Die Kälte in dir (German Edition)
Diagnose mit Frau Walz verblieben?«
»Ich habe ihr einen Spezialisten für Stoffwechselerkrankungen empfohlen. Nur wenn sie dieses Leiden in den Griff bekommen hätte, hätte es auch die Chance auf eine chirurgische Verschönerung gegeben. Was sich zu meinem tiefsten Bedauern nun erübrigt. Meine Sekretärin wird Ihnen die Adresse dieses renommierten Kollegen raussuchen.« Damit erhob er sich und signalisierte, dass das Gespräch für ihn beendet war.
Patientinnen warteten auf den Arzt, der versprochen hatte, an ihnen ästhetische Glanztaten zu vollbringen.
Kristina stand auf und verabschiedete sich. In der Tür drehte sie sich jedoch noch einmal um. »Was passiert mit dem Fett, das Sie absaugen?«
»Es wird fachgerecht entsorgt. Aber warum fragen Sie?«
»Nur so ein Gedanke«, antwortete Kristina und verließ den Bambusgarten des Dr. Bennour.
Für sein Gefühl war Daniel glimpflich davongekommen. Es mochte daran liegen, dass der Mörder erneut zugeschlagen hatte. Die Rote Zora wollte ihre Energie nicht darauf verschwenden, ihn rund zu machen. Er konnte den Druck nachvollziehen, unter dem sie stand.
Im Radio berichtete man stündlich in den Nachrichten über die Leiche in der Rems. Wie es schien, war bereits bekannt, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelte. Alle, die mehr erfahren wollten, wurden auf eine anstehende Pressekonferenz am Nachmittag vertröstet.
Daniel nahm an, dass dabei die Bombe platzen könnte und auch die beiden anderen Mordfälle an die Öffentlichkeit gebracht würden. Sicher hatte der Polizeidirektor die Entscheidung getroffen, die Bevölkerung zu unterrichten und um sachdienliche Hinweise zu bitten. Die Telefone würden nicht mehr stillstehen. Kristina und ihr Team konnten diese zusätzliche Informationsflut sicher nicht allein stemmen.
Daniel war es schleierhaft, warum es nicht längst eine Sonderkommission gab. Personalmangel war gewiss das gängige Problem bei der Polizei, egal in welcher Direktion. Fest stand, dass er aufgrund des neuesten Vorfalls beichten musste, was er am Tag zuvor und heute in Alfreds Autostopp erlebt hatte.
Kristina trat aus dem Eingangsportal der Schönheitsklinik in die pralle Sonne und schirmte mit der Hand die Augen ab. Er hatte sich inzwischen an einen Tisch vor einem türkischen Imbiss gesetzt und trank einen Mocca. Er war der einzige Gast. Dreckig und verschwitzt wie er war, störte er so zumindest niemanden.
Zu Hause hatte er es nicht gewagt, noch mehr Zeit mit einer Dusche zu verschwenden. Dementsprechend stank er und war ganz froh darüber, dass Kristina bisher nicht darauf herumgeritten war. Wenigstens entfalteten die Aspirintabletten langsam ihre Wirkung. Der pochende Schmerz über der Augenbraue wurde mit jeder Minute dumpfer.
Kristina spähte die Straße rauf und runter und hielt Ausschau nach dem Wagen. Statt zu winken, drückte er sich weiter in den Schatten und betrachtete sie. Ihr rotes Haar glänzte. Er dachte an ihre gemeinsame Nacht. Die Bilder aus seiner Erinnerung erregten ihn. Trotz seines miserablen körperlichen Zustands wurde ihm die Jeans im Schritt eng.
Nach wenigen Augenblicken entdeckte Kristina ihn und kam die Straße hochgelaufen. Auf halbem Weg begegnete ihr ein Mann mit einem großen, schwarzen Hund an der Leine. Augenblicklich wechselte sie die Straßenseite. Misstrauisch äugte sie hinüber zum gegenüberliegenden Gehweg, um sich zu versichern, dass der Hund bei seinem Herrchen blieb.
Sie hat Angst vor den Viechern.
Er erinnerte sich an die Narbe an ihrem Oberarm, über die seine Lippen hinweggewandert waren.
»Wo ist der Wagen?«, rief sie schon von Weitem.
»Um die Ecke«, antwortete Daniel, als sie an seinem Tisch stand, und deutete über seine Schulter.
»Können wir?«
Er tippte auf den Rand der kleinen Kaffeetasse. »Darf ich noch austrinken?«
An ihrem Ohr vorbei sah er, wie der Türke, der ihn bedient hatte, hinter dem Tresen hervortrat. Der Mann mit dem Papierhäubchen verschränkte die Arme und postierte sich im Türrahmen des Imbisses. Er zwinkerte Daniel aufmunternd zu, als wolle er signalisieren, Daniel könne mit seiner Unterstützung bei der Eroberung eines Frauenherzens rechnen.
Kristina beugte sich zu Daniel herab. »Wir haben keine Zeit für Pausen!«, zischte sie.
Der Türke grinste unter seinem schwarzen Schnauzbart.
Ja verdammt, ich stehe unter dem Pantoffel und habe zudem einen Steifen in der Hose.
»Ich komme ja«, sagte Daniel kleinlaut und rutschte umständlich von seinem
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