Die Kaempferin
Dunkelheit Brandans Blick und sah, wie er leicht lächelte und nickte.
Vor uns flackerte die Fackel, die hinter den verschlossenen Läden des Stallfensters geleuchtet hatte, und erlosch plötzlich. Kurz, nur einen Atemzug lang, tauchte in der Nähe eines der Hausfenster ein Schatten auf und verschwand sogleich wieder.
Daeriun stockte der Atem …
Dann erstarb das Licht im Hauptgebäude.
Ich hörte, wie Sarra einen harmlosen Fluch ausstieß und Thad ihr unwirsch zuflüsterte: »Und wir haben diese Männer frei in Venitte herumlaufen lassen?«
Ich lächelte. »Catrell?«
»Es sind noch keine zwanzig Minuten um.«
Ich drehte mich um; er nickte und gab sich alle Mühe, nicht ebenfalls zu lächeln.
»Ich schicke die Männer jetzt rein«, sagte er.
Ich hatte Daeriun, aber auch Thad und Sarra gegenüber zum Ausdruck gebracht, was ich wollte. Sollten sie ihren jeweiligen Fürsten und Fürstinnen ruhig Bericht erstatten.
Rings um uns formierten sich die Gardisten. Catrell rief Befehle. Rüstungen knarrten; Schwerter wurden gezogen – die Geräusche von über einhundertfünfzig Männern, die sich für ein Gefecht wappneten. Ich tauchte tiefer in den Fluss und spürte ihre in Hitze und Schweiß gekleidete Anspannung und Angst. Ihr Atem hing in der Luft; ein Mann hustete, ein anderer spuckte aus, doch die Gesichter wirkten ruhig. Viele schienen kaum erwarten zu können, dass er losging.
Thad rückte näher zu Daeriun und beäugte die Männer argwöhnisch. Sarra warf ihm einen verächtlichen Seitenblick zu.
»Bleibt auf der Straße«, sagte Catrell.
Damit setzten sie sich in Bewegung. Sie rannten nicht, sondern liefen im Mondschein die Straße hinunter – ein schwarzer Schatten, der sich durch das Silber des Weizenfelds schlängelte und geradewegs auf die Tore des Anwesens zuhielt.
Als der letzte der Männer losgezogen war, murmelte Daeriun widerwillig: »Beeindruckend.«
Ich erwiderte nichts, sondern beließ die Aufmerksamkeit auf dem Anwesen.
Die Streitmacht erreichte das Tor und teilte sich. Eine Hälfte marschierte weiter auf das Haus zu, die andere zu dem Lagergebäude. Ein kleinerer Trupp löste sich davon und steuerte den Stall an.
Die Tür des Hauses wurde aufgebrochen. Die Männer stürmten hinein. Das Stalltor gab ohne Widerstand nach, und die Gardisten rannten in den Raum dahinter.
Auf der Anhöhe spielte sich das Geschehen in gespenstischer Stille ab.
Zu still. Ich runzelte die Stirn.
»Ich sehe keine Chorl«, meinte Thad selbstgefällig.
Ich warf ihm einen finsteren Blick zu; dann jedoch kamen Männer aus dem Haus. Catrell und Westen. Ich erkannte sie an ihrer Haltung.
»Jetzt können wir zu ihnen stoßen«, sagte ich und setzte mich den Hang hinunter in Bewegung, ohne auf die anderen zu warten. Ich blieb auf der Straße, die mit breiten, flachen Steinen gepflastert war, wie fast jede Straße in Venitte. Dabei spürte ich, dass General Daeriun mir folgte. Dicht hinter ihm kamen Tristan, Brandan, Sarra und Thad. Ich schenkte ihnen allen keine Beachtung.
»Was ist geschehen?«, fragte ich, kaum dass ich durch das Tor zum Haus gelaufen war.
Westen und Catrell drehten sich um. Der Rest der Gardisten schwärmte auf dem offenen Hof zwischen den Gebäuden aus.
»Es ist niemand hier – keine Chorl, keine Vorräte, kaum Bedienstete«, berichtete Catrell mit ausdrucksloser Stimme, wenngleich er unverkennbar besorgt wirkte. »Wir durchsuchen gerade das Gelände.«
»Ich habe ja gesagt, dass es ein Fehler ist«, murmelte Thad. Ich schaute zu Westen. »Habt Ihr etwas gefunden?«
»Das Lagergebäude wurde vor Kurzem benutzt. Auf dem Boden sind tiefe Furchen, und Spuren im Stroh und Staub weisen darauf hin, dass dort etwas gelagert und in den letzten paar Tagen weggebracht wurde. Den Abdrücken auf dem Boden nach zu urteilen wurde alles auf Karren verladen, aber sobald die Karren die Straße erreicht haben …«
Westen ließ den Satz unvollendet, und ich verzog das Gesicht. Auf der Straße konnte es keine Spuren geben.
»Was sonst?«
»In den Ställen.« Westen winkte uns weiter und zog die Stalltore auf. Der Geruch von Pferden, Stroh und Dung wehte heraus. Thad rümpfte angewidert die Nase und hob eine Hand an den Mund, doch wir anderen traten ein, ohne zu zögern. Thad folgte uns. Ein Pferd schnaubte, schüttelte den Kopf undbeobachtete uns mit großen, dunklen Augen, als wir an dem Tier vorbeigingen. Westen hielt auf das hintere Ende des Stalls zu.
Wo sich im Boden eine offene Falltür
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