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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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»Wenn sie sich nicht auf Demasques nördlichem Anwesen befinden, wohin sind sie gegangen?«
    Plötzlich dachte ich an Sorrenti. »Ich weiß es nicht. Aber siehaben den Standort gewechselt. Vielleicht ist Sorrenti jetzt in der Lage, sie mit dem Steinthron aufzuspüren. Wenn sie weiter in die Stadt gezogen sind und sich in den Einflussbereich des Thrones begeben haben …« Ich ließ den Satz unvollendet und wandte mich William zu, der während des Gesprächs bisher geschwiegen hatte. »Vielleicht kannst du sie durch die Gilde finden. Wenn Demasque hier eine Streitmacht versteckt, gibt es in den Aufzeichnungen der Gilde vielleicht Hinweise darauf.«
    William nickte. »Ich kann außerdem nachsehen, welche Liegenschaften er in der Stadt besitzt, um herauszufinden, wo er Haqtl und eine Chorl-Streitmacht von beträchtlicher Größe verstecken könnte.«
    Catrell rührte sich und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. »Ist allen klar, dass es eine grundlegende Änderung der Taktik der Chorl darstellt, wenn Haqtl sich tatsächlich mit einer Chorl-Streitmacht als Unterstützung in der Stadt aufhält? Sie gehen nicht mehr so unmittelbar vor wie in Amenkor.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Avrell.
    »Es bedeutet, dass wir ihre Strategie nicht mehr so einfach vorhersehen können«, antwortete Erick.
    Stille kehrte ein, doch die Spannung zerbrach gleich darauf, als Verwalter Alonse an der Tür klopfte und eintrat. Sein Blick huschte über alle Anwesenden, ehe er sich auf mich heftete. »Regentin, Brandan Vard ist mit einer Truhe von Fürst Sorrenti eingetroffen. Soll ich ihn hereinlassen?«
    William erstarrte, doch ich schenkte ihm keine Beachtung und nickte Alonse zu.
    Bald darauf trat Brandan ein, gefolgt von zwei Männern aus Venitte, die eine große, schwere Truhe aus hellem, metallbeschlagenem Holz trugen. Kurz hielt Brandan inne und nickte Avrell und Catrell zu; dann bedeutete er den Männern, die Truhe abzustellen.
    »Regentin«, sagte er. »Ich hoffe, ich störe nicht.«
    »Wir sind gerade fertig geworden, Brandan.«
    »Ich verstehe. Nun, Fürst Sorrenti hat mich ersucht, dies hier zu überbringen.« Während er sprach, öffnete er den Deckel der Truhe. »Sie enthält die Kostüme, die ihr für das Volksfest brauchen werdet.« Er zog etwas aus der Truhe hervor. »Hier sind Eure Maske und Eure Verkleidung.«
    Er hielt ein blaues Kleid hoch, tiefblau wie das Meer; dazu eine weiße, oben mit Federn gesäumte Maske. Von den Augenwinkeln bis zu den Rändern der Maske verliefen glitzernde blaue Wellen.
    Ich legte die Stirn in Falten, stand auf, ergriff die Maske und drehte sie herum, wobei ich die Schnur bemerkte, die dazu diente, die Maske um den Kopf zu befestigen. Schließlich legte ich sie zurück in Brandans Hand.
    »Ich trage keine Kleider«, sagte ich mit tonloser Stimme.
    »Was stimmt denn nicht damit?«, murmelte Brandan gekränkt. »Liegt es an der Farbe?«
    Avrell seufzte und schüttelte den Kopf. »Ist nichts Persönliches, Brandan.«
    Sowohl Heddan als auch Gwenn waren zu der Truhe gegangen und machten sich daran, deren Inhalt zu durchwühlen. Sogar Marielle schien neugierig zu sein. Gwenn jauchzte vor Entzücken und zog sich eine schwarze Maske mit Schnabel über den Kopf. Eine Federkrause schwebte in der Luft, als Heddan die Maske hinten verschnürte. Ihr Gesicht war vollständig verhüllt, nur ihre Augen blieben sichtbar. Mit dem schwarzen Kostüm und der Maske hätte man sie niemals als Gwenn erkannt.
    Nachdenklich beobachtete ich sie und dachte an die Chorl, an Masken, an Haqtl und an blaue Haut. Dann wandte ich mich wieder an Erick, Catrell, William und Avrell und suchte ihre Blicke.
    »Ich weiß, wann die Chorl angreifen werden«, verkündete ich.

    »Während des Volksfests«, sagte Fürst March mit tonloser Stimme.
    »Um genau zu sein, während des Maskenspiels«, erwiderte Avrell und schaute zu General Daeriun und Fürst Sorrenti, die neben Fürst March auf dem Steinbalkon seines Anwesens standen, »am letzten Tag des Volksfests.«
    Von hier aus konnte ich die Rückseite des Kuppelgebäudes sehen, in dem der Rat der Acht zusammentrat. Die Schule, in der die Begabten Venittes lernten, war ein Stück abseits gerade noch zu erkennen.
    »Das ist perfekt«, meinte Sorrenti nach einer Weile. »Sie werden Kostüme und Masken tragen, um ihre Haut zu bedecken und zu verbergen, dass sie Chorl sind. Dann können sie sich frei durch die Stadt bewegen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Selbst wenn ihre Masken

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