Die Kälte in dir (German Edition)
erst drei Morde geschehen, bis diese Dilettanten sich organisieren. Die Ermittler werden nicht gut wegkommen.«
»War ja nicht von Anfang an ersichtlich, dass es einen Zusammenhang gibt«, meinte Daniel sich verteidigen zu müssen. Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, war ihm klar, dass er besser den Mund gehalten hätte.
»Wissen Sie was darüber?«, fragte der Journalist und funkelte ihn an. »Mein Name ist Günter Theiss, Bild Stuttgart.«
Ausgerechnet
, dachte Daniel und drückte seine Kippe in den mit Quarzsand gefüllten Behälter. »Nein, nur was man in der Kantine so aufschnappt.«
»Ach … und das wäre?«
Auch diese Äußerung war Mist. Wo hatte er nur seinen Kopf? Der Schmerz in seinem Nacken war wieder heftiger geworden und strahlte bis hoch in sein Gehirn. Daniel brauchte eine neue Ladung Aspirin.
»Hören Sie, Herr Theiss, in der Pressekonferenz wurden die Fakten doch dargelegt … Ich muss jetzt gehen. Einen schönen Tag noch.«
»Fakten sind das eine, mein Freund. Und wir wissen doch beide, dass die Ermittler gerne mal etwas zurückhalten, um Trittbrettfahrer auszusieben. Ein entscheidendes Detail, das außer dem Mörder niemand wissen kann.«
Ich bin nicht dein Freund, du Arsch
, lag ihm auf der Zunge. »Was exakt der Grund ist, warum damit hinter dem Berg gehalten wird«, erwiderte Daniel und wandte sich zum Gehen.
»Wir haben für solche Informationen ein nicht zu verachtendes Budget«, ließ ihn Günter Theiss wissen.
»Danke, kein Interesse.« Daniel ließ den Journalisten stehen.
»Willkommen bei der SoKo
Hitze
!«, begrüßte Hauptkommissar Decher die Mannschaft, die sich in dem dafür eingerichteten Krisenraum zusammengefunden hatte.
In der Mitte des dreißig Quadratmeter großen Raums waren auf sechs Metern Tische aneinandergereiht, auf der eine Phalanx von Computerbildschirmen stand. Am Kopfende konnten Daten über einen Beamer auf eine Leinwand geworfen werden. Rechts neben der Leinwand befand sich das Pult des neuen Kopfes der SoKo
Hitze
.
Wer hatte sich diesen Namen ausgedacht?
Kristina schüttelte den Kopf. Der Teamleiter der Sonderkommission hatte es bislang nicht für nötig gehalten, ihr auch nur die Hand zu reichen, um sich vorzustellen. Die vom LKA waren wegen ihrer Arroganz verschrien, und Decher schien das Paradebeispiel dafür zu sein.
Sie hatte schon von ihm gehört. Ein Vorzeigebulle, der einige Ermittlungserfolge auf seinem Konto hatte. Ein Mann, dem man zutraute, diesen heiklen Fall schnell aufzuklären, und der Verantwortung übernahm. Keine kleine Kommissarin eben, die bislang im Schatten eines anderen, erfolgreichen Kriminologen gestanden hatte. Das war es, was sie am meisten grämte. Wenn es darauf ankam, vertraute man lieber auf einen Mann. Und ihr ruhmreicher Abgang bei der Pressekonferenz hatte dieser Überzeugung noch reichlich Brennstoff geliefert.
Sie wollte nicht mehr daran denken und konzentrierte sich auf ihren neuen Chef. Sie schätzte Decher auf Ende vierzig. Er hatte die kompakte Statur eines Innenverteidigers, und genauso intensiv beabsichtigte er auch, sich in den Fall zu grätschen. Seine Antrittsrede vor den Kollegen war nicht flammend, aber eindringlich gewesen. Er wollte von jedem hundertzwanzig Prozent sehen. Ausnahmslos!
Thorwald Decher war der Planer und Motivator, der Macher eben, den Retter sich wünschte. Die schwäbische Antwort auf Chuck Norris, und ein wenig sah er auch so aus, inklusive Bürstenhaarschnitt und Oberlippenbärtchen. Nur der dunkelblaue Anzug passte nicht ins Bild des Frontkämpfers.
Wie lange würde er wohl bei der Hitze die Krawatte um seinen Hals aushalten? Aber wahrscheinlich bekam er demnächst auch eine mobile Klimaanlage bewilligt. Genau wie die fünf Beamten aus der Stuttgarter Direktion, die mit einem Mal zur Verfügung standen.
»Ich werde jetzt für alle, vor allem für jene, die uns seit heute verstärken, einen kurzen Abriss über den Ermittlungsstand geben. Die Details besprechen Sie im Anschluss untereinander und je nach Aufgabenverteilung«, begann er und zog ein Whiteboard vor seinen Arbeitstisch, an das bereits die Fotos der drei Opfer gepinnt waren.
Mit einem Marker klopfte er gegen das erste Bild. »Egon Osswald, Pensionär und ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der Attpoes Corporation, stirbt laut Autopsiebericht am 8. oder 9. Juli aufgrund massiver Gewalteinwirkung. Die Tatwaffe, eine Axt, stammt aller Voraussicht nach aus dem persönlichen Besitz des Opfers. Wegen des fortgeschrittenen
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