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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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wegen der Entfernung der Hauptstraßen gedämpft, durchdrungen von Schreien, johlendem Gelächter und zotigen Gesängen. Die Leute, die ich vom Fenster aus am Tor des Anwesens vorbeigehen sah, trugen Kostüme in knalligen Farben. Die Gesichter hatten sie sich so bemalt, dass sie wie Tiere aussahen – vorwiegend wie Vögel, die Symbole derFürsten und Fürstinnen des Rates, einige mit langen, spitzen Schnäbeln. Andere waren als Katzen, Hunde oder andere Tiere verkleidet, die ich nicht erkannte. Einzelne trugen richtige Masken, gefiedert und seltsam ausdruckslos, obwohl Fürst March es verboten hatte. Die meisten waren mit Schnörkeln und eigenartigen Zeichen verziert.
    Die Gesichtsbemalungen sahen wie Tätowierungen aus, und die knalligen Verkleidungen erinnerten mich an die Gewänder der Chorl-Krieger.
    Schaudernd wandte ich mich vom Fenster ab.
    Westen nahm auf einem Sitz in meiner Nähe Platz. »Ich bin Demasques Dirne gefolgt. Mit ihrer Hilfe versendet Demasque Befehle durch die Stadt und lenkt die Bewegungen der Chorl und der Sturmbö . Die Dirne nimmt Verbindung mit dem Kapitän auf, wenn das Schiff im Hafen liegt. Der Kapitän hat sich vergangene Nacht mit ihr am Rand der Gosse getroffen. Tomus hat ihn beschattet.«
    »Worüber haben sie gesprochen?«
    »Weder Tomus noch ich konnten nahe genug an die beiden heran, weil das Volksfest bereits begonnen hatte. Aber die Sturmbö ist seit der Durchsuchung von Demasques Anwesen im Hafen geblieben. Heute Vormittag hat das Schiff Fracht geladen und ist ausgelaufen. Laut William, der die Aufstellungen in der Händlergilde überprüft hat, ist das Schiff nach Süden unterwegs, um Handel mit den Warawi auf den südlichen Inseln zu treiben. Man erwartet es erst in ein paar Monaten zurück.«
    Plötzlich erschien Alonse an der Tür. Er trug ein Tablett mit Gläsern und Tee.
    Schweigend warteten wir, bis er den Tee auf dem niedrigen Tisch vor uns abgestellt hatte und wieder gegangen war.
    »Was ist mit den Chorl?«, fragte ich dann. »Habt Ihr sie schon gefunden?«
    Westen, der mit gerunzelter Stirn nach wie vor zur Tür blickte, wo Alonse verschwunden war, erwiderte: »Nein.«
    Ich fluchte. »Sie müssen irgendwo in der Stadt sein!«
    »Das stimmt«, pflichtete Westen mir bei und wandte sich wieder mir zu. »Wir haben sie bloß noch nicht entdeckt. Demasque hat sich noch nicht mit ihnen getroffen, auch seine Verbindungsleute nicht, einschließlich des Freudenmädchens.«
    »Das heißt, entweder wartet er, bis sich die Aufmerksamkeit legt, die du auf ihn gelenkt hast«, murmelte Erick, »oder das, was sie geplant haben, ist bereits im Gange.«
    Ich schaute ihn an. »Ich glaube nicht, dass er warten würde, bis die Dinge sich beruhigen. Dafür ist er zu hochmütig.«
    Keiner der beiden Sucher sagte etwas.
    »Regentin …«
    Wir alle drehten uns zur Tür.
    »Fürst Sorrenti ist hier«, verkündete Alonse. »Er wünscht, mit Euch zu sprechen.«
    »Lass ihn herein.«
    Sorrenti hielt an der Tür inne und schaute zu Erick und Westen, ehe er eintrat.
    »Was will der Rat der Acht nun schon wieder von mir?«, fragte ich abweisend.
    Sorrenti versteifte sich. »Nichts, Regentin. Die Mitglieder streiten gerade mit Eurem Oberhofmarschall über die Höhe der Wiedergutmachung.«
    »Und Ihr seid nicht dabei?«
    »Ich habe mich entschuldigt. Ich muss mit Euch reden.« Kurz zögerte er und schaute erneut zu Erick und Westen, dann zu Heddan. Schließlich fügte er hinzu: »Über die Throne.«
    Einige Atemzüge lang herrschte Stille im Raum.
    »Was ist mit den Thronen?«, fragte ich dann.
    Sorrenti seufzte. »Daeriun behauptet, dass Ihr die Chorl-Armee gesehen und ihm erzählt habt, sie marschiere südwärts und befände sich womöglich nur noch wenige Tagesreisen entfernt. Wie konntet Ihr sie sehen?«
    »Ich hatte eine Unterhaltung mit Eryn in Amenkor.«
    »Und wie?« Verzweiflung schlich sich in seine Stimme, als würde er meine Antwort für eine Lüge halten.
    »Ich habe mein Bewusstsein zu ihr entsandt, zu dem Feuer, das ich in sie gepflanzt habe.«
    Sorrenti schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht«, gestand er. Doch es war offensichtlich, dass er eine Vermutung hegte.
    »Als das Weiße Feuer vor sieben Jahren durch Amenkor tobte«, sagte ich leise und bedächtig, »ließ es einen Teil von sich zurück. In mir. Seither habe ich einige Bruchstücke davon in verschiedenen Leuten entfacht, die ich als Anker verwende, wenn ich mein Bewusstsein entsende.«
    »Also könnt Ihr Euren Geist

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