uns einen Platz suchen, an dem wir auf ihn warten können, ohne von Andern bemerkt zu werden.«
    Sie verließen den offenen Platz und verschwanden unter den Büschen.
    Es mochten etwas über zwei Stunden vergangen sein, da stand, ohne daß das allergeringste Geräusch zu vernehmen gewesen wäre, der Apache wieder an derselben Stelle, wo die Friedenspfeife geraucht worden war.
    »Uff!«
    Auf diesen halblauten Ruf kamen die Jäger aus ihren Verstecken hervor.
    »Meine Brüder mögen Rimatta folgen!«
    Er drehte sich um und schritt davon, ohne sich scheinbar darum zu bekümmern, ob die Beiden auch wirklich hinter ihm drein kämen. Er führte sie durch den weiten hochstämmigen Urwald, bis sie eine helle Einbuchtung der Prairie erreichten. Auf derselben lag ein Mustang, an allen Vieren mit jenen unzerreißbaren Riemen gefesselt, welche man zur Anfertigung der Lassos und Reserveleinen verwendet. Der Schweiß perlte von dem Thiere herab, und große dicke Schaumflocken lagen weit umher, so hatte es sich abgearbeitet um loszukommen.
    »Können meine Brüder einen wilden Mustang reiten?«
    Statt aller Antwort warf Fred die Büchse über den Rücken, stellte sich mit weit gespreizten Beinen über das Pferd und löste mit zwei raschen Messerschnitten die Fesseln, welche es hielten. Im Nu sprang es auf. Der Reiter saß oben, ohne Sattel und Zaum, frank und frei auf dem bloßen Thiere. Es stutzte und wieherte erschrocken, ging bald vorn und bald hinten in die Höhe,

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