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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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sein oder auch nicht.«
    »Und das bedeutet, wir müssen uns vor ihnen in Acht nehmen«, folgerte Keven.
    »Und wir sollten Fürst Demasque und Fürstin Parmati beobachten lassen.« Avrell suchte meinen Blick. »Fürst March hat allen die Erlaubnis erteilt, sich die Stadt anzusehen. Auch den Suchern.«
    Ich schaute aus den Fenstern der Kutsche und stellte fest, dass wir wieder bei unserer Unterkunft eingetroffen waren. »Westen wird begeistert
sein.«

    »Nein!« Ottul stampfte mit dem Fuß auf das Gras der Gärten innerhalb der Mauern des Amenkor-Anwesens in Venitte. »Nein, nein, nein!«
    Vor ihr standen Marielle und Heddan, ließen die Schilde und die Fäden des Flusses um sich sinken und drehten sich der Chorl-Begabten zu. »Wir tun doch genau, was du gesagt hast!«
    Ottul murmelte etwas in der Sprache der Chorl. Gwenn, die mit untergeschlagenen Beinen neben mir im Gras am Rand des Gartens saß, lachte.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte ich.
    Gwenn kicherte. »Sie hat gesagt, dass keine von uns in Teotohuaca überlebt hätte – im Tempel der Begabten auf den Chorl-Inseln. Wir wären wegen Unfähigkeit getötet worden, bevor wir auch nur ›ket‹ erreicht hätten – den zweiten Goldring.«
    Ich brummte. »So, wie Ottuls Schwester getötet wurde?«
    Das Lächeln verschwand aus Gwenns Gesicht. »Ja.«
    Ich streckte die Hand aus und zerzauste Gwenn das Haar. Sie zog den Kopf ein und grinste wieder verhalten. »Dann bin ich froh, dass wir nicht in diesem Tempel sind.«
    Auf dem Rasen war Ottul mit strenger Miene neben Marielle getreten. »So«, sagte sie, fasste in den Fluss und bündelte die Fäden auf dieselbe Weise, wie ich es während der Schlacht auf der Trotzig bei ihr beobachtet hatte. Mit einer ungeduldigen Geste deutete sie auf Heddan. Die andere Begabte zuckte zusammen; dann brachte sie rasch einen Schild vor sich an.
    Sobald Heddan bereit war, begann Ottul vorsichtig, die Fäden zu verweben, die sie gesammelt hatte, und murmelte dabei: »So und so und so !«
    An Bord des Schiffes hatte ich gesehen, wie Ottul dasselbe tat, und ich hatte gedacht, ich könnte es ohne ihre Hilfe nachahmen, doch die ersten Versuche im Garten hatten mich gelehrt, dass es nicht so einfach war, wie es aussah. Es handelte sich um eine Abart der Leitung, die Eryn in Amenkor entwickelt hatte, allerdings war das Einwirken auf den Fluss dabei vielschichtiger.Die Fäden mussten makellos angebracht werden, damit das Herstellen der Leitung klappte.
    Als die Leitung bereit war, brachte Ottul sie an Heddans Schild an. Die jüngere Begabte sog scharf die Luft ein, als die zusätzliche Kraft ihren Schild verstärkte.
    Dann durchtrennte Ottul die Leitung und trat zurück. »Versuchen!« Nur war es keine Aufforderung, sondern ein Befehl – in einem Tonfall, der keinen Fehlschlag duldete.
    Marielle warf Ottul einen finsteren Blick zu, dem diese jedoch keine Beachtung schenkte; dann zog sie den Fluss an sich.
    Ich beobachtete Ottul eine Zeit lang, wie sie mit starrem Rücken, vor der Brust verschränkten Armen und mürrischer Miene dastand. »Sie erinnert mich an Laurren«, sagte ich leise.
    Keven, der hinter mir stand, sagte leise: »Ja, sie ähnelt Laurren sogar stark.«
    Ich drehte mich um und schaute ihn an. Einen Herzschlag lang erblickte ich einen Widerschein von Laurrens feurigem Tod auf der Jungfer in Kevens Augen und sah darin denselben Schmerz, den ich selbst empfand.
    Dann fauchte Ottul erneut etwas in ihrer Sprache, und Marielle riss verärgert die Hände hoch.
    Bevor die Stimmung weiter sinken konnte, erklang von außerhalb des Anwesens ein grollendes Geräusch. Keven trat vor und stellte sich dicht hinter meinen Rücken. Alle Begabten drehten sich in Richtung des Eingangs zum Anwesen, der hinter der Ecke des Gebäudes verborgen lag.
    »Was ist das?«, fragte Gwenn und erhob sich langsam.
    »Männer«, antwortete Keven. »Bewaffnete Männer, die marschieren.«
    Ich legte die Stirn in Falten, stand ebenfalls auf und bedeutete Marielle, auf Ottul aufzupassen. Dann ging ich zur Vorderseite des Hauses. Keven und Gwenn folgten mir.
    Als wir um die Ecke des Gebäudes bogen, hatte die Gruppe der Gardisten Venittes das vordere Tor erreicht und marschierteReihe um Reihe daran vorbei. Sonnenlicht funkelte auf den flügelbewehrten Helmen der Männer in den vorderen Rängen und auf den Schilden und Rüstungen ihrer Kameraden, die hinter ihnen kamen. Die Weizengarbe auf blutrotem Hintergrund auf den Wappenröcken und Schilden sowie auf den

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