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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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des Falken. Ihr Vater hatte eine sehr lange und außerordentlich gefährliche Reise hinter sich; er war soeben erst eingetroffen, und sie erblickten ihn zum ersten Male, aber es gab keine Scene des Wiedersehens, der Rührung und der Freude; denn dies verbot die strenge indianische Sitte. Er wandte sich zu ihnen, als der Häuptling geendet hatte, und sprach: »Diese Weißen haben Eure Brüder und Mitkrieger getödtet?«
    Sie neigten ihre Häupter zum Zeichen der Bejahung.
    »Ihr habt ihnen die Hände der Gastfreundschaft geboten?«
    Es erfolgte dieselbe Antwort. Sein Auge richtete sich auf den Einen von ihnen.
    »Erzähle!«
    Der junge Mann stattete in kurzen wahrheitsgetreuen Worten seinen Bericht ab. Sein Vater hörte ihm aufmerksam zu und entschied sodann:»Der Häuptling der Komanchen, den seine Freunde und Feinde Falke nennen, freute sich in seinem Herzen, als er seine Wigwams wieder erblickte, nun aber wird diese Freude in Schmerz verwandelt, denn seine Söhne haben, um nicht sterben zu müssen, Freundschaft geschlossen mit den Feinden ihres Volkes. Ihr hättet den Tod vorziehen sollen, und ich hätte mit Wehmuth aber mit Stolz für Eure Seelen angestimmt den Schlachtgesang der Todten, denn drüben in den ewigen Jagdgründen hätte ich Euch wiedergesehen als Helden, denen die Geister der Bleichgesichter dienen müssen. Wäre ich nicht Euer Vater, so hätte ich Euch jetzt begnadigt, denn Ihr habt dennoch nichts Böses gethan, sondern nur gehandelt wie junge Männer handeln, welche das Leben lieb haben. Damit man aber im Lande und bei dem Volke der Komanchen sich nicht erzähle, daß der große Falke weich gegen seine Söhne, werde ich Euch Eure Strafe geben: Ihr verlaßt noch in diesem Augenblicke, ohne zu essen oder zu trinken, das Dorf der Euren und kommt nicht eher zurück, als bis jeder von Euch fünf Skalpe unserer Feinde bringt! Habt Ihr noch zu reden?«
    »Was wird mit diesen Männern, für deren Sicherheit wir unser Wort gegeben haben?« frug der Eine, indem er auf die gefangenen Jäger deutete.
    »Der Falke wird Euer Wort lösen, sie stehen unter seinem Schutze.«
    »Wir gehen!«
    Sie traten ab; ihre Mienen waren kalt, denn die Sitte verbot ihnen, die Gefühle, welche sie bei diesem strengen Urtheile bewegten, merken zu lassen.
    Jetzt winkte der Falke Rimatta:
    »Sprich!«
    Der Angeredete bewegte stolz das Haupt.
    »Rimatta, der Häuptling der Apachen, ist Gast seiner Feinde, der Komanchen. Er wird nicht sprechen, denn seine Rede ist unnöthig, wie er denken muß!«
    »Du hast Recht. Draußen vor den Wigwams würde ich mit Dir kämpfen, um Dich zu tödten, hier aber bist Du so sicher wie im Schooße der Mutter. Aber die weißen Männer mögen reden, denn ich habe erfahren, daß sie eine Klage vorzubringen haben gegen einen der Krieger der Komanchen!«
    Da nahm Fred das Wort:
    »Wirst Du meine Klage hören?«
    »Ich höre sie. Wer bist Du?«
    »Du kennst meinen Namen. Man nennt mich Feuertod so weit die Prairie reicht.«
    »Du bist ein tapferer Krieger, der noch keinen von uns getödtet hatte.«
    »Ich hatte einen Bruder, den ich liebte; wir Beide waren Häuptlinge im Volke der Bleichgesichter, und dieser Mann, der jetzt einer der Eurigen ist, that uns die Dienste, welche bei Euch die Weiber verrichten.«
    »Ist dies wahr?«
    »Ich beschwöre es. Es gab einen Häuptling, der noch größer war als wir, und der meinen Bruder haßte; an ihn verkaufte und verrieth dieser Mann den Bruder, so daß wir ihn nie wiedersahen, dann entfloh der Verräther nach Amerika. Von hier aus schrieb er Briefe zurück, welche voller Trug und Lüge waren. Wir folgten ihm nach und haben ihn nun gefunden. Er soll uns sagen, wo unser Bruder ist, sonst tödten wir ihn.«
    »Ihr habt gethan, wie tapfere Männer thun müssen. Hat er es eingestanden?«
    »Nein; er leugnet.«
    Da drehte sich der Falke zu Sander um.
    »Bist Du der Mann, den diese suchen?«
    »Nein, sie lügen.«
    »Ihr hört es!«
    »Er lügt, weil er die Strafe fürchtet.«
    Der Häuptling sann einen Augenblick lang nach, dann meinte er lächelnd:
    »Der Falke wird sogleich erfahren, wer die Unwahrheit redet, er oder Ihr. Der Häuptling der Komanchen läßt sich von Niemand bethören.«
    Er wandte sich wieder an Sander.
    »Wo hast Du Deinen Medizinbeutel?«
    »In meinem Wigwam.«
    »Ich kenne ihn; ich habe sehr oft gesehen, daß Du auch solche Dinge in ihm hast, welche die Bleichgesichter Briefe nennen. Wo befindet er sich?«
    »Hinter dem Lager.«
    Während dieser

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