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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wie viele glückliche Stunden hatte er dort an ihrer Seite zugebracht!
    Als er die Lichtung erreichte, von welcher aus das Häuschen zu sehen war, bemerkte er, daß Magda sich allerdings dort befand. Zu gleicher Zeit aber nahte sich ihr auch von der andern Seite ein Mann. Sie erhob das Köpfchen und erblickte diesen. Sofort erhob sie sich, um sich zu entfernen. Ihr schnelles Gehen konnte beinahe eine Flucht genannt werden. Diese Bemerkung machte auch Kurt. Er trat von dem Saume des Gehölzes zurück, um, hinter dem Stamme einer Eiche verborgen, den Grund zu beobachten, der das Mädchen veranlaßte, eine Begegnung mit jenem Manne zu vermeiden.
    Dieser verdoppelte seine Schritte und erreichte Magda beinahe gerade an der Stelle, an welcher Kurt vorher gestanden hatte.
    Wo doch hatte Kurt dieses widerwärtige Gesicht bereits einmal gesehen? Es war ihm bekannt, aber er wußte und fühlte, daß er dem Manne persönlich noch nicht begegnet sei, sondern ihn nur im Bilde gesehen haben könne.
    »Sie fliehen mich, mein Fräulein?« frug der Fremde, indem er Magda bei der Hand erfaßte.
    Sie entzog ihm dieselbe augenblicklich wieder.
    »Fliehen?« frug sie stolz. »Was berechtigt Sie zu dieser Annahme, welche, wie ich Ihnen versichere, eine sehr irrige ist?«
    »Ihr schneller Schritt, mit dem Sie sich bei meinem Nahen entfernten.«
    »Sie vergessen, daß man nur vor einem Feinde flieht!«
    »Ah! Sie wollen sagen, daß ich mich als Ihren Feind bekenne, wenn ich annehme, daß Sie vor mir flüchteten.«
    »So ist es.«
    »Dann muß ich mich allerdings geirrt haben, denn es gibt wohl keinen Menschen, dessen Herz den Wunsch, Ihr Freund sein zu dürfen, so glühend empfindet wie das meinige.«
    »Ich danke Ihnen. Ich habe der Freunde bereits genug!«
    »Man kann nie zu viel Freunde haben!«
    »Doch, mein Herr, denn wenn die Zahl derselben zu bedeutend wird, so kann es allerdings vorkommen, daß man gezwungen ist, seine Freunde zu fliehen, weil sie lästig fallen.«
    »Gilt dies mir, meine Gnädige?«
    Sie warf die Locken aus der Stirn zurück und blitzte ihm entgegen:
    »Ja. Sie sehen, daß ich sehr aufrichtig bin und weder den Freund noch den Feind fürchte!«
    »Ah, Fräulein, das ist mehr als aufrichtig, das ist – ja, das ist, mit dem gelindesten Ausdrucke bezeichnet, ein sehr bedeutender Verstoß gegen die Gebräuche der Höflichkeit!«
    »Man ist höflich oder unhöflich, ganz nach der Art und Weise, wie man veranlaßt wird.«
    »So habe ich Ihnen Veranlassung gegeben, unhöflich gegen mich zu sein?«
    »Sie fragen noch?!«
    »Ja, ich frage noch!«
    »Sie sahen, daß ich wünschte, allein zu sein, und dennoch folgten Sie mir. Ich ersuche Sie, mich meinen Weg allein fortsetzen zu lassen!«
    »Eine Dame von solcher Schönheit hat nicht das Recht, sich abzuschließen.«
    »Ich habe gar nicht die Absicht, mich abzuschließen, aber ich habe das Recht, das von mir zu weisen, was mir unangenehm ist.«
    »Ah! So bin ich Ihnen unangenehm?«
    »Ja.«
    »Das sagen Sie mir?«
    »Sie hören es!«
    »Dem Gaste Ihres Vaters?«
    »Allerdings!«
    »Was würde der General sagen, wenn er dies erführe?«
    »Er würde mir Recht geben.«
    »Ah!«
    »Und mich in seinen Schutz nehmen.«
    »Ah! Das können Sie nur sagen, weil Sie mich nicht kennen!«
    »Sie wurden mir ja vorgestellt!«
    »Vielleicht trage ich einen andern Namen.«
    »Desto schlimmer!«
    »Wie so?«
    »Ein ehrlicher Name braucht niemals verleugnet zu werden!«
    »Das ist sehr richtig; aber es gibt Verhältnisse, unter denen es sogar nothwendig wird, die bedeutendsten und berühmtesten Namen ungenannt zu lassen. Denken Sie an die Inkognitos der Fürsten!«
    »Diese Fürsten haben einen andern Zweck als derjenige ist, welcher Sie nach Helbigsdorf führte.«
    »Ich bin erstaunt, mein Fräulein. Sie kennen mich nicht, wie ich wohl behaupten darf, und wollen Kenntniß von meinen Zwecken haben!«
    »Ich kenne Sie und Ihren Zweck!«
    »Ah! Wer bin ich?«
    »Pah! Adieu!«
    Sie wollte sich von ihm wenden, er aber hielt sie bei der Hand fest.
    »Halt, so entkommen Sie mir nicht!«
    »Prinz!«
    Dieses Wort war drohend gesprochen, und ihre kleine Rechte ballte sich zornig, während er ihre Linke fest umschlossen hielt.
    »Ah, wirklich; also doch!« lächelte er. »Sie kennen mich! Dann sprachen Sie bisher doch nur im Scherz!«
    »Warum im Scherz? Ist man gezwungen, eine Zurechtweisung nur aus dem Grunde zurückzuhalten, weil sie gegen einen Prinzen gerichtet ist? Sie sind mir unangenehm, und das

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