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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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und geradewegs auf den Hafen zusegelten, wünschte ich inständig, das Schiff möge schneller fahren. Als wir langsamer wurden, um das Dockanzulaufen, knirschte ich mit den Zähnen. Noch bevor wir zum Stillstand gekommen waren, sprangen Besatzungsmitglieder vom Deck, um das Schiff hastig zu vertäuen. Bullick hatte die Männer hart herangenommen und tat es noch immer, als sie die Taue verzurrten. Seine Befehle waren wie Peitschenhiebe, und die Männer sprangen los, kaum dass er ausgesprochen hatte.
    Dann erschien Bullick plötzlich an meiner Seite. Er trug seine formelle Kapitänsjacke. »Wartet hier, während ich mit dem Hafenmeister rede und die Erlaubnis einhole, an Land zu gehen.«
    Ohne eine Erwiderung abzuwarten, wandte er sich ab und stellte sich an den Rand des Decks, bis eine Landungsbrücke abgesenkt wurde, sodass er aussteigen konnte.
    Finster starrte ich ihm hinterher, bis er verschwand. Dann suchte ich Isaiah. Er stand über Erick gebeugt, der an dasselbe Brett gebunden war, das wir benutzt hatten, um ihn an Bord zu tragen. Es erinnerte mich auf grässliche Weise an das Brett, das benutzt worden war, um die in Säcke genähten Körper der Toten ins Meer zu kippen. Mühsam verdrängte ich dieses Bild. Marielle, Heddan, Gwenn, William und eine Eskorte von Gardisten umgaben Erick und waren bereit, sich in Bewegung zu setzen, sobald Bullick die Genehmigung dazu gab. Die Begabten bewachten Ottul. Ich konnte das Weiße Feuer in ihr spüren.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich.
    Isaiah schüttelte den Kopf. »Er hatte in den letzten vier Stunden zwei kleinere Anfälle.«
    Ich verzog das Gesicht und schaute zu der Stelle, an der Bullick von Bord gegangen war; dann blickte ich hinaus zu den anderen Schiffen. Mein Blick heftete sich auf die Verlässlich , die am Dock neben uns anlegte. Ich verengte die Augen zu Schlitzen. »Dann muss er sofort geheilt werden«, sagte ich.
    Sobald Bullick zurückkehrte und am Ende der Landungsbrücke nickte, stiegen wir aus und steuerten geradewegs auf Tristans Schiff zu.
    Er unterhielt sich gerade mit dem Hafenmeister, als ich mich ihm näherte. Ich ließ ihn nicht ausreden.
    »Mir ist egal, was dafür notwendig ist«, zerschnitt meine Stimme wie ein Dolch ihr Gespräch, »aber Ihr werdet mich zu Zachari bringen. Sofort.«
    Sowohl Tristan als auch der Hafenmeister runzelten die Stirn. Tristans Blick zuckte zu Avrell, der mit ausdrucksloser Miene neben mir stand, dann zu Keven und den beiden anderen Gardisten hinter mir, die bedrohlich dreinschauten, und schließlich zu den anderen, die am Ende des Docks einen Kreis um Ericks ausgestreckt auf der Bahre liegenden Körper bildeten.
    Dann wanderten seine Blicke den Kai hinunter, wo sich ein großes Kontingent von Gardisten in geordneter Formation näherte, mindestens fünfzig Mann mit Bannern, die im flackernden Fackellicht entlang des Piers wehten.
    »Das Protektorat«, flüsterte jemand. Als ich mich umdrehte, sah ich Brandan hinter Tristan.
    Tristan entspannte sich, was er sich kaum anmerken ließ.
    »Das muss Fürst Zachari Sorrenti sein«, meinte er.
    Während er sprach, erreichte das Protektorat das Ende des Docks und teilte sich in zwei Gruppen. Eine umzingelte die Schar aus Amenkor um Erick, die andere setzte den Weg den Pier entlang zu uns fort. Die Männer waren schwer bewaffnet. Stahl spiegelte den Feuerschein der Fackeln in flackernden Rot-, Orange- und Gelbtönen wider. Die Soldaten trugen Schilde und Schwerter an den Seiten, jene in den vorderen Rängen zudem Helme mit verkümmerten, gespreizten Flügeln daran. Die Hemden der Anführer und die Vorderseiten der Schilde zeigten eine Weizengarbe in Gold auf blutrotem Hintergrund. Dasselbe Symbol zierte die langen, dünnen Banner.
    Das Zeichen des Herrschers von Venitte, das Zeichen von Fürst March.
    »Ich glaube, General Daeriun ist hier, um Euch und Euer Gefolge zu Euren offiziellen Unterkünften zu geleiten«, erklärteTristan, »wo Ihr bleiben werdet, bis Fürst March Euch ruft.«
    Ich erstarrte und spürte, wie sich meine Kiefermuskeln verkrampften, als ich die Zähne zusammenbiss. General Daeriuns Männer umzingelten uns, und der General selbst – ein breitschultriger Mann mit mehrmals gebrochener Nase, einem ansehnlichen, ordentlich gestutzten Bart, dunklem Haar und kalten Augen – trat vor.
    »Er stirbt«, stieß ich tonlos hervor, doch Tristan schenkte mir keine Beachtung. Stattdessen wandte er sich dem General zu und verneigte sich. Hinter ihm erblickte ich

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