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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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sonstigen Vorräte beschlagnahmen und Küchen und Lagerhäuser einrichten ließ. Damals hatte er mir nur widerwillig dabei geholfen, die Stadt zu ernähren.
    »Borund hätte bleiben und an den Docks kämpfen müssen«, sagte ich mit ruhiger Stimme. »Er hätte bei William bleiben sollen.«
    Regin ließ sich nicht beirren. »Nicht jeder ist zum Kämpfer geboren, und nicht jeder ist zum Überleben geschaffen, Regentin.«
    Regin hielt meinem Blick noch kurz stand; dann schaute er weg.
    »Jedenfalls hat William sich seit dem Angriff um sämtliche Belange Borunds gekümmert, während Borund … anderweitig beschäftigt war. Und er hat hervorragende Arbeit geleistet. Da Borund und ich die einzigen nennenswerten Mitglieder der Händlergilde sind, die überlebt haben, dachte ich daran, William zu einem vollwertigen und eigenständigen Händler zu ernennen, und vielleicht noch ein paar andere Lehrlinge. Die Gilde muss allmählich anfangen, sich von Alendor und dessen Genossenschaft zu erholen. Was meint Ihr dazu?«
    Ich dachte daran, wie William den vorrückenden Chorl entgegengestürmt war, das Schwert linkisch vor sich erhoben. Ich erinnerte mich an meinen ersten Ausflug in den mittleren Kreis an Williams Seite und sah sein Gesicht vor mir, das sehnsüchtigdie Läden und Häuser der Händler betrachtete. Lächelnd erwiderte ich: »Ich denke, das würde ihm gefallen.«
    Regin brummte, und auch auf seine Lippen schlich sich ein Lächeln. »Und ich denke, er hätte gern, dass Ihr der Zeremonie beiwohnt. Ich muss mich zu meinen eigenen Besitztümern begeben, wo nach dem schlimmen letzten Winter immer noch das nackte Chaos herrscht. Gehe ich recht in der Annahme, dass nun, da der Winter vorüber ist und die Stadt überlebt hat, alle Händler wieder uneingeschränkt ihren Geschäften nachgehen können? Keine gemeinsamen Lagerhäuser mehr? Keine Gemeinschaftsküchen?«
    »Ja. Die Händlergilde ist vom Palast befreit. Allerdings habe ich die Absicht, das Lagerhaus und die Küche am Siel beizubehalten. Dort wird beides gebraucht.«
    Regin zog eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nur: »Regentin.«
    Damit verneigte er sich leicht, aber respektvoll, ehe er davonstapfte. Einige wartende Lehrlinge und Leibwächter umringten ihn, als er mit der Menschenmenge auf den Docks verschmolz.
    Meine Eskorte näherte sich mir, und Keven trat an meine Seite.
    »Gute Neuigkeiten?«, fragte er.
    »Mehr oder weniger. Bis zum Ende der Woche sollten einige Handelsschiffe in See stechen können.«
    »Wenn das so ist, darf ich einen Vorschlag unterbreiten?«
    Ein wenig überrascht wandte ich mich ihm zu. »Und wie lautet er?«
    Keven deutete auf die geschäftigen Menschen um uns herum. »Wir haben mit knapper Not einen harten Winter überlebt, wurden von einer Streitmacht angegriffen und haben seither nichts anderes getan, als aufzuräumen, wiederaufzubauen, die Toten zu verbrennen und die Bürger für den Fall eines weiteren Angriffs auszubilden. Spürt Ihr nicht die Anspannung?«
    Ich runzelte die Stirn und bemerkte zum ersten Mal, wieabgehärmt die Gesichter rings um uns wirkten, wie verspannt die Schultern. Es schien, als rechneten die Menschen jeden Augenblick damit, dass die Fassade der Normalität abbröckelte und eine Horde Chorl darunter zum Vorschein käme.
    Auch wenn ich in den Fluss tauchte, spürte ich es – ein Beben unter dem gleichmäßigen Dahintreiben. Die Bürger Amenkors hielten sich durch Bewegung zusammen und beschäftigten sich fortwährend, damit sie nicht ins Grübeln kamen.
    »Wir sollten ein Fest feiern, um den Trübsinn zu verjagen«, meinte Keven. »Feiern wir den Aufbruch der ersten Handelsschiffe!«
    Ich nickte. »Wir könnten ein paar von den Vorräten erübrigen.«
    Keven grinste. »Ich gebe Avrell unverzüglich Bescheid.«
    Ich sah, wie sich die Menschenmenge hinter Keven teilte, als Hauptmann Catrell herankam, gefolgt von einer Eskorte, unter der sich Darryn befand. Catrell, der befördert worden war und nun Baills Platz als Befehlshaber der Palastgardisten einnahm, trug volle Rüstung. Er war ein kleinwüchsiger Mann – Darryn überragte ihn um mindestens einen Kopf – und stets sehr zurückhaltend.
    Darryn kleidete sich wie die übrigen Bürger des Siels, nur trug er unter der abgetragenen, ausgefransten Kleidung eine Lederrüstung und ein Schwert. Ihm war Catrells alter Rang als Hauptmann der Garde angeboten worden, doch er hatte abgelehnt und war Hauptmann der Bürgerwehr geblieben, denn er war überzeugt davon,

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