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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich würde stets ein Freund der Komanchen gewesen sein, wenn sie sich nicht zu meinen Todfeinden gemacht hätten.«
    Er hielt inne und blickte den Häuptling an. Dieser frug:
    »Was haben sie gethan, daß sie Deine Todfeinde geworden sind?«
    »Das will ich Dir und ihnen sagen. Da drüben über dem großen Wasser wohnte ein Mann, dessen Mund giftiger war als der Mund der Schlange; er war ein Lügner und Betrüger, ein Mörder; er mußte fliehen und ging über das Wasser herüber in dieses Land. Ich ging ihm nach, um ihn zu fassen, und hörte, daß die Söhne der Komanchen ihn bei sich aufgenommen hätten. Mußte ich nicht ein Feind der Komanchen werden?«
    »Wer ist dieser Mann? Wir haben keinen weißen Lügner bei uns aufgenommen.«
    »Sehe ich nicht ein Bleichgesicht in Eurer Mitte?«
    »Dieses Bleichgesicht ist nicht über das Wasser herübergekommen.«
    »Aus welchem Lande stammt dieser lichte Häuptling?«
    »Aus dem Lande, welches gegen Mittag liegt. Er stieg von dem Gebirge herab, um den Komanchen viele gute Dinge zu zeigen.«
    »Er hat Euch belogen!«
    Der Betreffende fuhr mit der Hand nach seinem Tomahawk, sprach aber, da der Alte die Unterredung führte, kein Wort.
    »So meinest Du, daß es Derjenige ist, den Du suchest?«

    »Er ist es!«
    »Du irrst!«
    »Ich irre nicht. Erlaube, daß ich mit ihm selber rede!«
    »Ich erlaube es.«
    Jetzt wandte sich der Bowie-Pater direkt an den Weißen.
    »Wie ist Dein Name unter diesen Leuten?«
    »Mußt Du ihn wissen?«
    »Muß man nicht den Namen wissen, wenn man mit einem Manne reden will?«
    »Ich heiße Rikarroh.«
    »Und wie nannte man Dich früher, ehe Du zu den Komanchen kamst?«
    »Diese Frage ist sehr überflüssig.«
    »Sie ist nicht überflüssig, sondern sie gehört ganz und gar zur Sache.«
    »Ich bin zu den Kriegern der Komanchen gegangen, um die Welt zu vergessen. Mein Name lebt nicht mehr, er ist verschwunden; ich sage ihn nicht.«
    »Weder Du bist vergessen, noch Dein Name. Verschwunden? ja, verschwunden warest Du, aber ich habe Dich wiedergefunden, und wenn es Dir gefällt, Deinen Namen zu verschweigen, so werde ich ihn Dir nennen.«
    Der Mann verfärbte sich.
    »Sage ihn!«
    »Du heißt Georg, Georg Sander!«
    Das Auge des jetzigen Indianers blitzte erschrocken auf. Er antwortete:
    »Georg Sander? Ich habe einen ähnlichen Namen nie gehört.«
    »Nie?« lachte der Pater. »Hast Du auch nie den Namen Walmy gehört?«
    »Nein.«
    »Theodor von Walmy?«
    »Nein.«
    »Auch nicht den Namen des tollen Prinzen? Des Prinzen von Süderland?«
    »Nein!«
    »Hast Du auch nie gehört von einer Miß Ella, einer Dame, die in einem Cirkus arbeitete und dann ohne Spur verschwunden ist?«
    »Nie.«
    »Hm! Rikarroh, Du bist ein großer Lügner; Du hast sie alle gekannt.«
    Der Beschuldigte erhob sich und griff zum Tomahawk.
    »Mann, nenne mich nicht zum zweiten Male einen Lügner, wenn Du nicht willst, daß ich Dir augenblicklich den Schädel zerschmettere. Wie kannst Du es wagen, in dieser Weise mit einem tapfern Häuptling der Komanchen zu reden, dem noch kein Mensch ein solches Wort in das Gesicht gesagt hat?«
    »Wagen? Pah! Ich bin der Bowie-Pater, und den kennt Ihr Alle. Dein Tomahawk thut mir nicht mehr als der Stachel einer Mücke, und damit Du siehst, daß ich mich nicht fürchte, nenne ich Dich nochmals einen Lügner!«
    »Hund!«
    »Lügner! Du bist Georg Sander! Wir kennen Dich. Siehe Dir einmal diesen Jäger an und sage, ob seine Züge Dir nicht bekannt vorkommen.«
    Der Indianer machte eine Bewegung der Geringschätzung und meinte:
    »Er ist ein Jäger wie so viele Andere, ich kenne ihn nicht; ich habe ihn niemals gesehen.«
    »Und dennoch kennst Du ihn, dennoch hast Du ihn sehr oft gesehen, denn es ist Friedrich von Walmy, der Bruder Deines früheren Herrn.«
    Weder flog ein Blitz des Erschreckens über das Angesicht des Indianders.
    »Du lügst!«
    »Mensch, sage mir dies noch einmal, so schieße ich Dich nieder wie einen Hund. Du mußt dieses Wort anhören, ich aber leide es nicht, denn ich lüge nicht!«
    Jetzt trat Fred hart an den jetzigen Wilden heran.
    »Kennst Du diesen Brief?«
    Er hielt ihm jenes Schreiben vor das Gesicht, welches er am Abend nach dem Kampfe mit den Komanchen dem Bowie-Pater gezeigt hatte. Der Mann warf einen Blick darauf, schüttelte seinen Kopf und antwortete:»Ich kenne es nicht. Das hat ja ein gewisser Theodor von Walmy geschrieben, wie aus der Unterschrift zu sehen ist. Laßt mich in Ruhe!«
    »Du kennst es, denn Du hast

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