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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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verrutschen und jemand darunter blaue Haut erspäht …«
    »… wird man annehmen, dass der oder die Betreffende sich das Gesicht bemalt hat«, vollendete General Daeriun den Satz. »Catrell hat recht. Die Chorl haben ihre Strategie geändert.«
    »Zweifellos unter Demasques Einfluss«, meinte Fürst March.
    »Und der von Fürstin Parmati.« Als ich einen fragenden Blick auf Sorrenti richtete, zuckte dieser mit den Schultern. »Die Masken, die Verkleidungen – das kommt von Parmati. Sie hat das Theater schon immer geliebt.«
    »Was können wir tun, um sie aufzuhalten?«, fragte Fürst March.
    »Sagt das Volksfest ab«, schlug ich vor.
    General Daeriun schnaubte; dann verstummte er, als er begriff, dass ich es ernst meinte. Sorrentis ausdruckslose Miene verriet nichts, doch ich konnte seine Belustigung spüren. Er lehnte sich zurück und blickte hinaus zu den Ratskammern, wobei er wegen des gleißenden Sonnenlichts, das sich auf dem weißgrauen Stein spiegelte, die Augen zusammenkneifen musste.
    Fürst March wandte sich mir zu. »Es ist unmöglich, das Volksfest abzusagen.«
    Sein Tonfall verärgerte mich, doch ich riss mich zusammen. Ich war immer noch wütend, dass man mich im Stich gelassen hatte und ich mich bei der Ratsversammlung alleine vor Demasque verteidigen musste. »Warum sollte es unmöglich sein?«
    Beinahe hätte March geseufzt. »Weil ich keinen Einfluss darauf habe. Es ist eine Tradition. Zu viele Leute spielen dabei mit hinein. Selbst wenn ich es versuchen würde, hätte es keine Aussicht auf Erfolg. Die Menschen dieser Stadt würden das Fest dennoch feiern, und sei es nur aus Trotz.«
    »Außerdem beschränkt es sich nicht nur auf die Stadt«, fügte Sorrenti hinzu. »Das Volksfest ist für die gesamte Küste ein großes Ereignis. Die Menschen reisen von überallher an, um dabei zu sein. Manche Händler kommen sogar aus Marlett hierher, aus Kent und Merrell, aus Warawi auf den südlichen Inseln, sogar aus weiter entfernten Küstenstädten. Für einige von ihnen ist das Volksfest die wichtigste Einnahmequelle. Wenn wir es absagen – falls das überhaupt möglich wäre –, würden sie alles verlieren.«
    »Aber wir müssen etwas unternehmen!«, beharrte ich und hörte die Verärgerung in meiner Stimme. Ich versuchte auch gar nicht, sie zu verbergen. »Wir wäre es mit einem Verbot der Masken? Dann könnten wir wenigstens die Gesichter der Feiernden sehen. Die Chorl-Krieger tragen Tätowierungen. Ohne Masken könnten sie die nicht verstecken.«
    March runzelte die Stirn. »Wir können es versuchen. Aber die Menschen der Stadt verbringen Monate damit, ihre Kostüme zu entwerfen, insbesondere die Masken. Selbst wenn wir erklären, weshalb wir die Masken verbieten, würde es die Leute wohl nicht davon abhalten, sie zu tragen.«
    »Wir könnten auch die von den Außenposten zurückkehrenden Patrouillen dazu einsetzen, rings um die Stadt Wachen aufzustellen. Sie können jeden Karren überprüfen, der in die Stadt rollt. Die Patrouillen an den Mündungen der beiden Kanäle, die in den Hafen führen, haben bereits damit begonnen, jedeseinfahrende Schiff zu durchsuchen, unabhängig davon, ob es Ratsmitgliedern gehört oder nicht.« Daeriun verzog das Gesicht. »Wenn Haqtl und seine Streitmacht sich allerdings schon in der Stadt befinden …«
    »Sie sind in der Stadt«, sagte ich entschieden und wandte mich Sorrenti zu. »Habt Ihr seit der Durchsuchung von Demasques Anwesen den Thron verwendet, um nach ihnen Ausschau zu halten?«
    Sorrenti nickte. »Sobald ich erfahren hatte, dass sie den Aufenthaltsort gewechselt haben. Ich habe versucht, Anzeichen ihrer Bewegungen zu entdecken, und jedes Gebäude innerhalb der Reichweite des Thrones durchstöbert. Sogar Demasque bin ich gefolgt. Leider vergeblich.«
    »Sucht weiter«, forderte Fürst March ihn auf. »Das Volksfest beginnt in wenigen Tagen. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«

    »Es ist Demasques Dirne«, sagte Westen, kaum dass er den äußeren Raum meiner Gemächer auf unserem Anwesen betreten hatte.
    Heddan schaute von der Stickerei auf, an der sie arbeitete, und wollte Stoff und Nadel beiseitelegen und gehen, damit wir ungestört reden könnten, doch ich bedeutete ihr, weiterzumachen.
    »Was meint Ihr damit? Und wo seid Ihr gewesen?«, fragte ich vom Fenster aus, wo ich die Straßen Venittes beobachten konnte, auf denen sich die Feiernden drängten. Das Volksfest hatte begonnen. Lärmende Musik erhob sich in unregelmäßigen Abständen aus der Stadt,

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