Die Kälte in dir (German Edition)
ganzen Jahr nicht zusammenbekommen. Verraten Sie mir, wonach genau ich suchen soll, und Sie bekommen noch heute eine Antwort!«
»Es muss doch vergleichbare DNA geben, die an allen Fund- oder Tatorten auftaucht?«, fauchte der Hauptkommissar.
»Wenn dem so wäre, läge das Ergebnis bei Ihnen auf dem Schreibtisch«, erwiderte Sampo. »Wir haben nur einen einzigen relativ isolierten Tatort, den in Werner Finckhs Waschküche. Bei allen anderen wurden die Spuren entweder durch ein Feuer oder durch Wasser zerstört oder konnten durch die schiere Masse an unterschiedlichen genetischen Abdrücken bislang nicht lokalisiert werden.«
Daniel war mit seinem Latein am Ende. Die Dateiendung deutete darauf hin, dass es sich um einen Film handelte, nur ließ sich der vermeintliche Clip, der auf die CD gebrannt worden war, nicht öffnen. Außerdem gab es nur diese eine Datei.
Franka hatte Kaffee gemacht. Nach der zweiten Tasse fühlte Daniel sich besser. Seine Überlegungen flogen ihm nicht mehr davon, der Inhalt seines Kopfes war wieder auf das normale Maß geschrumpft. Doch das half alles nichts, um den Clip abzuspielen und zu erfahren, was der Biologe ihnen mitteilen wollte. Warum hatte Achterberg Franka nicht gleich den Speicherchip geschickt?
Daniel musste den Rechner finden, auf dem die CD gebrannt worden war. Franka hatte ihm anvertraut, dass die Polizei neben dem Labor auch Achterbergs Wohnung durchsucht hatte. Wenn die Sachen dort gewesen waren, hatte die Kriminaltechnik alles sichergestellt.
Womöglich haben sie den Film bereits gefunden und angesehen?
Was war passiert, während er den Tag auf seinem Sofa gedöst hatte?
Aber wenn eine Verhaftung des Serienkillers aus dem Remstal erfolgt wäre, hätte er das aus den Nachrichten gehört.
Während seines Aufenthalts bei der Laborantin berichteten die Medien allerdings von einem weiteren Leichenfund. Die Vermutung, dass ein weiteres Opfer entdeckt worden war, das auf das Konto des Remstalschlächters ging, schnürte Daniel die Kehle zu. Kein Wunder, dass Kristina nicht ans Telefon ging. Ohne sie kam er mit diesem verfluchten Datenträger jedoch nicht weiter.
Der Laptop warf die CD aus, und Daniel betrachtete die silberne Scheibe. Es gab Spezialisten in der Kriminaltechnik, die möglicherweise noch etwas damit anfangen konnten.
Dem Stuttgarter Präsidium konnte Daniel schlecht seine Aufwartung machen, aber vielleicht Kristinas Kollegen aus der Waiblinger Kriminaltechnik.
Sonja Lachenmeier umklammerte das Lenkrad, Verbissenheit lag in ihren Zügen. Es wäre an Kristina gewesen, ein paar aufmunternde Worte an die Kollegin zu richten, die sie dazu auserkoren hatte, mit ihr nach Stuttgart zu fahren. Zum wievielten Mal an diesem Tag?
Aber es gab nichts zu beschönigen. Erneut waren sie auf dem Weg, um eine Todesnachricht zu überbringen.
Die Weinberge um den Rotenberg flogen vorbei. Aus dem Tal leuchtete ihnen das Stadion mit seinen weißen Bögen entgegen. Im Osten verlor der Himmel bereits seine blaue Farbe. Daniel hatte erneut versucht, sie zu erreichen. Sein letzter Anruf war zwei Stunden her. Da hatte sie noch in der Besprechung gesessen. Jetzt meldete sich nur die Mailbox. Hatte er sein Handy ausgeschaltet, weil Kristina nicht unverzüglich auf seine Anrufe reagiert hatte?
Sonja bog von der B14 Richtung Innenstadt ab. Sie hatte nichts mehr gesagt, seit sie losgefahren waren. Ihre Suche nach Louise Osswald war ohne Erfolg geblieben. Allen war klar, dass diese Frau eine immer wichtigere Zeugin wurde, die sich irgendwo auf dem Weg von Frankfurt nach Stuttgart in Luft aufgelöst hatte. Nun wurde offiziell nach ihr gesucht, alle Dienststellen waren verständigt, das von der Passbehörde übermittelte Foto war an die Streifen weitergegeben worden. Anfragen im Bahnhofsumfeld, bei Taxiunternehmen oder Mietwagenfirmen hatten bislang nichts ergeben. Ihre kanadische Bank hatte noch keine Kreditkartendaten gemeldet, die Rückschlüsse zuließen, ob sie ein Hotelzimmer gebucht oder auch nur ein Mittagessen zu sich genommen hatte. Wieder blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten. Darauf, dass die Frau sich bei ihnen meldete. Oder jemand anderes, der ihr zufällig begegnet war. Jemand, der es gut mit ihr meinte.
Sie erreichten die Stuttgarter Halbhöhe. Das Licht war weicher, einladender. Alles andere war unverändert. Nach dem Ertönen des Türgongs vernahmen sie Kindergeschrei. Sekunden darauf tippelten kleine Füße über den Gang hinter der Eingangstür. Ein
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