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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Throne nie hätte bauen und nie vor den Rat – vor Liviann – hätte bringen dürfen. Die Steine, die ich für die Begabten erschaffen hatte, waren nichts im Vergleich zu den Thronen. Die Steine dienten als vorübergehende Hilfsmittel, die auf dem Schlachtfeld zum Einsatz gelangten, bis ihre Macht erschöpft war, dann warf man sie weg. Die Throne hingegen …
    Doch ich war müde. Ich war der Chorl, des Rates und des Lebens mit jenem stechenden, allgegenwärtigen Schmerz in meiner Brust müde. Einer quälenden Leere, die nie gefüllt werden könnte, einer Pein, die nie gelindert und niemals enden würde.
    Nur durch den Tod.
    Die Erschaffung der Throne würde ein Opfer, einen Tod erfordern. Andernfalls würde ihre Wirkung – wie bei den Steinen, die von den Begabten bereits verwendet wurden – nur vorübergehend sein. Trotz der vereinten Kräfte aller Ratsmitglieder würden die Throne ohne einen Tod, um die Fäden zu festigen und zusammenzuhalten, nicht länger als ein Jahr Bestand haben. Und Liviann wollte, dass die Throne den Tod aller Ratsmitglieder überdauerten.
    Ein Opfer. Ein Tod.
    Ich schloss die Augen und spürte den Schmerz … da … unter meinem Brustbein. Pulsierend mit jedem Schlag meines Herzens. Eine Qual, die sich bei Sonnenschein warm anfühlte und nach den Blumen auf der Veranda über dem Meer roch und die beim Geräusch lachender Kinder zu knirschen begann.
    Ich bin so unsagbar müde, Olivia.
    Ich seufzte tief, öffnete die Augen und spürte das leichte Brennen von Tränen in der Kehle.
    Dann holte ich flach Luft und sagte: »Ich bin der Erschaffer.«

    Und was sagt Fürst March? , fragte Eryn. Obwohl sie alleine im Garten vor ihren Gemächern saß, getüncht in Sonnenlicht und umgeben von mächtigen Ranken mit weißen Blüten und Sträuchern mit großen Blättern unter einem blauen, wolkenlosen Himmel, überfiel sie ein heftiger Hustenanfall.
    Durch das Weiße Feuer spürte ich die Krämpfe, die sie schüttelten. Eryns Magen zuckte, als die Schmerzen durch ihren Unterleib in ihre Brust und die Beine schossen. Es war ein flüssiger Schmerz, der bis ins Mark zu brennen schien. Durch den Nebel ihrer Qualen fühlte ich ihre Erschöpfung ebenso wie ihre sture Weigerung, sich ihrem Leid zu ergeben.
    Als es endlich endete, war das Tuch, das sie sich auf den Mund drückte, blutgetränkt, nicht bloß übersät mit kleinen Spritzern.
    Eryn versuchte es zu verbergen und blickte kaum auf ihre Hand, bevor sie die Finger um das Tuch zur Faust schloss.
    Ich aber weilte in ihr und hatte mich weit genug vom Feuer gelöst, um zu spüren, wie sie zusammenzuckte und die Zähne in einer Mischung aus Schicksalsergebenheit und Verleugnung zusammenbiss. Als sie das Tuch versteckte, straffte sie die Schultern und schluckte den Geschmack von Blut und Krankheit hinunter. Ich hörte durch ihre Ohren, wie sie atmete, wie rau und kehlig und flüssig es klang.
    Nun? , bohrte sie nach, wobei in ihrer inneren Stimme eine unterschwellige Warnung lag. Sie griff nach ihrem sonnengetrockneten Tee und versuchte, mit seiner Bitterkeit den Kupfergeschmack auf ihrer Zunge und in ihrer Kehle zu übertünchen.
    Fürst March hat nichts gesagt. Ich habe nicht mit ihm gesprochen,seit wir übereingekommen sind, Fürst Demasques Anwesen zu durchsuchen. Ich habe zwar um eine Audienz ersucht, aber wir haben noch nichts gehört. Weder von ihm noch von Fürst Sorrenti, Tristan oder Brandan.
    Weil das eine politische Katastrophe ist , sagte Eryn, ließ ihr Glas herabsausen und rang einen weiteren Hustenanfall zurück. Du hast nicht nur nichts gefunden, du bist obendrein mit deinen eigenen Streitkräften auf das Anwesen eines Ratsmitglieds vorgedrungen.
    Schroff entgegnete ich: Ich hatte Begleiter. Mitglieder des Rates der Acht wussten, was wir vorhatten und zu finden erwarteten.
    Und jetzt drängeln sie sich darum, jemandem die Schuld in die Schuhe zu schieben , erwiderte Eryn, und du bist der Sündenbock. Sie werden versuchen, die anderen Ratsmitglieder davon zu überzeugen, dass du ihnen eingeredet hast, Fürst Demasque würde Chorl auf seinem Anwesen verstecken, und dass du sie dazu verführt hast, sich der Durchsuchung anzuschließen, und dass sie nie wirklich geglaubt haben, Demasque würde so etwas tun. Die Hälfte von ihnen erzählt ihm wahrscheinlich gerade, dass sie nur deshalb Vertreter mitgeschickt haben, weil sie wussten, dass es nicht wahr sein könnte, und dass sie dabei sein wollten, um Fürst Demasques Interessen zu schützen,

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