Die Juweleninsel
Komanchen haben die Pfeife nicht freiwillig mit Euch geraucht; Ihr habt sie gestohlen!«
»Und Du hast uns dann gesagt, daß wir nun Gäste von Euch geworden sind.«
»Ihr seid unsere Gäste aber blos so lange, als Ihr in unsern Hütten Euch befindet.«
»Und dann?«
»Dann seid Ihr wieder unsere Feinde, und wir werden Euch zu tödten wissen.«
»Und wir werden uns zu wehren wissen!« meinte der Pater.
Rimatta erhob sich.
»Die Söhne der Komanchen haben Gift im Munde und Lüge in ihrem Herzen. Sie entweihen die heiligen Gebräuche der rothen Männer. Rimatta verachtet sie!«
Er drehte sich um und ging fort; die Andern folgten ihm nach, ihrem Zelte zu.
Nach Verlauf von einer Stunde öffnete sich dasselbe, und der Falke trat ein.
»Rimatta, der Häuptling der Apachen, hat uns beleidigt,« meinte er, »aber wir werden ihm zeigen, daß wir die heiligen Gebräuche nicht entweihen.«
»Willst Du uns dies zeigen?« frug der Pater mit gespannter Miene.
»Die Häuptlinge der Komanchen haben sich berathen, sie werden die Bleichgesichter und den Apachen entlassen.«
»Wann?«
»Heut.«
»Mit Allem, was wir bei uns haben?«
»Mit Allem.«
»Auch unsere Pferde bekommen wir?«
»Auch die Pferde. Die weißen Jäger werden den vierten Theil eines Tages Zeit erhalten, dann jagen ihnen die Komanchen nach, um sie zu tödten.«
»Ich danke Dir, Häuptling. Ihr werdet uns nicht tödten. Wann dürfen wir fort?«
»Wann es den weißen Jägern beliebt. Sie dürfen es nur ihrer Wache sagen.«
Er ging. Die Zurückbleibenden athmeten auf.
»Also eine Hetzjagd wie gewöhnlich!« meinte Fred.
»Die uns keinen Schaden macht,« setzte der Pater hinzu.
»Aber sie haben ausgezeichnete Pferde: sie werden uns vielleicht einholen!«
»Der vierte Theil eines Tages, also sechs Stunden Vorsprung, das ist genug!«
Bill Holmers lachte:
»Sechs Stunden? Es kommt nur auf uns an, daraus zwölf Stunden zu machen.«
»Wie so?«
»Jetzt ist es kurz vor Mittag. Warten wir noch drei oder vier Stunden!«
»Aha!«
»Ja. Sie werden sehr streng Wort halten und genau sechs Stunden warten; dann aber brechen sie mit der Sekunde auf. Wenn wir nun um vier Uhr aufbrechen, so läuft die Frist um Zehn ab, also wenn es dunkel ist. Dann aber sind sie, wenn sie unsere Fährte erkennen wollen, gezwungen, bis morgen früh zu warten, wenn es wieder hell geworden ist.«
»Ganz recht; so wird es gemacht. Und wohin wenden wir uns?«
»Natürlich nach Westen, um diesen Rikarroh zu verfolgen.«
»Wohin wird er sein?«
»Laßt uns überlegen! Vor den Komanchen darf er sich nicht wieder sehen lassen, weil er sie bestohlen hat.«
»Zu den Apachen kann er auch nicht, denn sie sind seine Feinde, besonders da er Komanchen bei sich hat.«
»Es bleibt allerdings dann nichts übrig, als daß er zu den Ravojes geht.«
»Wo lagern die Stämme derselben jetzt?«
»Jenseits des Rio Kolorado.«
»Dann müssen sie vorher durch das Gebiet der Pahuta. Vielleicht suchen sie bei diesen Schutz.«
Rimatta schüttelte mit dem Kopfe.
»Die Pahuta sind jetzt Freunde der Apachen, sie werden weder einen Komanchen noch ein Bleichgesicht bei sich behalten, sondern sie würden Beide tödten.«
»Aber wir?«
»Meine weißen Brüder haben von ihnen nichts zu befürchten, da ich bei ihnen bin. Die Krieger der Pahuta kennen Rimatta, den Häuptling der Apachen.«
»Die Hauptsache ist, wenn wir das Lager hier verlassen, daß wir Lebensmittel mitnehmen. Aber wie wollen wir diese bekommen?«
»Meine Brüder mögen keine Sorge haben. Die Heerden der Komanchen weiden draußen vor dem Lager. Wenn wir gehen, werden wir ein Rind tödten, und jeder schneidet sich ein Stück von demselben ab. Das wird höchstens so viel Zeit erfordern, als die Weißen den vierten Theil einer Stunde nennen.«
»Haben die Komanchen zahme Rinder?«
»Sie haben einige gebändigte Kühe, um Milch trinken zu können.«
Jetzt nun sahen die Jäger darauf, daß ihre Kleider und Waffen sich in dem gehörigen Stande befanden, und als es ungefähr vier Uhr am Nachmittage war, ritten sie zum Lager hinaus. Kein Mensch begleitete sie, und kein Mensch folgte ihnen nach.
Westlich vom Rio grande schieben die Kordilleren von Sonora zahlreiche Höhenzüge nach Norden vor, über welche nur wenige Wege führen. Auf der Höhe eines dieser Pässe lagerten eines Tages mehrere weiße Jäger, bei denen sich auch ein Indianer befand. Es war Rimatta mit seinen Freunden.
Einer der Jäger stand auf einem hohen Felsen, von
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