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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zusammen, wie es Ihnen paßt, was meistens überhaupt nichts mit der Realität zu tun hat. Das kommt einer geistigen Vergewaltigung gleich, verdammt!«
    Holly stellte fest, daß der gleiche Zorn in ihr brodelte, den sie auch am Wrack der DC-10 gespürt hatte. Ihre Wut galt nur zu einem geringen Teil Anlock, sie richtete sich hauptsächlich gegen den Allmächtigen, so sinnlos das auch sein mochte. Der Reporter bot nur ein besseres Ziel als Gott, der sich jederzeit in einer schattigen Ecke des Himmels verbergen konnte. Holly hatte geglaubt, den Zorn überwunden zu haben, doch jetzt begriff sie, daß er noch immer in ihr wogte, so dunkel wie die Qualmwolke in der brennenden Maschine.
    Sie taumelte über die Grenze der Selbstbeherrschung und begegnete dieser Tatsache mit Gleichgültigkeit - bis sie merkte, daß CNN live sendete. Das zufriedene Blitzen in Anlocks Augen und ein angedeutetes ironisches Lächeln teilten ihr mit, daß er ihren emotionalen Ausbruch sogar zu schätzen wußte. Sie gab ihm genau das, was er sich erhoffte: ein Drama aus erster Hand. Und er benutzte es bereitwillig, obgleich er selbst im Fokus von Hollys Wut stand. Später würde er ihr Verhalten großzügig entschuldigen, sein Verständnis mit einem Hinweis auf ihr Trauma zum Ausdruck bringen und sich dadurch als furchtloser Reporter und mitfühlender Mensch darstellen.
    Holly wandte sich von der Kamera ab, verärgert darüber, daß sie Anlocks Erwartungen entsprochen hatte - obwohl sie genau wußte, daß nur der Journalist gewann. Als sie fortging, hörte sie ihn sagen: »… völlig verständlich, wenn man bedenkt, was die arme Frau erlebt hat…«
    Sie wollte zu ihm zurückkehren, ihm eine schallende Ohrfeige versetzen …
    Was ist los mit dir, Thorne? dachte sie. Normalerweise bleibst du immer du selbst, aber jetzt hast du vollkommen die Fassung verloren. Warum?
    Sie versuchte, die Reporter zu ignorieren, ihr plötzliches Interesse an einer Selbstanalyse zu unterdrücken und begann erneut mit der Suche nach Jim Ironheart. Doch er blieb spurlos verschwunden und gehörte auch nicht zu der letzten Gruppe, die den Aufenthaltsraum erreichte. Es überraschte Holly kaum, daß die UA-Angestellten vergeblich in den Passagierlisten blätterten - dort war sein Name nicht verzeichnet.
    Vielleicht hielt er sich noch immer in unmittelbarer Nähe des Flugzeugs auf und half den Rettungsmannschaften. Holly wünschte sich nichts sehnlicher, als mit ihm zu sprechen, aber sie mußte sich in Geduld fassen.
    Nach dem verbalen Angriff auf Anlock gingen ihr einige Reporter aus dem Weg, aber Holly kannte die Denk- und Verhaltensweise von Journalisten gut genug, um sie zu manipulieren. Sie trank bitteren schwarzen Kaffee aus einem Becher - obwohl sie überhaupt kein Koffein brauchte, um wach zu bleiben -, wanderte sowohl im Aufenthaltsraum als auch im breiten Flur umher und sprach mit den Reportern, ohne sich als Kollegin zu erkennen zu geben. Auf diese Weise brachte sie einige Dinge in Erfahrung. Bisher hatte man fast zweihundert Überlebende registriert, und wahrscheinlich gab es nicht mehr als fünfzig Tote - eine bemerkenswert geringe Anzahl von Opfern, wenn man bedachte, daß die Maschine auseinandergebrochen und anschließend in Brand geraten war. Jims Eingreifen hatte es dem Flugkapitän ermöglicht, weitaus mehr Menschen zu retten, als es dem Plan des Schicksals entsprach, aber seltsamerweise konnte sich Holly nicht recht darüber freuen. Sie grübelte über jene Personen nach, die trotzdem gestorben waren.
    Sie hörte auch, daß die Besatzung - das gesamte Flugpersonal hatte überlebt - nach einem Passagier suchte, der allen eine große Hilfe gewesen war. Sie beschrieben den Mann als >Jim Soundso, eine Art Kevin Costner mit auffallenden blauen Augen<. Da die ersten eintreffenden Bundesbeamten ebenfalls mit Jim Soundso sprechen wollten, interessierten sich auch die Medien für ihn.
    Allmählich begriff Holly, daß Ironheart nicht im Aufenthaltsraum erscheinen würde. Er plante sicher, einfach zu verschwinden, wie nach seinen anderen Missionen. Bestimmt lag ihm nichts daran, mit den Reportern und Untersuchungsbeamten zu sprechen. Die einzige Spur, die er zurückließ, bestand aus dem Namen >Jim<.
    Holly war die erste und einzige Person, der er auf einem Rettungsschauplatz seinen vollständigen Namen genannt hatte. Sie runzelte die Stirn und fragte sich, warum er ihr mehr preisgegeben hatte als anderen Menschen.
    Vor der nächsten Damentoilette traf sie Christine

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