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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Dubrowek. Sie gab Holly die Handtasche zurück und erkundigte sich nach Steve Harkman - ohne zu wissen, daß er der mysteriöse Fremde war, nach dem alle suchten.
    »Er muß heute abend in Chicago sein und ist bereits mit einem Leihwagen unterwegs«, log Holly.
    »Ich wollte ihm danken«, sagte Christine. »Aber damit muß ich wahrscheinlich warten, bis wir wieder in Los Angeles sind. Mein Mann und Steve arbeiten in dem gleichen Unternehmen.«
    Casey stand dicht neben ihrer Mutter, hatte sich den Ruß aus dem Gesicht gewaschen und das Haar gekämmt. Sie knabberte an einem Schokoladeriegel, schien jedoch kaum Gefallen daran zu finden.
    Holly nahm die erste Gelegenheit wahr, um sich zu entschuldigen und zum Hilfszentrum zurückzukehren, das United Airlines in einer Ecke des VIP-Aufenthaltsraums eingerichtet hatte. Sie wollte einen Flug buchen, der sie wenn auch auf Umwegen - noch an diesem Abend nach Los Angeles zurückbrachte. Aber man konnte Dubuque nicht gerade als Mittelpunkt des Universums bezeichnen, und alle Plätze nach Südkalifornien waren bereits besetzt. Die einzige Alternative bestand darin, am nächsten Morgen nach Denver zu reisen und dort in eine Maschine umzusteigen, die mittags startete und nach Los Angeles flog.
    UA stellte ihr ein Quartier für die Nacht zur Verfügung, und um achtzehn Uhr fand sich Holly in einem sauberen, schlichten Zimmer der Best Western Midway Motor Lodge wieder. Nun, vielleicht war es gar nicht so schlicht, wie sie zunächst glaubte. In ihrem gegenwärtigen Zustand hätte sie nicht einmal eine Suite im Ritz zu schätzen gewußt.
    Sie rief ihre Eltern in Philadelphia an, um sie zu beruhigen, falls sie die Nachrichtensendungen der CNN gesehen hatten oder am nächsten Tag in der Zeitung ihren Namen lasen in der Überlebenden-Liste des Fluges 246. Sie wußten überhaupt nichts von der Bruchlandung, bestanden jedoch auf einer Schilderung aller Einzelheiten und gaben sich einer Furcht hin, die jetzt überhaupt keinen Sinn mehr hatte. Holly spendete Trost, anstatt welchen zu empfangen, und das fand sie rührend: Es bewies, wie sehr ihre Eltern sie liebten. »Es ist mir gleich, wie wichtig die Story sein mag, an der du arbeitest«, sagte ihre Mutter. »Fahr mit dem Bus; dann besteht überhaupt keine Gefahr.«
    Die Gewißheit, geliebt zu werden, blieb ohne Einfluß auf Hollys Stimmung.
    Ihr Haar bildete eine wirre Masse, und sie roch nach Ruß und Rauch. Trotzdem begab sie sich ins nächste Einkaufszentrum, um mit ihrer VisaKarte frische Kleidung zu kaufen: Socken, Unterwäsche, blaue Jeans, eine weiße Hose und eine leichte Denim-Jacke. Sie wählte auch ein Paar Reeboks, weil sie argwöhnte, daß die dunklen Flecken an ihren Schuhen von Blut stammten.
    Wieder im Zimmer, nahm sie die längste Dusche ihres Lebens und schrubbte sich mehrmals ab, bis das Stück Seife auf einen kümmerlichen Rest geschrumpft war. Sie drehte das Wasser ab, obwohl sie sich noch immer nicht sauber fühlte, und begriff schließlich, daß sie inneren Schmutz fortzuwaschen versuchte.
    Beim Zimmerservice bestellte sie ein Sandwich, Salat und Obst. Als man ihr das Tablett brachte, verspürte sie keinen Appetit mehr und rührte nichts an.
    Eine Zeitlang saß sie stumm da und starrte an die Wand.
    Es fehlte ihr der Mut, den Fernseher einzuschalten. Sie wollte nicht riskieren, sich eine Nachrichtensendung über den Flug 246 anzusehen.
    Wenn sie in der Lage gewesen wäre, sich mit Jim Ironheart in Verbindung zu setzen, hätte sie ihn ohne zu zögern angerufen, immer wieder, alle zehn Minuten, Stunde um Stunde - bis er zu Hause eintraf und abnahm. Aber sie wußte bereits, daß seine Nummer nicht verzeichnet war.
    Schließlich ging sie in die Cocktailbar, nahm an der Theke Platz und bestellte sich ein Bier eine gefährliche Entscheidung für jemanden, der keinen Alkohol vertrug. Angesichts ihres leeren Magens hatte eine Flasche wahrscheinlich die gleiche Wirkung wie ein starkes Betäubungsmittel.
    Ein Handelsvertreter aus Omaha versuchte, ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Er war gut vierzig, nicht unattraktiv und recht nett, aber Holly wollte keine falschen Hoffnungen in ihm wecken. Möglichst höflich gab sie ihm zu verstehen, daß sie die Nacht allein verbringen wollte.
    »Ich ebenfalls«, erwiderte der Mann und lächelte. »Ich möchte mich nur mit jemandem unterhalten.«
    Holly glaubte ihm, und ihre Instinkte täuschten sie nicht. Zwei Stunden lang saßen sie nebeneinander an der Theke, sprachen über Filme und

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