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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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darin?«
    »Ich habe nichts gesehen.«
    »Gut. Gehe auf das Feld!«
    Als der Junge sich entfernt hatte, rief Kurt:
    »Welch ein Versehen! Das ist kaum wieder gut zu machen!«
    »Was?«
    »Ich ahnte nicht, daß er bereits kommen werde. War er bei unserer Ankunft noch nicht hier, so wollte ich mich ihm in den Weg stellen, um seinen Wagen zu öffnen. Nun aber ist er bereits zur Burg hinauf und wir haben nicht erfahren können, ob er Magda bei sich hatte.«
    »Wir werden es erfahren,« meinte Friedrich von Wilmy.
    »Wie?«
    »Wirten wir bis der Pater kommt. Uebrigens bin auch ich bereits da. Einem Prairiemanne kann so leicht nichts entgehen. Meine Ansicht ist übrigens die, daß die junge Dame in dem Wagen gesessen hat. Der Pater und Holmers müssen übrigens auf seiner Fährte sein, denn – – – ah!«
    Er deutete durch das Fenster. Draußen kamen zwei Gestalten auf die Mühle zugeschritten, der eine war klein und sehr schmächtig, der Andere aber stark und breit wie ein Riese gebaut. Es waren die beiden Genannten, der Pater und Holmers. Der Müller öffnete ihnen die Thüren und führte sie herein.
    »Ah!« rief der Pater, »bereits Alle da!«
    »Soeben erst gekommen,« antwortete Kurt. »Auch der Prinz traf vor erst wenigen Augenblicken ein.«
    »Weiß es! Donnerwetter, es ist ärgerlich, daß wir ihn nicht einholen konnten. Nun hat er das Fräulein in Sicherheit gebracht!«
    »Hatte er sie mit?«
    »Ja.«
    »Gewiß?«
    »Wir waren ihm hart auf den Fersen und wissen, daß sie bis nach Himmelstein nicht ein einziges Mal aussteigen durfte.«
    »Alle Teufel! Hätte ich ihm doch begegnet!« rief Kurt.
    »Aergern Sie sich nicht, junger Mann,« tröstete der Pater. »Wir werden die Taube dem Stößer ganz sicher aus den Krallen reißen. Vor allen Dingen ist es nothwendig, dem General zu telegraphiren. Ich werde das selbst besorgen.«
    »Er muß her?«
    »Natürlich. Es ist vielleicht nothwendig, sein Ansehen zur Geltung zu bringen, wenn List vorher nichts helfen sollte.«
    »Und bis dahin sollen wir warten?«
    »Das ist nicht nöthig. Wir werden das Terrain heut noch sondiren.«
    »Thun Sie das! Sie sind darin geübt und hier in der Gegend nicht bekannt. Wenn ich mich dem Schlosse nähere, könnte man mich sehen und erkennen. Ich werde lieber die Depesche selbst besorgen.«
    »Wie Sie wollen. Aber das müßte gleich geschehen!«

    »Ich eile schon.«
    Ohne sich auf weitere Auseinandersetzungen einzulassen, verließ Kurt die Mühle und ging nach der Stadt. Dort gab er die Depesche auf und trat dann, da es sehr heiß war und er Durst empfand, in ein Wirtshaus, um sich ein Glas Bier geben zu lassen. Der Wirth blickte ihm beinahe erstaunt in das Gesicht.
    »Wie kommt es, daß sie sich einmal zu mir herablassen, Herr Geißler?« frug er, indem er dem Gaste das Glas mit schäumendem Bier vorsetzte.
    »Geißler? Ich heiße nicht so.«
    »Nicht? Sie scherzen! Man wird Sie ja kennen!«
    »Ah, Sie meinen den Neffen des Schloßvogtes? Der bin ich nicht.«
    »Nicht? Wirklich nicht?«
    »Nein.«
    »Das wäre ja eine ganz staunenswerthe Aehnlichkeit. Wer sind Sie denn?«
    »Ich bin hier fremd.«
    »Fremd? Sie reisen nur durch? Oder bleiben Sie zum Feste hier?«
    »Ich weiß noch nicht.«
    »Sie wissen es noch nicht? Dann haben Sie aber ja einen Ort, wo Sie sich entscheiden werden – – – ?«
    Der Mann frug aus bloßer wirthschaftlicher Neugierde, aber es war dennoch unklug von Kurt, daß er ihm antwortete:»Ich bin für heut draußen in der Mühle.«
    »In der Höllenmühle?«
    »Ja. Hier ist Geld. Adieu!«
    Er ging. Kaum aber war er um die Ecke der Gasse verschwunden, so kam ein Anderer von der andern Seite her auf das Haus zu. Er trat ein und verlangte auch ein Glas Bier. Der Wirth grüßte ihn mit tiefster Devotion und meinte, indem er ihm das Glas vorsetzte: »Jetzt eben ist mir etwas ganz Ungewöhnliches passirt, Herr Schloßvogt.«
    »Was?« frug der Alte mürrisch.
    »Fast hätte ich einen Fremden für Ihren Herrn Neffen gehalten.«
    »Dummheit!«
    »Das war es wohl weniger. Die Aehnlichkeit war zu groß. Ich glaube, Sie selbst hätten diese Beiden nicht sofort auseinander gekannt.«
    Der Schloßvogt stutzte.
    »Wirklich?« dehnte er.
    »Ja.«
    »Wer war der Mann?«
    »Ein Fremder, wie ich bereits sagte.«
    »Woher?«
    »Weiß es nicht.«
    »Ihr neugieriges Volk pflegt doch in solchen Fällen stets zu fragen!«
    »Ich that es auch, er schien aber keine Lust zur Antwort zu haben.«
    »Wohin ging er?«
    »Von hier aus? Das

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