Die Juweleninsel
es geschrieben, Du hast es gefälscht, Schurke!«
Nun trat auch der Bowle-Pater noch näher.
»Vielleicht kennst Du aber diese beiden Briefe, welche mit Georg Sander unterschrieben sind. Willst Du sie einmal ansehen, mein lieber Schatz?«
Er hielt sie ihm entgegen; der Mann wollte nach ihnen langen, sofort aber zog sie der Pater zurück und hielt sie außer dem Bereiche seiner Arme in die Höhe, so daß er sie zwar lesen aber nicht ergreifen konnte.
»Nein, nicht wegnehmen, sondern nur lesen sollst Du sie. Du hast sie an den tollen Prinzen geschrieben, an den Du vorher Deinen Herrn verkauftest.«
»Ich weiß nichts davon; ich weiß von gar nichts. Ihr seid wahnsinnig!«
Im nächsten Augenblicke stand der Pater hart vor ihm.
»Wahnsinnig? Das wagest Du, Mensch!«
Er holte aus und schlug ihm die Faust vor die Stirn, daß er erst wankte und dann niederstürzte. Er raffte sich aber sofort wieder in die Höhe, riß das Messer heraus und wollte sich auf seinen Gegner stürzen. Sofort flogen die Büchsen sämmtlicher Jäger an die Wangen, und auch Rimatta riß den Tomahawk aus seinem Gürtel. Auch die Häuptlinge waren aufgesprungen. Der Alte streckte seine Hand abwehrend aus und gebot:»Laßt die Waffen ruhen! Ihr habt in einer Sprache geredet, welche wir nicht verstehen. Was habt Ihr mit unserem weißen Bruder?«
»Er ist es, den wir suchen, aber er will es nicht gestehen.«
»So ist er es nicht. Die weißen Männer irren sich.«
»Wir irren uns nicht.«
»Er hat Euch beleidigt, als er noch ein Weißer war?«
»Ja, und mehr, noch viel mehr als das!«
»Er ist kein Weißer mehr; er ist ein rother Mann geworden, er ist ein ganz Anderer; er hat Recht. Laßt ab von ihm; ich gebiete es Euch!«
»So werden wir ihn nicht anklagen, aber wir werden ihn tödten!« meinte der kleine Pater im höchsten Zorne.
»Wagt es!«
»Ich thue es, und zwar sofort!«
Er nahm die Büchse empor. Da zeigte der Häuptling im Kreise herum.
»Siehst Du, daß hunderte von Kriegern um Euch stehen? Wenn Du schießest, so seid Ihr Alle verloren!«
»Das fragt sich noch. Unsere Kugeln werden die Hälfte von Euch fressen!«
Da ertönte lauter Hufschlag die Reihe der Zelte herauf. Ein Reiter kam im Galoppe herbei, parirte seinen Mustang vor dem Kreise der Häuptlinge und sprang ab. Sie alle erhoben sich, und einer der Indianer eilte herbei, um sein Pferd zu halten.
»Was ist hier?« frug er in stolzem Tone.
Sein Auge blitzte im Kreise herum und blieb dann mit ernstem Ausdrucke auf Rimatta und dem Bowie-Pater haften. Der alte Häuptling erhob sich.
»Es ist viel geschehen, seit Du nicht hier warst.«
»Sage es!«
»Du hattest den Zug gegen die weißen Jäger anbefohlen.«
»So ist es.«
»Er gelang.«
»Ich wußte es vorher.«
»Sie wurden getödtet, und Alles, was sie bei sich führten, kam in unsere Hand.«
»Sind unsere Krieger zurück?«
»Nur vier von ihnen, Deine beiden Söhne und noch zwei Andere, o Häuptling.«
»Wo sind die übrigen?«
»Todt.«
»Wer hat sie getödtet?«
»Diese hier.«
Da wandte der Zuletztangekommene seine hohe stolze Gestalt nach ihnen.
»Du bist Rimatta, der Häuptling der Apachen?« frug er.
»Ich bin es.«
»Und Du? Ich habe Dich noch nicht gesehen, aber ich kenne Dich an Deiner Gestalt und an Deiner Kleidung. Du bist der Bowie-Pater, der Indianertödter?«
»Du hast richtig gerathen.«
Der Falke, denn dieser war es, wandte sich wieder zu den Seinigen zurück:
» Ich war weit da oben im Norden, um den heiligen Thon zu unseren Pfeifen zu holen. Frieden sollte die heilige rothe Erde bringen, aber nun ich zu meinem Wigwarn zurückgekehrt bin, ist Blut geflossen, und vielleicht wird noch weiter welches fließen. Wo sind meine Söhne?«
»In ihrer Hütte.«
»Warum sind sie nicht hier?«
»Sie haben diesen Männern das Gastrecht gegeben und können also nicht mit urtheilen über sie.«
»Wenn die Söhne des Falken ihrem Feinde die Hände reichen, so haben sie ihren Grund dazu. Man möge sie holen. Ihr aber sollt erzählen!«
Der alte Häuptling begann seinen Bericht, während der Falke sich zu ihm niedersetzte. Dieser war der Typus eines ächten Indianers, nicht hoch, aber breit und kräftig gebaut, und alles an ihm war Sehne, Muskel und Kraft.
Der Bericht klang nicht freundlich für die Jäger. Die Zwei, welche dem Blutbade am Rio Pekos entkommen waren, hatten sich alle Mühe gegeben, die Komanchen gegen die Weißen einzunehmen. Während des Vortrages erschienen die beiden Söhne
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