Die Juweleninsel
plötzlich verschwunden.«
»Nicht möglich! Eine gräfliche Prinzessin!«
»Allerdings.«
»Und Sie haben Verdacht?«
»Dieser Ellis hat meinen Verdacht beinahe zur Gewißheit erhoben.«
»Gegen den Prinzen?«
»Gegen ihn. Meine Tochter war ihm zugethan, obgleich ich es nicht unterließ, sie vor ihm zu warnen. Sie wurde sogar nach ihrem Verschwinden in seiner Begleitung gesehen, aber die Spur ging leider verloren.«
»Vielleicht hat er auch sie nach Burg Himmelstein geschafft!«
»Diese Vermuthung ist jetzt in mir erweckt worden.«
»Was gedenken Sie zu unternehmen? Seien Sie überzeugt, Erlaucht, daß Sie auf meine Hilfe nach jeder Tragweite hin vollständig rechnen können!«
»Ich danke! Was ich thun werde, weiß ich nicht, da ich versprochen habe, nichts ohne Ellis zu unternehmen, der, wie er mir sagte, auch einen Kampf mit dem Prinzen auszufechten habe.«
Da wurde es unten im Hofe laut. Man brachte ein Fuder Grummet gefahren, und Klaus, welcher die Pferde führte, rief den Namen des Müllers. Der Letztere trat an das Fenster.
»Was gibt es denn?« frug er hinab.
»Kommen Sie rasch herab! Der Herr Lieutenant Kurt ist da mit noch Einem; das versteht sich ja ganz von selber!«
»Wo sind sie?«
»Jn der Stube. Sie sind mit mir gekommen.«
Der Müller eilte hinab. Die anderen folgten. Kurt Schubert hatte Friedrich von Walmy bei sich. Er war nicht wenig verwundert, die beiden Mylungen hier zu sehen.
»Sie hier in der Höllenmühle, Erlaucht?« frug er, als er von ihnen begrüßt und umarmt worden war.
»Haben Sie uns nicht hier erwartet?« gegenfragte der alte Graf.
»Offen gestanden, nein. Wie konnte ich denken, Sie hier zu treffen!«
»Hat Ihnen Ellis nichts gesagt?«
»Ellis? Welcher Ellis?«
Der Graf blickte ihn erstaunt an. Dann frug er:
»Kommen Sie aus Helbigsdorf?«
»Allerdings.«
»War Ellis nicht dort? Er wollte doch dahin zum General.«
»Ich wiederhole, daß ich keinen Ellis kenne. Wer ist dieser Mann?«
»Ein kleiner, schmächtiger, sonnverbrannter Mensch, welcher mir sagte, daß er von seinen Freunden in Helbigsdorf sehnsüchtig erwartet werde.«
»Ah! Er hat einen Messerhieb über die Stirn?«
»Ja.«
»Dann kennen wir ihn. Also Ellis hat er sich bei Ihnen nennen lassen?«
»So ist es.«
»Er ist ein amerikanischer Prairienjäger, welcher bei seinen Gefährten den Namen Bowie-Pater führt. Vielleicht ist sein eigentlicher Name Ellis. Er ist es allerdings, auf dessen Rath wir nach Himmelstein gegangen sind.«
»Er hat Ihnen erzählt, daß er bei uns war?«
»Er hat es kurz erwähnt, denn bei seiner Ankunft in Helbigsdorf wurde er von unserm Unglück so in Anspruch genommen, daß ihm keine Zeit zu anderen Auseinandersetzungen übrig blieb.«
»Sie sprechen von einem Unglück?«
»Allerdings. Haben Sie noch nichts davon gehört?«
»Kein Wort!«
»Daß Helbigsdorf niedergebrannt ist?«
»Niedergebrannt? Unmöglich!«
»Bis auf den Grund!«
»Armer Helbig! Welch ein Unglück! Wenn ist es geschehen?«
»Am Abend vor unserer Abreise. Es war vorigen Dienstag.«
»Wie kam das Feuer aus?«
»Es wurde angelegt.«
»Schrecklich! Hat man den Thäter vielleicht erwischt?«
»Ja. Aber Derjenige, in dessen Auftrage er es that, ist entkommen.«
»Wer ist dies?«
»Es ist – – rathen Sie!«
»Wer könnte das!«
»Prinz Hugo von Süderland.«
»Der – der tolle Prinz?«
»Derselbe!«
»Das klingt ja ganz und gar unglaublich! Ein Prinz ein Mordbrenner!«
»Oh, er ist noch mehr! Er ließ das Schloß anstecken, um die Tochter des Generals zu entführen.«
»Das wird ja immer schauderhafter! Natürlich ist es ihm nicht gelungen?«
»Doch!«
»Mein Gott! Was ist da zu thun?«
»Man ist sofort seiner Spur gefolgt, und während der verzweifelnde General bei der Brandstelle zurückbleiben mußte, sind wir nach Himmelstein geeilt. Ah, ich vergaß im Eifer ganz, Ihnen meinen Freund vorzustellen: Herr Baron Friedrich von Walmy – Graf von Mylungen, Karl von Mylungen, mein Kamerad zur See.«
Die Herren gaben sich die Hände, dann meinte der alte Graf zu Kurt:
»Wir sind hier unter uns. Bitte, erzählen Sie doch das Schreckliche!«
Kurt berichtete ausführlich von dem Abende jenes Brandes. Kaum hatte er geendet, so trat der Lehrling ein und meldete seinem Meister athemlos: »Er ist da!«
»Der Prinz?«
»Ja. Er kam in einer Kutsche.«
»Wir sie offen?«
»Nein, sie war zu.«
»Hast Du ihn denn gesehen?«
»Er guckte durch das Fenster.«
»Wir noch jemand
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