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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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herum und beobachtete Demasque.
    »Vielleicht weiß Ottul es wirklich nicht«, meinte Catrell. »Sie wurde in Amenkor gefangen genommen, bevor die Ochea getötet wurde.«
    »Wir stellen nicht die richtigen Fragen«, warf Avrell ein. »Sie wird nicht wissen, was die Chorl im Augenblick treiben, aber sie könnte uns genug über sie verraten, dass wir es uns selbst zusammenreimen können.«
    »Zum Beispiel?«, fragte ich, wobei Ungeduld meine Wort barsch klingen ließ.
    Avrell legte die Stirn in Falten, dachte einen Augenblick nach, wobei er die Hände in die Ärmel seiner offiziellen Oberhofmarschallgewänder schob, und meinte schließlich: »Wir müssen wissen, wie sie sich angesichts des Todes der Ochea verhalten haben könnten. Uns ist bereits bekannt, dass es drei Bestandteile des Machtgefüges ihrer Gesellschaft gibt – die Ochea und ihre Begabten, Haqtl und die männlichen Begabten sowie Atlatik und die Krieger. Wir wissen außerdem, dass die drei sich einigermaßenim Gleichgewicht befanden, als die Ochea noch lebte. Was mag geschehen sein, nachdem die Ochea getötet wurde? Wie könnte sich das Gleichgewicht der Macht verlagert haben?«
    Ottul hatte Avrell aufmerksam gelauscht; nun runzelte sie völlig verwirrt die Stirn. Ratlos schaute sie mich an.
    »Gwenn, kannst du helfen?«
    Gwenn seufzte. »Ich kann es versuchen.«
    Sie wandte sich Ottul zu. Ihre Miene wirkte dabei so ernst, dass sie ein leichtes Lächeln auf Catrells Lippen zauberte. Dann begann sie, in der Sprache der Chorl mit Ottul zu reden.
    Alle im Raum verfolgten gebannt, was geschah. Alle außer Erick, der noch immer innere Qualen litt wegen dem, was Haqtl und die Chorl ihm angetan hatten. Seit seiner Rückkehr war Ottul zumeist in ihren Gemächern gewesen oder hatte mit den männlichen Begabten und Protektoren von Venitte gearbeitet. Erick hatte sie nur aus der Ferne gesehen. Nun jedoch, aus nächster Nähe, im selben Raum mit ihr …
    Ich spürte, wie er gegen den Drang ankämpfte, sie zu töten, und dass es ihn alle Mühe kostete. Als er eingetreten war und Ottul erblickt hatte, war es ihm nur mit knapper Not gelungen, sich zu beherrschen, und nun fürchtete er, dass er sich nicht mehr zusammenreißen könnte, wenn er ihr noch näher käme. Ich konnte die im Fluss brodelnde Anspannung fühlen. Erick wollte ihr nicht vertrauen; es war ein tief sitzendes Widerstreben. Das Einzige, was ihn davon abhielt, dem Verlangen nachzugeben, Ottul zu töten, war das Wissen, dass ich das Weiße Feuer in sie gepflanzt hatte und die Herrschaft über sie übernehmen könnte, sollte es notwendig werden.
    Ich hatte noch nie erlebt, dass Erick so dicht davorgestanden hatte, die Beherrschung zu verlieren.
    Ottul fragte etwas, und Gwenn antwortete. Dann sprach Ottul längere Zeit und beobachtete dabei mich und Catrell. Ihr Blick wanderte hin und her, verweilte aber vorwiegend auf mir.
    Als sie schließlich endete, wandte Gwenn sich mir zu. »Siesagt, dass die Macht nach dem Tod der Ochea auf Haqtl übergegangen sein wird.«
    »Nicht auf Atlatik?«, ergriff Catrell das Wort. »Nicht auf die Chorl-Krieger?«
    Gwenn schüttelte den Kopf. »Nein. Haqtl wird die Macht übernommen haben, denn Ottul zufolge glauben die Chorl-Krieger an die Götter, an das Himmelsfeuer. Sie sagt, Atlatik wird gezwungen sein, Haqtl zu folgen, weil die Chorl-Krieger sich sonst gegen ihn auflehnen würden. Sie würden ihn töten und durch einen anderen ersetzen.«
    »Was ist mit den weiblichen Begabten? Wird keine neue Ochea gekürt?«
    »Nicht sofort. Ottul sagt, es wird einen Kampf geben.« Gwenn runzelte die Stirn. »Einen Ginset , bei dem die mächtigsten der verbliebenen Begabten, die bereits alle sieben Ringe erlangt haben, gegeneinander antreten, um zu ermitteln, wer die neue Ochea wird.«
    »Ich bezweifle, dass Haqtl unter den gegebenen Umständen zulassen würde, dass eine neue Ochea gekürt wird«, meinte Avrell.
    »Ich auch«, pflichtete ich ihm bei und dachte an die Erinnerungen, die ich mit der Ochea vor ihrem Tod geteilt hatte. »Die Ochea und Haqtl haben schon um die Macht gerungen, bevor ihr Heimatland zerstört wurde.«
    »Also hat Haqtl das Sagen«, folgerte Catrell und sah mich an. »Wenn das so ist, warum ist er dann nicht bei Atlatik und den Chorl-Kriegern, die nach Süden marschieren?«
    »Weil er bereits hier in Venitte ist«, antwortete ich. »Er muss sich unter den Soldaten befinden, die Demasque in die Stadt gebracht hat.«
    »Aber wo sind sie?«, fragte Avrell gereizt.

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