Die Juweleninsel
aufzusuchen. Im Korridore stand Kunz.
»Der junge Herr!« rief dieser erfreut, indem er auf ihn zueilte. »Willkommen auf Helbigsdorf, Herr Kurt! Aber man hat Sie doch gar nicht kommen sehen?«
»Ich komme durch den Park.«
»Ah! Haben Sie die Gäste bemerkt?«
»Herrn von Uhle und den tollen Prinzen?«
»Sie kennen ihn?«
»Ich habe mit ihm gesprochen und – höre, Kunz, weshalb ist er eigentlich nach Helbigsdorf gekommen?«
»Fragen Sie Fräulein Magda!«
»Die hat zu mir gesagt, daß ich Dich fragen soll.«
»Ach so! Hm, ja, sie kann es freilich nicht gut selbst sagen.«
Er erzählte dem Lieutenant das, was er erlauscht hatte und nahm ihm durch diese Mittheilung einen Stein vom Herzen. Dieser theilte ihm sein kleines Renkontre mit dem Prinzen mit und frug dann: »Ist der General in seinem Zimmer?«
»Ja.«
»Melde mich an!«
»Ist nicht nöthig. Der Herr General sagten, daß Sie unangemeldet eintreten dürfen.«
Kurt trat ein. Der General empfing ihn wie einen Sohn.
»Kurt, da bist Du ja! Sei mir willkommen!«
Er reichte ihm die Hand und zog ihn an sich.
»Ich bat um Urlaub, weil Du mir schriebst, daß ich kommen solle,« meinte der junge Seemann.
»Wie lange darfst Du bleiben?«
»Ich habe Erlaubniß für unbestimmte Zeit.«
»Das ist gut, denn Du wirst eine längere freie Zeit nöthig haben.«
»Wozu?«
»Ich erwarte Besuch, der Dir sehr willkommen sein wird.«
»Wann?«
»Noch heute.«
»Wer ist es?«
»Zwei Seemänner mit einigen Bekannten.«
»Offiziere?«
»Ja.«
»Wer ist es?«
»Das laß mich jetzt noch verschweigen. Es soll eine Ueberraschung für Euch Alle werden, eine Ueberraschung, auf welche Keines von Euch gefaßt’sein wird.«
»Gehört auch der Besuch dazu, welcher jetzt im Garten war?«
»Der Prinz?«
»Ja.«
»Nein. Seine Ankunft war uns allerdings auch eine Ueberraschung.«
»Wie kommt er nach Helbigsdorf?«
»Er hat Herrn von Uhle aufgesucht und ist mit diesem herübergekommen.«
»Wer ist dieser Herr von Uhle?«
»Ein süderländischer Edelmann, der sich kürzlich hier angekauft hat. Er ist mir nicht sympathisch, aber man muß auf Nachbarschaft halten.«
»So ist dieser Prinz Dein Gast?«
»Ja.«
»Und ich habe ihn beleidigt!«
»Du? In wiefern?«
Kurt erzählte. Der General runzelte die Stirn.
»Du hast zwar etwas kräftig, aber doch sehr recht gehandelt,« meinte er. »Dieser Mensch soll nicht wagen, Magda zu belästigen, weil er sich auf seinen Rang verläßt. In meinen Augen ist er ein Roue, der sich in der öffentlichen Meinung ruinirt hat und vielleicht an seinem Hofe einmal vollständig unmöglich sein wird. Sein heutiges Betragen ist ein solches, daß ich ihn nicht wieder sehen mag. Ich werde ihm eine Lektion ertheilen, die ebenso derb sein wird wie die Deinige.«
»Welche?«
»Das sollst Du gleich sehen!«
Er klingelte, und der Diener trat ein.
»Kunz, der Prinz ist im Garten oder im Parke?«
»Mit den Fräuleins.«
»Du gehst ihn zu suchen und sagst ihm, daß ich für ihn nicht wieder zu sprechen sei.«
Der alte Diener lachte am ganzen Gesichte.
»Werde es ausrichten, Excellenz, und sicher nichts vergessen! Verstanden?«
Er ging. Im Garten traf er den Prinzen bei den drei Schwestern. Er redete ihn ohne alle Einleitung und Titulation an.
»Hören Sie!«
»Was?« frug der Prinz, sich erstaunt über diese respektlose Ausdrucksweise zu ihm drehend.
»Seine Excellenz der Herr General lassen Ihnen sagen, daß sie sich entfernen mögen.«
»Ich?«
»Ja, Sie!«
»Mensch, Du bist verrückt!«
»Leider nein. Verstanden?«
»Du wagst es, in diesem Tone zu einem – zu mir zu reden. Ich werde mich sofort beim General beschweren und Dich bestrafen lassen!«
»Reden Sie etwas höflicher, sonst gehen Sie nicht, sondern Sie werden gegangen! Verstanden? Seine Excellenz haben befohlen Sie nicht wieder vorzulassen, und wenn Sie trotzdem das Vorzimmer betreten, so werde ich unser Hausrecht gebrauchen. Verstanden?«
»Kunz!« rief die Blaue.
»Mensch!« rief die Purpurne.
»Unhöflicher!« rief die Grüne.
»Bin ich unhöflich, wenn ich den Auftrag des Herrn Generales wörtlich ausführe?«
»Das hat er nicht befohlen!« behauptete die Lange.
»Unmöglich!« rief die Kleine.
»Ganz und gar unmöglich!« stimmte auch die Dicke bei. »Warum sollte er eine so krasse Unschicklichkeit begehen?«
»Weil dieser Mann eine noch viel krassere Unschicklichkeit begangen hat.«
»Welche?«
»Er hat Fräulein Magda angefallen, insultirt wie ein
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