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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Hände die Reling umklammerten. »Als das Feuer vor sechs Jahren durch Amenkor getost ist, versah ich Dienst auf den Palastmauern. Aber als es über dem Wasser brannte, als es herbeikam und mich berührte, habe ich es tief in mir gespürt. Ich konnte fühlen, wie es dort brannte, wie es mich … beurteilte.«
    Ich schauderte und dachte an den ersten Mann zurück, den ich getötet hatte. Ich erinnerte mich daran, wie er mir die Hand kräftig auf die Brust drückte, während er sich an seiner Hose zu schaffen machte, um sich darauf vorzubereiten, mich zu vergewaltigen. Aber das Feuer war dazwischengekommen, hatte sich in mich gebrannt, mich freigelegt, mich beurteilt … und mir irgendwie die Kraft verliehen, den Mann zu töten, von dem ich gewusst hatte, dass er letzten Endes mich töten würde.
    Dann hatte das Feuer einen Teil seiner selbst in mir zurückgelassen.
    Und plötzlich wurde mir bewusst, dass niemand vom Feuer oder davon sprach, was es bewirkt hatte. Nicht mit anderen Leuten, wie Keven es gerade getan hatte. Es war zu persönlich – etwas, das man nur mit sich selbst teilte. Oder mit jemandem, den man anbetete.
    »Das Feuer hat die Chorl nach Amenkor geführt«, sagte ich.»Die Priester glaubten, sie würden es dort finden, weil sie gespürt haben, dass es in Erick brannte. Sie haben ihn gefoltert, um herauszufinden, woher es stammt.«
    Ich schauderte bei der Erinnerung an den lodernden Schmerz, an Blut und Schweiß und Sand.
    Und an den Ausdruck in Haqtls Gesicht, an den inbrünstigen Hass in seinen Augen, als er Erick den Stachel in die Brust trieb.
    Keven rührte sich. »Sie sind auf der Suche nach dem Himmel nach Osten an die Küste gekommen«, meinte er.
    Schweigend dachten wir darüber nach, während sich die Klänge der Fiedel hinter uns veränderten, beschwingter wurden und von Traurigkeit zu etwas Heiterem übergingen, wodurch die Musik einen eigenartigen Gegenpol zu unserer Unterhaltung bildete.
    Keven wandte sich vom Wasser ab und fragte: »Und woran glaubt Ihr jetzt, Regentin?«
    Ich wusste es nicht.
    Doch bevor ich dies gestehen konnte, kam Gwenn zu uns heraufgeeilt. Ihre Blicke richteten sich auf mich; dann kam sie auf mich zugerannt und stieß hervor: »Regentin! Isaiah sagt, Ihr müsst sofort nach unten kommen. Mit Erick stimmt etwas nicht!«
    Ohne mich erinnern zu können, wie ich dorthin gelangt war, fand ich mich an Ericks Kabinentür wieder. Drinnen hatten Isaiah und zwei Seeleute alle Mühe, Ericks krampfhaft zuckenden Leib auf der Pritsche zu halten, wobei Isaiah Befehle brüllte und die beiden Männer schrien, während Erick um sich trat und sich verzweifelt wand.
    »Bei den Göttern«, murmelte ich. »Was geht hier vor sich?«
    Isaiah warf einen finsteren Blick zur Tür.
    »Helft uns!«, rief er.
    Ich rannte los, während Keven hinter mir die Tür schloss. Wir schoben uns zwischen die beiden verzweifelten Matrosen;auf der Wange des einen bildete sich bereits eine blau verfärbte Schwellung. Beide waren in Panik. Der eine versuchte, Ericks Arme festzuhalten, der andere die Beine. Isaiah mühte sich in der Mitte über der Brust ab. Als Keven und ich unsere Plätze einnahmen, zog er sich zurück.
    »Haltet ihn fest, damit er sich nicht selbst verletzt!«, befahl er. »Ich muss etwas für seinen Mund finden!«
    Keuchend packte ich einen von Ericks Armen, nachdem er mit einem grässlichen Klatschlaut gegen die Kabinenwand geschlagen hatte. Erick war seit langer Zeit bettlägerig und noch immer von der wochenlangen Folter geschwächt, obwohl seine Muskeln von Bediensteten regelmäßig gebeugt und gestreckt worden waren. Doch seine Krämpfe waren so heftig, dass er mir den Arm, den ich hielt, beinahe entrissen hätte. Ich stieß einen Fluch aus, bei dem sich die Augen des Matrosen neben mir weiteten. Auch Keven am anderen Ende der Pritsche fluchte wild. Ich drückte Ericks widerspenstigen Arm auf seine Brust hinunter und lehnte mich darauf, um ihn unten zu halten. Der Matrose tat es mir gleich.
    Aus dieser Nähe konnte ich Orangen riechen und Ericks schweißnasses Hemd unter den Armen und der Brust fühlen, konnte seinen schweren, rasselnden Atem hören und an der Wange spüren.
    Dann wölbte sich sein Rücken.
    »Keven!«, schrie ich, als mein Griff sich löste und ich abzurutschen begann. Ericks Beine waren wieder frei, und er benutzte sie, um sich hochzustemmen.
    »Ich versuch es!«, stieß Keven hervor. Ich warf einen Blick auf Ericks Beine und erblickte dabei über den Rücken des

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