Die Kälte in dir (German Edition)
sprach?
Der Mann am Fenster stieß ein Röcheln aus, schnappte gierig nach Luft und wälzte sich laut furzend von einer Seite auf die andere. Daniel sah hinüber, ohne viel zu erkennen, und als sein Blick zum Fußende seines Bettes zurückkehrte, war Darja verschwunden. Vertrieben von einem Schnarcher.
Hatte Daniel nur geträumt?
Sein Herz tat mit einem Mal mehr weh als der Rest seines geschundenen Körpers.
Zusammen mit Sampo und seinen beiden Kollegen waren Kristina und Sonja um halb neun angerückt, in der Erwartung, DNA -Spuren der Ermordeten zu finden. Dreißig Minuten später als geplant, da die Sonderkommission vorher noch von Sampo und Decher über die neuesten Entwicklungen in der Mordserie unterrichtet wurden.
Jakub Piecek war gefunden worden.
Nicht gefasst, wie man es seit Beginn der Woche geplant hatte. Vielmehr musste festgestellt werden, dass er schon seit Freitag in den Händen der Staatsanwaltschaft gewesen war. In einem Kühlfach der Pathologie.
Eine weitere DNA -Untersuchung brachte die Gewissheit, wer die Brandleiche tatsächlich war. Der Schock saß tief bei den Fahndern, doch es war auch ein Durchbruch. Nachdem wieder Ruhe in die Runde eingekehrt war, erteilte der SoKo-Leiter seine Anweisungen, und sie strömten aus wie die Ameisen, jeder einer individuellen Pheromonspur folgend.
Achterberg stand nicht nur wegen Spielschulden finanziell in der Kreide. Die Investition für die Laboreinrichtung erfolgte über Kredite in Millionenhöhe. Als unabhängig agierendes Labor erstellte Achterbergs Firma hauptsächlich Zweitgutachten für Pharmaunternehmen und hatte bis vor Kurzem Outsourcing-Werkverträge mit führenden Medikamentenherstellern gehabt. Doch die waren alle ausgelaufen, und das Labor schrieb seit sechs Monaten rote Zahlen. Diese Informationen, die Kristina bei den Kollegen der Steuerfahndung abgefragt hatte, lagen am Morgen wie zugesagt auf ihrem Schreibtisch.
Der Biochemiker war weder in seiner Wohnung noch in seinem Labor. Franka Steffen, Achterbergs einzig verbliebene Angestellte, wusste auch an diesem Tag nicht, wo ihr Chef steckte. Sie hatte seit drei Tagen nichts von ihm gehört. Die Konfrontation mit den Polizisten, die am frühen Vormittag unerwartet aufgetaucht waren und nun hektisch um sie herumwuselten, machte sie verlegen.
Die Durchsuchung des Labors kam zum Stillstand, als sich herausstellte, dass nur der Chef den Code des elektronischen Zahlenschlosses für den durch die Schleuse abgetrennten Bereich hatte.
»Woher kommt das Summen?«
»Der Raum wird konstant unter Druck gehalten, damit keine Bakterien eindringen können«, erklärte die junge Frau.
»Was erforscht er dort drin?«, wollte Kristina wissen.
»Hat er mir nicht verraten«, sagte Franka Steffen. »Er meinte nur, dafür hätte er eine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben, weshalb er mich nicht einweihen kann. So was kommt ab und an mal vor. Pharmafirmen sind ziemlich paranoid, wenn es um die Entwicklung neuer Medikamente geht.«
»Sie waren nie dabei?«
Franka Steffen schüttelte den Kopf.
»Kommen wir da rein?«, fragte Kristina Sampo, der stirnrunzelnd vor der Stahltür mit dem Sichtfenster stand.
»Allenfalls mit Gewalt«, prognostizierte er und deutete dann auf das Biohazard-Symbol, das an der Tür klebte. »Mir macht vielmehr das hier Sorgen. Wir können da nicht einfach rein. Falls dort drinnen irgendetwas mit Weiß-der-Teufel-was kontaminiert ist, sind wir der Mops. Ich möchte nicht dafür verantwortlich zeichnen, die halbe Stadt zu verseuchen.«
Kristina sah sich nach der Laborassistentin um. »Hat Achterberg mit gefährlichen Viren hantiert?«, fragte sie besorgt.
»Sehr unwahrscheinlich, er hat diesbezüglich nie was erwähnt, und er trug auch explizit keinen Schutzanzug, wenn er in diesem Teil des Labors arbeitete.«
»Und der Aufkleber?«
Franka Steffen zuckte mit den Schultern. Damit war klar, sie würden ein Spezialkommando benötigen, um den hermetisch abgeriegelten Schutzraum zu betreten.
»Ich schlage vor, wir durchsuchen erst alle Räume, zu denen wir gefahrlos Zugang haben, und nehmen danach die Wohnung nebenan unter die Lupe. Falls wir nichts finden, unterhalten wir uns noch einmal darüber«, erklärte Sampo und klopfte mit dem Fingerknöchel gegen die Glasscheibe in der Sicherheitsschleuse.
Kristina stimmte zähneknirschend zu und wandte sich wieder an die Laborantin. »Kennen Sie Dr. Arthur Lorenz?«
Franka Steffen musste nicht lange überlegen. »Flüchtig, ist ein
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