Die Kälte in dir (German Edition)
mich?«
»Sonja und Ralf sind in Stuttgart auf der Suche nach dieser Bianca … Moment!« Er kramte in seinen Papieren. »Ah, Bianca Novák, die Putzfrau, die bei Osswald eine Armbanduhr hat mitgehen lassen. Die Reinigungsfirma hat bereitwillig Auskunft gegeben. Leider lag der Personalabteilung nur eine alte Adresse vor. Wie gesagt, Sonja und Ralf kümmern sich darum.«
»Was ist mit der Frau, die Egon Osswald angegriffen hat?«
»Die ist vorgeladen, für morgen um elf Uhr«, verkündete Finckh. »Ach ja, ich habe Egon Osswalds Tochter aufgetan. Wir haben auf seinem Computer ein paar E-Mails gefunden. Sie lebt jetzt in Vancouver. Zumindest schreibt sie davon, wie das Wetter dort ist und so. Deshalb haben die US -Kollegen sie nicht gefunden. Ihre letzte Nachricht ging übrigens am 12. Juli ein. Da lag Osswald schon tot im Garten. Wir können die kanadische Behörde kontaktieren oder versuchen es auf dem elektronischen Weg.«
Kristina rief sich das Foto auf dem Schreibtisch des Ermordeten ins Gedächtnis. Louise, die ihren Vater verließ, um nach Kanada auszuwandern. Hatte sie sich nicht gewundert, warum er auf ihre letzte E-Mail nicht reagiert hatte?
»Es ist besser, wir rufen an. Kümmer dich um die Nummer und schick mir ihre E-Mails auf meinen Computer.«
Es entging ihr nicht, dass er auf die Uhr sah. »In Kanada ist es gerade mal Mittag, du wirst jemanden erreichen«, gab sie ihm zu verstehen.
Er hob abwehrend die Hände.
»Wer checkt Osswalds Kontobewegungen?«
»Winkler kümmert sich darum.«
»Okay. Was noch?«
Finckh sah sich um. Hinter ihm auf dem Sideboard stapelten sich Aktenberge. »Das Material vom Dezernat Wirtschaftskriminalität hat noch niemand gesichtet. Retter wollte hierzu Verstärkung anfordern. Was ist mit der Steuerfahndung? Ich meine nur, wegen des vielen Bargelds im Safe. Könnte sich lohnen, bei den Kollegen mal nachzufragen, ob die ein Auge auf Osswald hatten.«
»Schaffst du das noch?«
Finckh wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn und nickte, bevor er fortfuhr: »Mit dem Abgleich der Todesanzeigen bin ich zur Hälfte durch. Doch die Sachlage lässt keinen anderen Schluss zu. Die Liste auf Osswalds Rechner stimmt mit den Namen an seiner Kellerwand überein. Die Verschlüsselungen hinter den Namen könnten auf Firmen hinweisen, bei denen diese Leute beschäftigt waren und die von Attpoes zerschlagen wurden. Viele davon im Osten, also in den neuen Bundesländern, meine ich. Ich denke, wir liegen richtig mit unserer Theorie, dass Osswald indirekt etwas mit dem Ableben dieser Menschen zu tun hatte. Bleibt die Frage offen, ob das mit seiner Ermordung zusammenhing. Und wie er es geschafft hat, diese Liste zu erstellen, vor allem aktuell zu halten, und die Nachrufe zu den Verstorbenen aufzutreiben.«
»Nun, ich denke, er hatte jede Menge Zeit dort oben, so allein im Wald … Zehn Jahre, um genau zu sein.«
Finckh kratze über sein Doppelkinn. »Ich kann mich an keinen Fall erinnern, bei dem wir einen so großen Pool von Verdächtigen hatten.«
»Letztlich war es nur einer«, flüsterte Kristina. Bevor ihr Kollege darauf eingehen konnte, fragte sie nach dem zweiten Opfer.
»Die Brandleiche ist eine harte Nuss. Da kommen wir nicht weiter, solange keine Zeugen auftauchen oder eine Identifizierung vorliegt …«
»Die haben wir!«, behauptete Sampo in diesem Moment, als er schwungvoll ins Büro trat. »Fast«, schränkte er ein und setzte sich auf Kristinas Stuhl.
Wenigstens einer, dem die Hitze nicht den Elan geraubt hat
, dachte sie. Sein Ermittlungserfolg schien wie ein Energieschub zu wirken.
»Hast du was Süßes?«, fragte er und suchte ihren Schreibtisch ab.
»Verdammt, Sampo, raus mit der Sprache!«, fuhr sie ihn an.
»Wir haben auf der anderen Seite des Zauns etwas gefunden. Ich möchte betonen, dass dort jede Menge Zeugs rumlag. Der Weg wird von den Schrebergärtnern benutzt, genauso wie von Spaziergängern und zahllosen Gassigehern, weshalb es zuerst ein Fundstück unter Hunderten war.« Er zog einen Plastikbeutel aus einer Umlaufmappe und hielt ihn mit zwei Fingern hoch. Darin war ein grellgelbes Band mit einem verwischten Aufdruck.
»Was ist das?«, fragte Finckh und beugte sich über den Aktenstapel vor ihm.
»Hat schon etwas gelitten, wahrscheinlich hat ein Hund draufgepinkelt, aber wir konnten es zuordnen. Es ist ein Armband, das an Gäste ausgegeben wurde, die vorgestern eine Veranstaltung in der Galerie Stihl besucht haben. Geladene Gäste
Weitere Kostenlose Bücher