Die Juweleninsel
mich nach meiner Wohnung!«
»Gern. Nun werden Sie uns wohl sagen, welche Gäste Sie noch erwarten?«
»Einen Baron Friedrich von Walmy – –«
»Ah!« unterbrach ihn der Graf in einem sehr verwunderten Tone.
»Ja. Dann einen gewissen Holmers, der auch ein Amerikaner Ist.«
»Weiter!«
»Von Herrn Ellis wurden mir nur diese Beiden angesagt. Heut am Morgen aber erhielt ich eine Depesche, nach welcher auch der junge Herr Kurt Schubert kommt. Er muß mit Herrn von Walmy noch heut hier eintreffen.«
»Dann ist etwas an der ursprünglichen Disposition verändert worden.«
»Es muß etwas geschehen sein, denn die Depesche empfahl mir, scharf aufzumerken, ob Prinz Hugo nach Burg Himmelstein komme.«
»Hm! Ist er angekommen?«
»Noch nicht. Sobald er aber kommt, werde ich es sofort erfahren. Mein Lehrjunge hat sich oben am Schlosse postirt und wird mir Nachricht geben.«
Sie erreichten die Mühle, und die beiden Gäste wurden von der Müllerin mit respektvoller Herzlichkeit aufgenommen. Sie erhielten ein Zimmer, auf welches ihnen auch das Essen gebracht wurde. Der Graf that es nicht anders, der Müller mußte an dem Mahle theil nehmen.
»Sie haben eine Tochter?« frug Mylungen.
»Ja.«
»Wie kommt es, daß ich sie nicht gesehen habe?«
»Sie ist nicht hier, sie ist verheirathet.«
»An wen?«
»Mein Schwiegersohn heißt Walther. Er ist Pfarrer in der norländischen Residenz.«
»Ah, es ist derselbe Theologe, welcher Erzieher in Helbigsdorf gewesen ist?«
»Ja.«
»Ich kenne ihn.«
»Sie haben ihn gesehen und gesprochen?«
»Nein. Lieutenant Schubert hat meinem Sohne von ihm erzählt. Pastor Walther war lange Zeit mit Ihrer Tochter verlobt?«
»Einige Jahre.«
»Ihre Tochter verschwand eines schönen Tages?«
»Sie wissen auch hiervon?«
»Alles. Der Lieutenant hat das Abenteuer ausführlich berichtet. Es war schauderhaft, ja, es war unglaublich.«
»Und dennoch wahr.«
»Was haben Sie gethan?«
»Hm!«
»Natürlich Anzeige gemacht.«
»Allerdings.«
»Man hörte aber doch von einer Bestrafung nichts!«
»Sie wundern sich darüber? Vierzehn Tage nach meiner Anzeige kam ein hoher Justizbeamter nach der Höllenmühle, der meine Tochter, meine Frau und mich einem sehr scharfen Verhöre unterwarf. Er behandelte uns, als ob wir Verbrecher seien. Nach ihm hatte meine Tochter eine heimliche Liebschaft mit einem Himmelsteiner Knechte gehabt und die Mühle verlassen, um mit ihm nach Amerika zu gehen, und der Vogt hatte sie bis zur geeigneten Zeit als Magd da oben behalten. Der Prinz hatte von dieser Angelegenheit nicht die mindeste Ahnung gehabt, und das einzige Strafbare war gewesen, daß der Vogt mir die Anwesenheit meiner Tochter nicht gemeldet habe. Gegen ihn könne ich Klage führen, dann aber werde man auch mich zur Untersuchung ziehen wegen falscher Anschuldigung des Prinzen, denn das ganze Abenteuer sei ja nur erfunden, um meine Tochter vor den Augen Walthers zu rechtfertigen, nachdem sie wieder Sehnsucht nach dem Elternhause bekommen habe. Das war das ganze Ende des großen Liedes.«
»Und Sie haben wirklich geschwiegen?«
»Ich wollte nicht, ich wollte lieber zu Grunde gehen, als den Prinzen unbestraft sehen, aber ich erkundigte mich bei verschiedenen Rechtsgelehrten, welche mir abriethen, da sowohl der betreffende Knecht als auch der Vogt nebst seiner Frau ihre Aussagen beschworen hatten.«
»Aber Ihre beiden Zeugen, der Lieutenant und Ihr Knappe, die Ihre Tochter befreit hatten? Man mußte doch auch diese vernehmen!«
»Der Herr Lieutenant war Ausländer und übrigens bereits wieder zur See gegangen, und Klaus hätte man sehr einfach den Prozeß gemacht. Unter diesen Umständen rieth mir auch mein Schwiegersohn ab, er meinte, ich sollte die Entscheidung einem höheren Richter anheimgeben, der kein Ansehen der Person kenne und früher oder später doch sein Urtheil sprechen werde.«
»Das wird er, darauf können Sie sich verlassen! Vielleicht hat er grad uns zu Ihnen geführt, um den Thäter zu bestrafen. Hat Ihnen dieser Master Ellis irgend welche Mittheilungen gemacht?«
»Nein. Er schien ein sehr verschlossener Mann zu sein. Er zog sehr eingehende Erkundigungen über die hiesigen Verhältnisse ein, obgleich es mir schien, als ob sie ihm bereits mehr als genugsam bekannt seien.«
»Sind Sie erst seit einigen Wochen hier?«
»Ja. Ich kam aus Norland herüber.«
»So können Sie mir keine Auskunft geben. Aber wir sind Leidensgefährten, denn auch mir ist eine liebe Tochter ganz
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