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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Sorrentis Befehlshaber zuckte zusammen, als ich auf ihn deutete. »Nehmt den Körper des Fürsten mit. Seid vorsichtig.«
    Der Befehlshaber schaute zu Brandan, der knapp nickte und sich erhob.
    »Und was habt Ihr vor?«, fragte Avrell, als sich die hinter mir kniende Gruppe in Bewegung setzte und Ericks und Baills Befehle die Stille zerrissen. Sorrentis Männer schlossen sich denanderen an, während vier von ihnen den reglosen Körper des Fürsten behutsam hochhoben.
    »Ich werde mich um das Tor kümmern«, antwortete ich und ging vorwärts, näherte mich bis auf zehn Schritte dem eisengefassten Holztor. Über mir ragte der Wall auf, dessen Stein sich in beide Richtungen erstreckte. Ich starrte hinauf und rief: »Marielle, Heddan, Gwenn!«
    Als ich mich umdrehte, waren sie bereits hinter mir. Erick befahl dem Rest der Gruppe, zurückzuweichen. Gwenn und Heddan standen leicht versetzt hinter meinem Rücken. Marielle hatte noch zwei Schritte hinter den beiden in der Mitte Aufstellung genommen, unmittelbar hinter mir. Es war eine Anordnung, die ich kannte – das Karomuster, das die Ochea mit ihren Begabten verwendet hatte, als sie Amenkor angriff und das Tor in der letzten Mauer zerschmetterte.
    Die Mädchen waren bereits in den Fluss getaucht. Ich spürte das Pulsieren ihrer Macht und fühlte einen Schauder, als Leitungen an ihren Platz glitten.
    Hinter den Begabten standen Baills Streitmacht und jene Gardisten bereit, die das Gefecht mit den Chorl im Steingarten überlebt hatten, unter ihnen William, Ottul, Avrell und Brandan Vard. Ich schaute zu Erick und Baill hinüber und sagte: »Das hier muss schnell gehen.«
    »Dann wird es blutig«, antwortete Baill.
    Ich nickte ernst; dann wirbelte ich herum und breitete die Arme zu beiden Seiten aus, als das Geflecht der Leitungen, das Marielle, Heddan und Gwenn gebildet hatten, sich rings um mich zusammenfügte, mich berührte und Macht in meinen Körper strömen ließ. Es war eine Kraft, die auf meiner Haut knisterte, wild und roh und ungezügelt wie die Blitze, die Brandan befehligte, oder wie die Macht, die Cerrin beim Erschaffen der Throne heraufbeschworen hatte und die durch ihn hindurchgetost war. Sie brandete durch meine Brust und meine Arme und pulsierte mit im Rhythmus meines Herzens, unser aller Herzen,als ich sie zu einem Hammer schmiedete, zu einer Ramme, die das Tor aufbrechen sollte. Eine so gewaltige Kraft hatte ich ohne den Thron als Unterstützung nie zuvor gehandhabt; es war mehr Kraft, als ein einzelner Mensch führen sollte. Sie kribbelte in meinen Fingern, wölbte sich in unsichtbaren Strahlen aus meinen Händen, gleißte heller und heller, als sie sich aufbaute, ein funkelndes Lichtfeld, das nur die Begabten sehen konnten, das scharf und bitter roch, das nach beißendem Rauch, trockenen Kiefernnadeln, Baumsaft und Rinde schmeckte.
    Und als es sich anfühlte, als könnte ich diese Kraft nicht länger beherrschen, als würde mein Körper ob der darin gefangenen Mächte zerrissen, entfesselte ich die Kraft mit einem stummen Schrei und entließ sie auf das Tor und die Mauer.

S ECHZEHNTES K APITEL
    D er Hammer schlug mit unsichtbarer Wucht zu, und das Tor zerbarst. Holzbalken so dick wie der Leib eines Menschen brachen mit einem trockenen Knacken wie Zunder. Metall kreischte, als es sich verbog und aus Stein gewunden wurde; der gequälte Laut durchdrang die erschrockenen Aufschreie der Männer hinter mir und vermischte sich mit meinem Gebrüll, aus dem schiere Wut sprach.
    Aber die Mauer, Deranians Wall, der seit Tausenden von Jahren stand, wankte nicht.
    Ich hatte gerade noch genug Zeit, um die Leitungen zu durchtrennen, die den Hammer nährten, und um scharf die Luft einzusaugen, die Augen erschrocken zu weiten …
    Dann erfolgte der Rückstoß der Kraft von der Mauer, ein Schaudern, das gleich einer Welle vom Tor zurückschwappte.
    Ich zuckte zusammen und riss die Hände vor mir hoch in der Erwartung, dass die Welle mich rücklings in die Schar der Gardisten schleudern, dass sie mir die Luft aus den Lungen pressen und mich mit tödlicher Gewalt treffen würde, da ich keine Zeit hatte, einen Schild zu errichten, um sie seitwärts abzulenken. Ich hörte Gwenn kreischen und Heddan entsetzt nach Luft schnappen. Ich hatte überstürzt gehandelt und unbesonnen eine nie zuvor beherrschte Macht benutzt …
    Doch plötzlich tauchte anmutig ein Schild auf und erstreckte sich von Gebäude zu Gebäude quer über die Straße der Gosse. Der Fluss verfestigte sich

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