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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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versucht, mehr als fünf Begabte gleichzeitig zu verknüpfen. Außerdem wissen wir, dass es für die Verbindung eine wirksamere Möglichkeit gibt – nämlich so, wie die Chorl es tun.«
    Ich stemmte mich vom Thron hoch und ließ mich von Marielle stützen, als ich die Beine streckte. Meine Muskeln und Sehnen knackten.
    »Ich hasse diesen Thron«, sagte ich und warf einen finsteren Blick auf den Granitblock hinter mir. »Meine eigene Ausgestaltung des Thrones mochte ich viel lieber. Die hatte zwar keine Rückenlehne, aber Armstützen.«
    Marielle erwiderte nichts. Stattdessen sammelte sie die Tassen und den Teekrug ein und stellte alles zurück auf das Tablett, bevor sie mich auf dem Weg zu meinen Gemächern durch den riesigen Thronsaal begleitete.
    »Dieser Brandan Vard scheint mir ziemlich nett zu sein«, sagte Marielle unvermittelt.
    Ich schaute sie an und sah, dass sie mich wissend anlächelte.
    »Was meinst du damit?«, fragte ich.
    »Dieses hellbraune Haar … und diese Augen! Alle Begabten reden über ihn. Er ist unlängst durch den Palast geschlendert, hat uns beim Üben beobachtet und sich auf dem Hof bei Schaukämpfen mit den Gardisten gemessen. Er ist gut gebaut.«
    »Hmmm.«
    Marielle blickte mich erwartungsvoll an, mit leuchtendenAugen. »Ich habe gehört, an den Docks gab es einen Zwischenfall«, bohrte sie nach.
    Ich setzte eine finstere Miene auf und dachte an den Ausflug durch Amenkor zurück und daran, wie wir William, Borund und Tristan über den Weg gelaufen waren. »Wer hat dir davon erzählt?«
    »Keven. Es bedurfte etwas … Ermunterung seitens Trielles, um ihn zum Reden zu bringen.«
    Ich sah Marielle an, und sie brach in Gelächter aus.
    »Also, was ist am Kai geschehen?«
    Mittlerweile hatten wir meine Gemächer erreicht und schritten durch die Vorkammer in die inneren Räumlichkeiten, wo ich mich auf die Sitzbank sinken ließ. Marielle stellte das Tablett ab. »Nichts. Ich bin Brandan im Flur begegnet und habe ihn zu einem Ausflug durch Amenkor mitgenommen. Später stießen wir auf William, Borund und Tristan.« Es war schön gewesen zu sehen, dass William und Borund wieder zusammenarbeiteten. Zwar spürte ich immer noch die Spannung zwischen ihnen – und ich glaubte nicht, dass ihre Beziehung jemals wieder so werden würde wie zu meiner Zeit als Borunds Leibwächterin –, aber sie hatten sich bis zu einem gewissen Grad versöhnt.
    Ich stellte fest, dass Marielle mich mit erwartungsvollem Blick und hochgezogenen Augenbrauen beobachtete. »Das war’s.«
    Marielle schnaubte. »Das ist aber nicht, was Keven gesagt hat.«
    Ich verengte die Augen. »Und was hat Keven gesagt?«
    »Er sagte, Ihr hättet innig mit Brandan geschäkert, bis Ihr William über den Weg gelaufen seid. Und als William Euch mit Brandan sah …« Sie ließ den Satz unausgesprochen.
    »Ich habe nicht mit Brandan geschäkert«, erwiderte ich mürrisch. »Ich weiß gar nicht, wie man schäkert.«
    Marielle grinste. »Dabei kann ich Euch helfen, wenn Ihr wollt. Keven meinte auch, Tristan hätte Brandan fortgezerrt,und dass er nicht glaubte, Ihr wärt Brandan zufällig auf dem Flur begegnet. Er glaubt vielmehr, Brandan habe auf Euch gewartet, um mehr über Euch in Erfahrung zu bringen … und über Amenkor.«
    Ich erwiderte nichts und dachte stattdessen an William. Seit dem Vorfall am Kai hatte er sich nicht wie üblich im Palast blicken lassen, sondern ihn gänzlich gemieden.
    »Ich kann verstehen, warum William aufgeregt darüber ist«, fuhr Marielle fort. »Ihr wisst ja, dass ihm etwas an Euch liegt. Und dann war da ja das Fest, bei dem Ihr mit ihm getanzt habt, ehe Ihr mit ihm auf dem Dock verschwunden seid.« Der wissende Tonfall war zurückgekehrt und klang nun selbstgefällig. » Darüber kursieren alle möglichen Gerüchte.«
    »Es ist nichts geschehen«, sagte ich. »Wir haben geredet, und dann habe ich …«
    Jäh verstummte ich.
    »Ihr habt was ?« Marielle beugte sich vor.
    Betroffen sagte ich: »Ich habe ihn geküsst.«
    Marielle riss den Mund auf. »Oh, bei den Göttern, das habt Ihr nicht wirklich, oder?« Als ich nichts erwiderte, sprang sie von ihrem Sitz auf und klatschte in die Hände. Mit einem Schlag glich sie einem rastlosen Wirbelwind. »Kein Wunder, dass William sich am Kai so verhalten hat. Er denkt, Ihr wollt etwas von Brandan! Er ist eifersüchtig!«
    Ich errötete. »So ein Kuss war es nicht«, begehrte ich auf, hörte jedoch selbst die Lüge in meinen Worten:
    Marielle ließ sich aufgeregt auf das

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