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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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befand.
    Ich trat an deren Rand und blickte in die dunkle Tiefe. Ich sah eine Treppe, die hinunterführte, und spürte eine Brise, die mir übers Gesicht strich. Der Geruch von Salz und der Geschmack des Meeres lagen darin.
    Meine Nasenflügel blähten sich. »Wohin führt das?«
    »Die Sucher sind dem Tunnel zu den Höhlen unter der Felswand gefolgt, bis hinunter zum Kanal. Dort gibt es ein kürzlich errichtetes Dock, an dem drei Boote verzurrt sind. Und sie haben das hier gefunden.«
    Westen streckte die Faust aus und öffnete sie. Zum Vorschein kam eine dünne, schwarze Schnur; eigentlich drei ineinander verflochtene Schnüre. An jeder waren in regelmäßigen Abständen Muscheln verschiedener Größen und Farben befestigt; die meisten waren glatt und gesprenkelt, andere dornig und scharfkantig.
    Der Anblick der Halskette ließ Hass in mir auflodern.
    Ich trat einen Schritt zurück und blickte Westen und Catrell an. Beide Männer schauten grimmig drein.
    Jeder, der den Angriff auf Amenkor überlebt hatte, wusste, worum es sich handelte. Die Chorl hatten Ähnliches getragen – um die Handgelenke, um die Hälse, ins Haar geflochten. Wie Schmuck.
    Und auch die Männer, von denen Erick gefoltert wurde, hatten solche Gegenstände getragen.
    Sarra, Thad und Daeriun beugten sich vor.
    »Was ist das?«, fragte Daeriun.
    »Eine Halskette«, antwortete Tristan. »Wie die Chorl sie tragen.«
    Thad schnaubte. »Woher wisst Ihr das?«
    Tristan begegnete Thads Blick. »Weil ich sie an den Chorl gesehen habe, von denen mein Schiff angegriffen wurde.«
    »Aber hier sind keine Chorl«, gab Sarra argwöhnisch zu bedenkenund wandte sich mir zu. »Wie können wir sicher sein, dass diese Halskette nicht von Euren Suchern mitgebracht wurde?«
    »Gar nicht«, gab ich zurück. »Aber wir haben mit Sicherheit nicht das Dock in der Höhle unten gebaut.«
    Sarra nickte zustimmend. Zwar strahlte sie nach wie vor Zweifel aus, denen jedoch ein wenig der Wille anhaftete, uns zu glauben.
    »Was ist mit den Bediensteten?«, fragte Daeriun plötzlich. Er hatte sich von der Halskette zurückgebeugt und sich Westen und Catrell zugewandt. »Hat schon jemand die Bediensteten verhört?«
    Westen nickte. »Ich. Sie wissen nichts. Alle wurden erst gestern Vormittag auf das Anwesen geschickt. Sie sagen, es war niemand hier, als sie eintrafen.«
    »Und Ihr glaubt ihnen?«
    »Ja.«
    Daeriun nickte.
    »Dann haben wir nichts«, befand Thad mürrisch. »Ihr habt unsere Zeit vergeudet und Fürst Demasque beleidigt.«
    Damit drehte er sich um und stürmte hinaus. Sarra zögerte und blickte auf die breite Falltür, die groß genug war, um eine Kiste oder ein Fass hindurchzuheben, doch schließlich ging auch sie.
    Brandan und Tristan traten vor und schauten ihnen nach.
    »Das wird beim Rat nicht gut ankommen«, meinte Brandan verkniffen.
    »Nein, wird es nicht«, pflichtete Tristan ihm bei.
    In meiner Magengrube nistete sich Übelkeit ein – vor Wut, weil Fürst Demasque gewusst hatte, dass wir kommen würden und die Chorl an einen anderen Ort gebracht hatte. Und die Vorstellung, dass ich Fürst March und den Ratsmitgliedern gegenübertreten musste und nur eine geflochtene Halskette vorzuweisen hatte, ließ mich schaudern.
    »Aber eins steht fest.«
    Alle wandten sich der tiefen, grollenden Stimme von General Daeriun zu, der mich ansah.
    »Mich habt Ihr überzeugt.«

    »Um zu tun, was du tun willst, müssen wir alle zusammenarbeiten, Liviann.«
    Der Rat der Sieben stand in der Mitte der Obsidiankammer um zwei Granitthrone geschart, Liviann unmittelbar vor den beiden Steingebilden. Um ihre Lippen spielte ein Lächeln, und ihre Augen waren von einem seltsamen Licht erfüllt. Alleryn streckte zögernd den Arm aus, berührte den Stein und strich mit der Hand über den rauen Granit. Sie legte die Stirn in Falten und wechselte einen Blick mit ihrer Schwester Atreus. Es war ein bedeutungsvoller Blick, wenngleich ich nicht zu sagen vermochte, was er ausdrückte.
    »Warum sind die Sitze so kantig und rau?«, fragte sie.
    »Auf das Aussehen habe ich nicht geachtet«, gab ich zurück. »Ihr habt die Steine gesehen, mit deren Hilfe die Begabten ihre Kräfte bündeln. Diese Steine ändern ihre Gestalt. Bei denen, die sie derzeit benutzen, ist die Wirkung gering, aber wenn wir das hier tun, wenn wir wirklich versuchen, diese beiden Throne zu erschaffen, dürfte die Wirkung wesentlich stärker ausfallen.«
    »Was bedeutet das?«
    »Ich glaube nicht, dass sie diese Gestalt

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