Die Kaempferin
damit bewerfen? Wir haben doch bereits Katapulte, und sie verwenden weit größere Steine.«
»Nein. Wir geben sie den Begabten. Die Steine verstärken ihre Kräfte, sodass sie in der Lage sein werden, die Begabten der Chorl im Kampf zu überwältigen, ohne Leitungen zu verwenden … und ohne die Gegenwart anderer Begabter, was das angeht.«
Garus brummte. »Was bedeutet, dass wir keine Gruppen der Begabten bilden müssen, damit sie eine Verbindung eingehen und die Chorl-Begabten überwältigen können. Wir können sie besser verteilen, eine größere Fläche abdecken und mehr Soldaten der Armee gleichzeitig schützen.« Er nickte und legte nachdenklich die Stirn in Falten. Garus war von jeher der kriegerischste Verstand der Sieben gewesen – der Stratege, während ich den Erschaffer verkörperte.
Eine Zeit lang starrte er auf den Stein; dann wandte er sich mir zu. »Das könnte reichen, um den derzeitigen Stillstand zu beenden.« Dann jedoch verengte er argwöhnisch die Augen. »Wo liegt das Problem?«
Ich antwortete nicht sofort, sondern dachte an den Strudel, der durch das Anfertigen des Steins entstanden war, und daran, wie viel Mühe es mich gekostet hatte, mich daraus zu befreien. Dann aber schüttelte ich den Kopf. »Das Problem ist, dass die Wirkung vorübergehend zu sein scheint. Sie hält nicht an. Und es könnte Nebenwirkungen geben, die ich nicht beabsichtigt habe.«
»Zum Beispiel?«
»Eine Art Verbindung entsteht zwischen dem Stein und den Begabten. Ich bin nicht sicher, weshalb.«
»Ist das gefährlich?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Scheint es nicht zu sein. Und es könnte eine Lösung für Livianns andere Forderung bieten … dass wir unser Wissen irgendwie erhalten.«
Garus brummte erneut. »Dann sehe ich kein Problem.«
Ich verengte die Augen.
Für Garus kam die Erhaltung von Wissen erst an zweiter Stelle. Wichtiger war ihm, die Chorl zu bezwingen.
Er zögerte; dann beugte er sich vor. Sein Blick suchte meinen, und er verfiel in einen dunkleren, grimmigeren Tonfall. »Wir brauchen etwas, um das Gleichgewicht aufzuheben, Cerrin. Zwei Jahre lang haben wir es bewahrt und die Chorl im Zaum gehalten, haben sie auf einige wenige Küstengebiete und Städte gebannt. Aber ich habe gerade erfahren, dass sie Bottan eingenommen haben. Das ist der Grund, weshalb ich dich aufsuche. Sie haben unsere Versorgungsrouten im Süden unterbrochen. Wenn wir diese Routen nicht vor dem Winter zurückerobern …«
Er ließ den Satz unvollendet, aber er brauchte auch nicht fortzufahren. Ich wusste nur zu gut, wie spärlich unsere Vorräte waren und dass wir den bevorstehenden Winter nicht überleben würden, wenn kein Nachschub die Stadt erreichte.
Garus musste das Verstehen in meinen Augen gesehen haben, denn er nickte und blickte auf den Stein hinunter. »Kannst du mehr davon anfertigen?«
»Ja.«
»Wie schnell? Und kannst du die Wirkung dauerhaft machen?«
»Ich kann bis zum Ende der Woche ein Dutzend fertig haben, nächste Woche drei weitere Dutzend. Aber ich weiß nicht, ob die Wirkung dauerhaft sein wird.«
Garus brummte. »Das muss reichen.« Er legte den Stein in die Mitte meines Schreibpults und stand auf. »Ich gebe Liviann Bescheid.«
Mit gerunzelter Stirn schaute ich ihm nach.
Liviann.
Es fühlte sich an, als hätte sie die Herrschaft über den gesamten Rat der Sieben an sich gerissen. Jeder erstattete ihr Bericht. Jeder suchte ihre Zustimmung.
Dann fiel mein Blick auf den Stein. Ich streckte die Hand aus und ergriff ihn.
Wie konnte ich die Wirkung dauerhaft machen?
Es würde etwas mehr von mir erfordern, etwas Bedeutendes.
Ich schloss die Hand um den Stein und hielt ihn mir an die Brust, als ich mich auf dem Stuhl zurücklehnte. Seufzend schloss ich die Augen, als Erschöpfung mich durchströmte, und sofort umfing mich der Anblick Olivias. Die Veranda, der Geruch ihres Haares, der Sonnenschein, das Lachen meiner Töchter …
Meine Faust ballte sich um den Stein.
Vielleicht war etwas Einschneidendes erforderlich, um die Wirkung dauerhaft zu machen.
E LFTES K APITEL
D ie Dolchklinge zuckte vor meinem Gesicht vorbei und verfehlte nur um Haaresbreite meinen Nasenrücken. Ich trat mit einem Fuß heftig nach Westens Brust. Rings um mich pulsierte der Fluss, und das Weiße Feuer in mir züngelte bei der geringsten Bewegung des Suchers warnend empor. Schweißtropfen flogen von meinen Haaren, als ich herumwirbelte. Mein Fuß traf nur Luft. Ich nutzte den Schwung, um mich hochzuziehen und
Weitere Kostenlose Bücher