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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wie der meinige. Hast Du vielleicht erfahren, welche Vorschläge mir die Engländer zu machen haben?«
    »Nein. Nur der General kennt sie und vielleicht der Rittmeister, wenn der erstere ihm Einiges davon mitgetheilt haben sollte.«
    »Er wird ihm Alles gesagt haben, denn der Rittmeister ist seine rechte Hand.«
    »Du irrst. Der Rittmeister gilt weniger bei ihm als jeder andere seiner Untergebenen. Der General weiß, daß Mericourt ein Abenteurer und ein hinterlistiger Feigling ist. Er thut, als ob er sich von ihm lenken lasse, und benutzt ihn doch nur wie das Wasser, welches das Rad zu treiben hat und dann weiter fließen muß.«
    Der Rajah hatte sich während dieser Worte seines neuen Kriegsministers erhoben.
    »So thun es die Engländer,« meinte er. »Sie werfen ihre Werkzeuge undankbar von sich, wenn sie dieselben ausgenutzt haben. Und ganz dieselbe Undankbarkeit zeigen sie auch gegen uns. Dieser Lord Haftley kommt zu mir und sagt, daß er das Wohl meines Landes im Auge habe, aber er trägt die Falschheit und den Verrath in seiner Hand. Er will den Inglis mein Land öffnen, und dann, wenn ich ihnen dies gestattet habe, werden sie es mir nehmen.«
    »Was wirst Du ihm antworten?«
    »Ich kenne die Engländer. Sie haben sehr Vieles, was wir gebrauchen können, und wir haben gar Manches, was ihnen unentbehrlich ist. Ein Handel mit ihnen wird beiden Theilen Nutzen bringen, und ich habe also nichts dagegen, daß sie zu mir und auch meine Unterthanen zu ihnen kommen, um ihre Waaren auszutauschen. Aber ich werde meine Bedingungen so stellen, daß mir kein Schaden daraus erwachsen kann.«
    »Welches sind diese Bedingungen, Sahib?«
    »Darf bei Euch ein Staat ohne Erlaubniß der andern Nationen ein Land erwerben?«
    »Nein. Er muß sich erst im Stillen und dann auch öffentlich ihrer Zustimmung versichern.«
    »Nun gut. Ich werde den Engländern mein Land öffnen, wenn sie mir nachweisen, daß die Frankhi, die Italini, die Nemßi 5 , die Russi, die Spani und Portugi ihnen die Erlaubniß geben. Und diese Nationen müssen mir versprechen mich zu vertheidigen, wenn die Ingli mir mein Land nehmen wollen.«
    »Auf diese Bedingungen werden die Engländer nicht eingehen.«
    »So mögen sie von Augh fortbleiben und wieder dahin zurückkehren, woher sie gekommen sind!«
    »Sie werden gehen, aber dann wiederkommen, doch nicht so wie jetzt, sondern mit ihrer bewaffneten Macht, um Dich zu zwingen.«
    »Dann werde ich kämpfen. Ich habe Dich ja zu meinem Bruder gemacht, damit Du mir helfen sollst sie gerüstet zu empfangen. Doch jetzt laß uns die Ruhe suchen! Morgen ist ein Tag, welcher uns wach und kräftig sehen muß. Die Inglis sind ein mächtiges Volk; ich muß ihre Gesandten würdig behandeln und werde ihnen morgen ein Schauspiel geben.«
    »Welches?«
    »Einen Kampf zwischen Elephanten, Bär und Panther. Hast Du so etwas bereits einmal gesehen?«
    Der Lieutenant lächelte und antwortete einfach:
    »Ich bin ein Jäger.«
    »So wird dieses Schauspiel Deine Aufmerksamkeit erwecken. Ich habe einen wilden Bär vom Himalaja, der größer ist als alle, die ich bisher gesehen habe. Und den Panther erhielt ich vom Maharajah von Singha zum Geschenke. Er ist dem Bären gewachsen. Doch jetzt komm.«
    Sie verließen den Ort und schritten dem Palaste zu.
    Kaum waren sie fort, so erhob sich Rabbadah aus ihrem Verstecke und trat zu dem Sitze, den sie verlassen hatten. Warum ließ sie sich gerade an der Stelle nieder, auf welcher Maletti gesessen hatte? Sie legte sich diese Frage gar nicht vor; sie hätte dieselbe gar nicht beantworten können. Sie folgte der plötzlichen Regung ihres Innern und handelte nicht anders als rein instinktiv.
    Ueber ihr breitete sich der tiefdunkle Himmel des Südens mit seinen strahlenden Sternbildern aus. Wollte auch in dem Himmel ihres Herzens ein Stern aufgehen, strahlender noch vielleicht als all die glänzenden Welten am Firmamente? Um sie her träumte und duftete die tropisch üppige Natur, und die reiche Vegetation wiegte sich leise im Zephyre, der durch die Wipfel der Palmen strich. Auch im Herzen dieses herrlichen Weibes wollte es aufsteigen wie Träume und Düfte eines nahen Glückes, von dem sie bisher keine Ahnung gehabt hatte.
    Da vernahm sie plötzlich nahende Schritte, und noch ehe sie sich erheben und entfernen konnte, stand eine männliche Gestalt vor ihr.
    Es war Maletti.
    Er hatte seine Wohnung wieder verlassen, weil er das Bedürfniß fühlte, die Ereignisse des heutigen Tages in seinem Innern

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