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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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der Kai in besserem Zustand ist, als es den Anschein hat. Die Schiffe der Chorl haben zwar die Docks gerammt, aber der Schaden beschränkt sich vorwiegend auf die Bohlen. Die Pfeiler und Stützen sind größtenteils unversehrt. In ein paar Wochen sollte es Catrell gelungen sein, die gesplitterten Bretter auszutauschen. Dann ist der Kai so gut wie neu.«
    »Und was ist mit den Schiffen?« Mittlerweile waren wir ein weiteres Stockwerk hinuntergestiegen. Die Beschaffenheit derGänge veränderte sich. Oben im eigentlichen Palast waren die Wände überwiegend weiß oder bräunlich wie Eierschalen, abgesehen vom inneren Heiligtum, wo sich die Gemächer der Regentin und der Thronsaal befanden. Dort bestanden die Wände aus jenem grauen Stein, der vor Tausenden von Jahren bei der Errichtung des ursprünglichen Palasts verwendet worden war. Das Bauwerk war zusammen mit Amenkor gewachsen, und die ursprünglichen Außenmauern waren im Zuge der Erweiterungen immer mehr nach innen gewandert.
    Dann wichen die Eierschalenwände wieder grauem Stein. Wir befanden uns innerhalb der Grenzen des ursprünglichen Palasts, wenngleich tief darunter, tiefer, als ich je gewesen war, sogar tiefer noch, als der Raum lag, in den mich Westen, der Hauptmann der Sucher, geführt hatte, um mich auf die Probe zu stellen, und in dem er mich später ausgebildet hatte.
    »Regin sagt …«
    »Regin?«
    Eryns Blick verdüsterte sich. »Ja, Regin.«
    »Was ist mit Borund?«
    Sie seufzte. »Borund hat sein Haus seit dem Angriff der Chorl nicht mehr verlassen.«
    Ich wusste, weshalb. Am Kai hatte ich beobachtet, wie Borund geflüchtet war, als die Chorl die Docks überrannten. Aber wir brauchten jeden gesunden Mann, wenn wir uns schnell genug erholen wollten, um uns den Chorl erneut zu stellen und Aussicht auf den Sieg zu haben. »Ich kümmere mich um Borund. Was hat Regin gesagt?«
    »Dass die Besatzungen der Schiffe arbeiten, so schnell sie können, um die Schäden zu beheben und die Verteidigungsanlagen zu verstärken. Außerdem begutachten sie die zurückgelassenen Schiffe der Chorl und suchen nach Schwächen, nach Möglichkeiten, sich gegen sie zu schützen, sollten sie erneut angreifen. Drei Handelsschiffe sind bereits wieder seetauglich. Regin geht davon aus, dass zwei weitere Schiffe nächste Wocheso weit sind. Den Rest instand zu setzen wird allerdings länger dauern.«
    Vor einer unscheinbaren Tür blieben wir stehen. Auffällig waren nur die beiden Wachen, die davorstanden – beides Sucher, die ich kannte. Sie nickten und traten beiseite. Die beiden strahlten eine ständige Bereitschaft aus, die ihre trügerisch entspannte Haltung Lügen strafte. Ohne dass es mir bewusst gewesen wäre, wanderte meine Hand zum Griff meines Dolches. Die Gardisten von Kevens Eskorte wirkten angespannt; die Kunde darüber, was die Gefangene angerichtet hatte, als sie erwacht war, hatte sich wie ein Lauffeuer unter ihnen verbreitet.
    Damals waren die Gardisten überrascht worden. Sie hatten nicht die Absicht, dies ein zweites Mal geschehen zu lassen.
    »Was ist mit den anderen Gefangenen? Mit den dreizehn Chorl-Kriegern, die wir überwältigen konnten, als sie sich zurückgezogen haben?«, fragte Eryn unvermittelt. »Möchtest du nach ihnen sehen?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Nicht jetzt.«
    Eryn versteifte sich angesichts meines barschen Tonfalls und der Wut in meiner Stimme.
    »Soll ich den Schutzbann lösen?«, fragte Eryn leise, während ich bereits in den Fluss tauchte und die Welt um mich herum grau wurde. Ich roch Angstschweiß, spürte Eryns Argwohn und wusste, dass sie bereits einen Schutzschild um sich errichtet hatte, den sie auf die Gardisten ausweiten konnte, sollte es erforderlich werden.
    »Ich bin bereit.«
    Ich sah, wie sich die Strömungen des Flusses kräuselten, als Eryn sich dem Schutzbann zuwandte, der den Raum verriegelte. Sie drehte die Wirbel und löste den Bann.
    Von drinnen erfolgte augenblicklich eine Antwort. Die Tür schwang auf den Angeln nach innen. Holz krachte gegen Stein, und ein Klingenwirbel zuckte aus der Dunkelheit hervor, tödlich und schnell wie ein Blitz.
    Doch er prallte gegen die Barriere, die ich vor der Tür errichtet hatte. Der Klingenwirbel wurde zur Seite abgelenkt.
    Jemand in dem Raum vor uns kreischte wütend und versuchte, die Tür zuzuschlagen, doch ich hielt sie mühelos auf und trat hindurch. Eryn folgte mir dichtauf.
    Mithilfe des Flusses konnte ich den rauen Stein der Wände im Raum, die Strohpritsche und den

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