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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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gesehen haben musste. Als wir den Kai erreichten, bogen Keven und die Gardisten nach Süden ab.
    »Ihr habt einige Chorl-Schiffe erbeutet, nicht wahr?«, fragte Brandan, als wir die Docks entlangschlenderten, wobei wir uns durch eine Menschenmenge bewegten, die vorwiegend aus Hafenarbeitern, Zorelli-Matrosen und Zimmerleuten bestand. Matrosen tummelten sich an Bord der Schiffe und an den Docks;Hämmern und gebrüllte Befehle übertönten fast alle anderen Geräusche. Möwen und Seeschwalben kreischten am Himmel und drehten in der Brise ihre Kreise, und Wasser klatschte gegen die Rümpfe der Schiffe.
    »Als ich die Ochea getötet hatte«, antwortete ich auf Brandans Frage, »befahl Atlatik, der Anführer der Chorl-Krieger, den Rückzug. Wir haben sie hinunter in den Hafen gejagt, und in ihrer Eile haben sie mehrere Schiffe zurückgelassen.«
    »Wie viele?«
    »Fünf der kleineren Angriffsschiffe wie das dort drüben.« Ich deutete auf eines der schnittigen, schwarzen Schiffe, das noch am Dock lag. Zwei weitere warteten vor Anker im Hafen auf ihre Instandsetzung. »Es gab noch zwei, aber die haben wir als Eskorte mit einigen unserer Handelsschiffe losgeschickt.«
    Brandan nickte. »Wegen Chorl brauchen wir sämtliche Eskorten für unsere Handelsschiffe. Oder sie müssen in großen Verbänden reisen, um sich gegenseitig zu schützen.« Er legte die Stirn in Falten. »Das wird die Handelspreise beeinträchtigen.«
    Ich wollte gerade etwas erwidern, als jemand vor uns brüllte.
    »Das ist William«, sagte Keven und lenkte sein Pferd näher.
    Dann brach William aus der Menge am Dock hervor in Sicht, dicht gefolgt von Borund und Kapitän Tristan, die sich angeregt unterhielten.
    »Varis!«, rief William und schwenkte die erhobenen Arme, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. »Varis!« Er schubste und drängte sich eilig vorwärts. Dann erst schien er die Eskorte der Gardisten zu bemerken – und Brandan.
    Jäh hielt er inne. Seine Miene wurde düster, und er schaute kurz zu Brandan, ehe er den Blick auf mich richtete. »Was macht ihr?«, fragte er in argwöhnischem und sonderbar feindseligem Tonfall.
    »Ich zeige Brandan Vard Amenkor.«
    »Ich verstehe.« Im Fluss spürte ich, dass William sich verletztfühlte, als hätte ich ihn irgendwie betrogen. Als Borund und Tristan sich von hinten näherten und Borund mit ernstem Gesichtsausdruck nickte, nachdem Tristan irgendetwas zu ihm gesagt hatte, kam William auf mich zu und stellte sich zwischen Brandan und mich. Er hob eine Hand, um mein Pferd zu beruhigen, als es scheute, doch seine Blicke lösten sich keine Sekunde von Brandan.
    »Regentin«, begrüßte mich Kapitän Tristan und verneigte sich flüchtig. »Ich hoffe, Brandan hat nicht zu viel von Eurer kostbaren Zeit in Anspruch genommen.«
    »Ich habe ihn herumgeführt«, erwiderte ich. »Es war mein Vorschlag.«
    »Ah, ich verstehe. Sehr gut.« Tristan und Borund wechselten einen Blick, und Brandan verlagerte im Sattel das Gewicht.
    Neben mir hüstelte Keven und trieb sein Pferd so dicht zu mir, dass es mich berührte.
    Ich hätte die Warnung nicht gebraucht. All die Instinkte, die ich am Siel verfeinert hatte, um mich vor Gefahren zu warnen, hatten mich bereits alarmiert.
    Borund räusperte sich. »Tristan und ich haben uns gerade über Amenkors neue Flotte von Handelsschiffen unterhalten, die ich zu bauen beabsichtige.«
    »Ihr meint die Schiffe, die Ihr bereits zu bauen begonnen habt«, sagte Tristan.
    »Ja, nun …«, setzte Borund an, doch William fiel ihm ins Wort.
    »Sie wird alles übertrumpfen, was Venitte zu bieten hat«, meinte er steif. »Die Schiffe werden einen größeren Laderaum besitzen, damit wir mehr Fracht befördern können. Und sie werden in der Lage sein, sie weiter zu transportieren, ohne so oft Häfen anlaufen zu müssen.«
    Borund warf William einen verärgerten Blick zu. »Zuerst müssen wir die Schiffe mal bauen.«
    »Ihr scheint einen guten Anfang gemacht zu haben«, sagteTristan in trockenem Tonfall. »Und nun … Ist der Ausflug durch Amenkor beendet?«
    Brandan bedachte mich mit einem undeutbaren Blick, doch ich vermeinte, einen Anflug von Enttäuschung um seine Lippen zu erkennen. »Danke, Regentin, dass Ihr mich durch Amenkor geführt habt.« Damit stieg er ab und reichte die Zügel des Pferdes einem der Gardisten.
    Tristan wandte sich Borund zu. »Ich lasse die Unterlagen zur Unterzeichnung für Euch vorbereiten. Und bei Gelegenheit möchte ich noch über die Bedingungen für den Tee aus

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