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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schwer zu erkennen vermochte. Erst als der Morgen graute und die Fackeln ausgelöscht wurden, erkannte man eine kreisrunde Arena, um welche breite Zuschauerräume errichtet waren.
    Gerade über dem Hofeingange erhob sich eine Loge, welche allem Anscheine nach für den König von Augh bestimmt war. Ihr gegenüber, so daß man von dem Palaste aus Zutritt zu ihr nehmen konnte, war eine zweite zu erblicken, deren hölzernes Gitterwerk vermuthen ließ, daß sie die Damen des Maharajah aufnehmen werde. Dann war noch hüben und drüben zu beiden Seiten des Hofes je eine Loge angebracht, jedenfalls die eine für die Engländer und die andere für die Großen des Reiches Augh.
    Seitwärts befand sich ein doppelter, aus starken Eisenholzbohlen gefertigter Käfig, dessen Seiten so mit Matten verhängt waren, daß man die Insassen desselben nicht wahrnehmen konnte. Es befand sich wohl der Panther nebst dem Bär aus dem Himalaya darin.
    Maletti hatte nicht lange geschlafen. Jede große Seelenerregung läßt spät zur Ruhe kommen und weckt früh wieder auf. Da der Morgen noch nicht heiß war, beschloß er, zumal seine Zeit jetzt noch nicht von Geschäften in Anspruch genommen war, einen Spaziergang in die Umgebung der Stadt zu machen.
    Er kannte bereits denjenigen Theil dieser Umgebung, welcher an den Fluß stieß, und wandte sich daher der andern Seite zu.
    Nachdem er die Grenze der Stadt überschritten hatte, gelangte er zwischen ausgedehnten Reis-, Maniok-und Pisangpflanzungen in einen Palmenwald, welcher nach einiger Zeit in einen dichten Teakforst überging. Aus Scheu vor den wilden Thieren, denen er beinahe unbewaffnet gegenübergestanden wäre, war er eben zur Umkehr bereit, als es neben ihm in den Büschen raschelte. Er zog seinen Handjar, kam aber nicht zum Streiche, denn noch ehe er irgend ein menschliches Wesen erblickt hatte, sauste ihm ein lederner Riemen um den Leib, zog ihm die Arme zusammen, und dann wurde er in fürchterlicher Eile durch die Büsche gerissen, so daß er die Besinnung verlor.
    Als er erwachte, befand er sich auf einer engen Lichtung, welche rings von dichten baumhohen Farren umgeben war. Er lag noch immer gebunden am Boden, und um ihn herum hockten einige zwanzig wilde Gestalten, deren verwegenes Aussehen ihn nichts Gutes vermuthen ließ. Sie waren bis unter die Zähne bewaffnet, trugen lange, gekrümmte, absonderlich gestaltete Messer im Gürtel und lauschten auf die Worte eines Mannes, welcher auf einem Steine einen etwas erhöhten Standpunkt genommen hatte und in fürchterlicher Begeisterung zu den Andern redete.
    Alphons schauderte. Das ganze Aeußere und besonders die Schlingen, welche sie trugen, belehrten ihn, daß er einer Bande jener berüchtigten Thugs in die Hände gefallen sei, bei denen der Mord zur Religion geworden ist, und welche dieser Religion mit der entsetzlichsten Energie huldigen.
    Diese Thugs sind durch ganz Indien verbreitet, zu ihnen gehört nicht etwa der Auswurf der Bevölkerung, nein, sondern sie rekrutiren sich aus allen Kasten und Ständen, von dem verachteten Paria bis hinauf zum weiß gekleideten Priester und Brahmanen, oder gar dem Scepter tragenden Fürsten.
    Der Thug ist der fürchterlichste Mensch, den es auf Erden gibt. Er überfällt Dich in der Einsamkeit des Waldes oder der Dschungel, er mordet Dich mitten in der Stadt, mitten in einer Versammlung, welche ihm ein Entkommen zur Unmöglichkeit macht. Du trittst aus dem Schiffe an das Land, und sein Dolch fährt Dir in das Herz; er begleitet Dich als treuer sorgsamer Diener Jahre lang durch Indien, und in der letzten Nacht vor Deiner Abreise stößt er Dir das Messer in die Kehle. Vor ihm ist keiner sicher, weder der In-noch der Ausländer, obgleich er es allerdings zumeist auf den letzteren abgesehen hat. Keiner der zu dieser furchtbaren Sekte Gehörigen verräth den Andern; selbst die größte Marter vermag nicht, ihm ein einziges Wörtchen oder auch nur die kleinste Mittheilung über seine infamen höllischen Satzungen zu entlocken, und nur so viel ist gewiß, daß es in diesem weit verbreiteten Henkerbunde verschiedene Grade und Stufen gibt, welche von den Angehörigen nach und nach erstiegen werden. Die Angehörigen des einen Grades morden nur mit der Schlinge, die Andern mit Gift, die Dritten mit dem Ersäufen, die Vierten mit dem Verbrennen, die Fünften mit der Keule und die Uebriigen mit andern Instrumenten oder Todesarten.
    Der fürchterlichste Angehörige der Thugs aber ist der Phansegar, dessen

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