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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Laternen. Während wir das Anwesen beobachteten, ging jemand mit einer Fackel vom Haus zum Stall. Ein Diener.
    Ich legte die Stirn in Falten. Es hätte mehr Licht und mehr Treiben herrschen müssen. Das Haus schien mir zu still zu sein.
    Daeriun drehte sich zu der hinter uns aufschließenden Gruppe von Gardisten um, die von Westen und Catrell angeführt wurde. Alle stammten aus Amenkor, bis auf fünf – Daeriun, Brandan, Tristan, ein Mann namens Thad, der Fürstin Casari vertrat, und eine Frau namens Sarra, die von Fürst Boradarn mitgeschickt worden war. Die beiden Letzteren hatten zweifelnde Mienen aufgesetzt.
    »Seid Ihr sicher, dass es sich um dieses Anwesen handelt?«, murmelte Thad.
    Meine Hand knetete den Griff meines Dolchs. Thads Stimme klang ein bisschen weinerlich, und seit unserem Aufbruch aus Venitte hatte er den Mund nicht gehalten.
    »Ja«, gab ich verkniffen zurück.
    »Es sieht nicht so aus, als wäre jemand anders als die Dienerschaft hier«, meinte Sarra. Ihr Tonfall klang gereizt, als widerstrebte es ihr zutiefst, hier zu sein, und als wäre es ihr gegen ihren Willen befohlen worden.
    Ich warf Westen und Catrell einen verärgerten Blick zu. Westen zuckte mit den Schultern. Catrell zeigte keine Regung.
    Ich drehte mich den erwartungsvollen Gardisten hinter mir zu, musterte ihre fahlen Gesichter, die sich nur als Schemen im Mondlicht abzeichneten. Auf ihren Brüsten prangte das Zeichen des Geisterthrones – in Rot bei den Suchern, in Gold bei den gewöhnlichen Gardisten. Schließlich schaute ich wieder zu dem Haus.
    Ein Kribbeln kroch mir über die Arme.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte ich.
    »Was meint Ihr damit?«, fragte Thad.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Dann sollten wir das Anwesen vielleicht nicht betreten«, schlug Thad vor, obwohl ich nichts erwidert hatte. »Es wäre wohl besser, wir kehren ins Händlerviertel zurück. Dieses ganze Unterfangen scheint mir ein Fehler zu sein.«
    Meine Hand schloss sich fester um den Dolch, und ich drehte mich zu Thad um. Ich verspürte einen Anflug von Befriedigung, als er einen Schritt zurückwich. »Ihr seid hier, um auf Fürst Marchs Geheiß Fürstin Casari zu vertreten, nicht als Berichterstatter. Ich rate Euch, den Mund zu halten.«
    Thad schnaubte, erwiderte jedoch nichts, sondern brummte nur etwas Unverständliches vor sich hin. Aus seinen Augen sprach kalter Zorn.
    Sarra runzelte die Stirn, entspannte sich aber ein wenig, als General Daeriun meinte: »Bringen wir es hinter uns.«
    Ich begegnete im Mondschein seinem Blick und sah die Herausforderung darin, fühlte ihr Pulsieren im Fluss. Er vertraute uns – mir – nicht. Aber er war selbst mitgekommen, weil er Catrell und die Männer Amenkors bei der Arbeit sehen und beobachten wollte, wie sie kämpften und in einem echten Gefecht als Gruppe zusammenarbeiteten, nicht bloß auf dem Übungsgelände. Außerdem wollte er mich beobachten. Fürst March hatte mich als Regentin anerkannt, Daeriun hingegen nicht. Er hatte sich ein Urteil vorbehalten.
    Und er wollte die Chorl mit eigenen Augen sehen.
    »Also schön.« Ich gab Westen und Catrell ein Zeichen. Beide traten vor. Auch sie hatten General Daeriuns lauernde Haltung bemerkt.
    »Regentin«, sagte Catrell. Westen nickte nur.
    »Westen, Ihr und die Sucher geht voran. Überwältigt die Bediensteten, wenn Ihr könnt. Falls es Anzeichen auf die Begabten oder Priester gibt, kommt Ihr umgehend zurück. Brandan und ich müssen an vorderster Front bleiben, falls sie von Begabten unterstützt werden. Anderenfalls lassen wir Euch zwanzig Minuten Zeit, dann schicke ich Catrell und den Rest hinterher.«
    Westen gab den drei anderen Suchern ein Zeichen, und binnen weniger Augenblicke waren sie verschwunden, verloren sich in den Schatten der Weizenfelder.
    General Daeriun runzelte die Stirn, als er versuchte, sie in der Dunkelheit auszumachen. Er trat vor, um Westens Platz einzunehmen, während Brandan und die beiden anderen Beobachter zurückblieben.
    »Auf einem Anwesen dieser Größe wird es mindestens zwölf Bedienstete geben. Reichen vier Sucher, um sie alle in so kurzer Zeit zu überwältigen?«
    »Ja.«
    Daeriun blickte auf mich herab; er schien die uneingeschränkte Überzeugung in meiner Stimme anzuzweifeln. Ich löste den Blick nicht von den Feldern, vom Vorankommen Westens und der anderen Sucher.
    »Sie haben die Mauer erreicht.«
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Daeriun.
    »Weil ich sie sehen kann.«
    Daeriun brummte.
    Ich suchte in der

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