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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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die Stadt und ein zweites Zeichen, sobald die Gefahr feststeht, die von dem Schiff ausgeht. Darryn hat den Bürgern eingebläut, was jedes Zeichen bedeutet und was sie zu tun haben, falls sich ein Schiff nähert. Die meisten werden sich zu den Mauern und zum Palast begeben, wenngleich jeder, der in der Lage ist, eine Waffe zu ergreifen, bei der Verteidigung des Hafens helfen sollte.«
    »Damit ist das Meer abgedeckt«, warf Darryn unverhofft ein. »Was ist mit dem Osten, mit einem Angriff vom Land aus?«
    Catrell verzog das Gesicht. »Dort ist die Verteidigung schwieriger. Abgesehen von den Mauern, die den Palast umschließen, gibt es im Osten keine Befestigungsanlagen, weil sie dort nicht gebraucht wurden. Der östliche Teil der Stadt – die Viehhöfe, die Gerbereien …«
    »Der Siel«, fügte Darryn hinzu.
    Catrell nickte. »Dort ist alles ungeschützt. Natürlich auch sämtliche Felder und Gehöfte. Ich habe Kundschafterpatrouillen entlang der nördlichen und südlichen Straßen ausgeschickt, einige auch entlang der Ostroute. Am einfachsten ist der Zugang vom Süden zu verteidigen, da die Chorl dort einen Felsen erklimmen müssten, um den Palast aus dieser Richtung zu erreichen. Aber der Norden und der Osten …« Er zuckte mit den Schultern.
    »Die guten Neuigkeiten sind, dass die Mehrheit der Bürger Amenkors sich mittlerweile innerhalb der Mauern des Palasts oder in den Ausläufern der Elendsviertel am Fluss aufhält«, sagteDarryn in die Stille. »Da die Unterstadt zwischen dem Kai und dem Palast größtenteils zerstört wurde, mussten sie einen anderen Platz zum Leben finden. Ein beträchtlicher Teil der Leute sollte durch die Mauern geschützt sein, falls jemand über den Landweg angreift, und mit entsprechender Vorwarnung sollte es den Bewohnern des Siels gelingen, rechtzeitig zu den Mauern zu gelangen. Für das umliegende Ackerland können wir wenig tun. Dort besteht die Gefahr uneingeschränkt.«
    »Haben die Patrouillen hier und auf den Straßen die Reihen der Gardisten denn nicht stark gelichtet?«, fragte ich.
    »Ja. Aber seit dem Gefecht haben wir einen beträchtlichen Zustrom von Männern und Frauen, die der Bürgerwehr beitreten wollen.«
    Darryn nickte. »Viele von ihnen kommen vom Siel. Sie mögen nicht geschickt im Umgang mit dem Schwert sein, doch das machen sie durch Rücksichtslosigkeit und Entschlossenheit wett.« Ein stolzes Grinsen erhellte Darryns Züge.
    »Viele Milizionäre, die der Bürgerwehr schon vor dem Angriff beigetreten sind, wurden zur ordentlichen Garde überstellt, um die Lücken zu füllen, da sie bereits ein Mindestmaß an Ausbildung hatten. Der Rest hat mittlerweile unter Darryn und seinen Männern mit der Ausbildung begonnen.« Catrell zuckte mit den Schultern. »Viel mehr können wir nicht tun.«
    Wir hatten das Ende des Landvorsprungs erreicht, hielten inne und blickten auf die Überreste des Wachturms hinunter. Die Mauer, die hier ein wenig niedriger war als in der Stadt, endete jäh. Schartige Steinbrocken bildeten den Rand, unter dem ein Loch klaffte. Rechter Hand rauschten die Wellen gegen den natürlichen Stein der Landspitze. Gischt stob zischend empor; der böige Wind blies sie uns in die Gesichter und ließ meine Haare wild um meinen Kopf wehen. Ich leckte mir über die Lippen und schmeckte Salz und Sand.
    Vor drei Wochen hatte hier ein Turm gestanden – mit nur zwei Geschossen zwar nicht besonders hoch, doch er hatteausgereicht, um den Gardisten einen besseren Ausblick auf das Meer zu ermöglichen.
    Nun war an der Stelle nur noch ein Krater zu sehen, in dem sich zerschmettertes Gestein und geborstene Holzbalken türmten. Eine Mauer des Turms war zur Seite gekippt, wodurch die Steine fächerförmig in das gierige Meer gestürzt waren.
    Ich spürte erneut die Woge der Macht, die eine solche Zerstörung verursacht hatte. Sie fühlte sich wie ein dumpfer Schlag in meiner Brust an. Als ich in den Fluss tauchte, konnte ich immer noch die Störungen in den Wirbeln rings um mich wahrnehmen.
    Ohne aus dem Fluss aufzutauchen, wandte ich mich von den Trümmern, vom Meer und der offenen Bedrohung ab, die es darstellte, und schaute zur Stadt. Ich konnte die Masten der Schiffe an den Docks erkennen und sah das rege Treiben entlang des Kais, wenngleich wir zu weit entfernt waren, um einzelne Personen ausmachen zu können. Ruderboote kreuzten durch die Bucht; Fischerboote schaukelten näher beim Turm auf dem Wasser. Männer beugten sich über den Rand, um Fallen vom Grund

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