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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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geschrien, wie jemand auf der Folterbank.
    Holly überlegte und fragte sich, ob ihr Traum einer prophetischen Vision gleichkam. Wies der Freund darauf hin, daß sie irgendwann einen Dixie Duck Burger Palace aufsuchen und dort durch verstreute Pommes frites und Blut kriechen würde, auf der Flucht vor einem Wahnsinnigen, der mit einer automatischen Waffe schoß?
    Sie lebte in einer Gesellschaft, auf deren Straßen die Opfer der Drogenkriege lagen, in der es von vollkommen ausgerasteten Verrückten wimmelte, die jederzeit nach einem Revolver greifen und wild um sich schießen konnten. Vielleicht kam tatsächlich jemand von ihnen auf die absurde Idee, es gebe ein geheimes Spionagenetz, das von Burger-Restaurants aus geleitet wurde. Holly hatte viele Jahre lang in Zeitungsredaktionen gearbeitet und Stories gelesen, die nicht weniger tragisch und kaum seltsamer waren.
    Nach etwa fünfzehn Minuten ertrug sie es nicht mehr, noch länger über den Alptraum nachzudenken. Die Analyse erleichterte es ihr keineswegs, die Schreckensvisionen hinzunehmen oder sie zu vergessen. Statt dessen nahm ihre Verwirrung immer mehr zu. Die Erinnerungsbilder des Massakers verblaßten nicht, wie es normalerweise bei einem Traum der Fall war; sie schienen sogar noch deutlicher zu werden. Holly versuchte nicht mehr, ihren Sinn zu verstehen.
    Jim schlief, und sie spielte mit dem Gedanken, ihn zu wecken. Aber er brauchte die Ruhe ebenso dringend wie sie. Es fehlten Anzeichen dafür, daß der Feind seinen Traum als ein Tor benutzte - in den Kalksteinwänden und den Bodendielen veränderte sich nichts -, und deshalb beschloß Holly, ihn schlafen zu lassen.
    Als sie sich im Zimmer umsah und die Wände betrachtete, fiel ihr Blick auch auf den Schreibblock, der vor einem Fenster auf dem Boden lag. Sie hatte ihn am vergangenen Abend fortgeworfen, als es der Freund zunächst ablehnte, zu ihnen zu sprechen, und darauf bestand, schriftlich Auskunft zu geben. Holly dachte plötzlich an die niedergeschriebenen Fragen auf dem Block und fragte sich, ob sie alle beantwortet waren.
    So leise wie möglich stand sie auf und durchquerte den Raum. Ganz vorsichtig belastete sie die Dielen mit ihrem Gewicht, um zu verhindern, daß sie unter ihr knarrten.
    Als sie sich bückte, um den Block aufzuheben, hörte sie etwas, daß sie erstarren ließ. Ein dumpfer Herzschlag erklang, mit einem zusätzlichen Pochen.
    Erneut starrte sie zu den Wänden, dann zur gewölbten Decke hoch. Das Licht von den Fenstern und der Gaslampe genügte, um zu erkennen, daß der Kalkstein auch weiterhin Kalkstein blieb, daß sich das Holz nicht in eine transparente Substanz verwandelte.
    Bumm-Bumm-BUMM, Bumm-Bumm-BUMM …
    Ein leises Geräusch, das in der Ferne zu erklingen schien, als schlüge irgendwo in den braunen Hügeln jemand auf eine Trommel.
    Aber Holly begriff sofort. Keine Trommel. Es war der dreifache Herzschlag, der die Manifestation des Feindes begleitete, so wie die Glocken, die - abgesehen vom letzten Mal - den Besuch des Freundes angekündigt hatten.
    Sie lauschte, und das dumpfe Pochen verhallte.
    Holly spitzte die Ohren.
    Stille.
    Erleichtert griff sie nach dem Block und stellte fest, daß ihre Hände noch immer leicht zitterten. Das Papier war zerknittert, und es knisterte, als Holly über die Blätter strich.
    Jims gleichmäßiger Atem - ein leises, stetiges Zischen, dessen Rhythmus unverändert blieb.
    Holly las die Zeilen auf der ersten Seite und nahm sich dann die zweite vor. Es handelte sich um die gleichen Auskünfte, die der Freund später auch verbal gegeben hatte - obwohl es natürlich keine Antworten auf die improvisierten Fragen gab. Sie überflog die Seiten drei und vier, auf denen die Namen der Personen standen, die Jim vor dem Tod bewahrt hatte: Carmen Diaz, Amanda Cutter, Steven Aimes, Laura Lenaskian und so weiter. Blockbuchstaben beschrieben die zukünftigen großartigen Leistungen der Geretteten beziehungsweise ihrer Kinder.
    Bumm-Bumm-BUMM … Bumm-Bumm-BUMM … Bumm-Bumm-BUMM…
    Holly hob ruckartig den Kopf.
    Das Geräusch kam noch immer aus der Ferne, war nicht lauter als vorher.
    Jim stöhnte leise im Schlaf.
    Holly wollte ihn wecken und wich einen Schritt vom Fenster zurück, aber das unheilverkündende Pochen verklang wieder. Der Feind schien irgendwo in der Nähe zu sein, aber er hatte noch kein Tor im Traum des Schlafenden gefunden. Jim brauchte Ruhe und eine Gelegenheit, seine Kräfte zu erneuern - sonst klappte er irgendwann zusammen. Holly

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