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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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erklären. »Er ist ein Gardist aus dem Palast, ein Sucher und mein Leibwächter. Er wurde von den Chorl gefangen genommen und später, während des Angriffs auf Amenkor, befreit. Doch als wir ihn zurückholten, stand er unter diesem Bann, den niemand von uns sehen und den nur wenige überhaupt spüren können. Wenn Ihr diesen Bann sehen könnt, dann könnt Ihr ihn vielleicht auch brechen …«
    Brandan zögerte und beobachtete mich eingehend, als versuchte er zu entscheiden, ob ich die Wahrheit sagte oder ihn zu täuschen trachtete. Schließlich nickte er. »Ich kann es versuchen.«
    Ohne eine Erlaubnis von Keven oder den Gardisten abzuwarten, trat er auf Isaiahs Seite ans Bett und beugte sich über Ericks Körper. Keven und ich stellten uns auf die andere Seite. Ich tauchte in den Fluss, wo die Hoffnung, die ich zu unterdrücken versuchte, beinahe überwältigend wurde. Ich spürte, wie sich der Fluss rührte, als Brandan sich vorantastete. Ich wusste nicht, was er tat, sah aber die gelegentlichen Auswirkungen seines Tuns wie Wellen im Wasser, die ein unter der Oberfläche verborgener Fisch verursacht.
    »Es ist eine Art Schild«, murmelte er nach einer Weile, »der dicht um seinen Körper gestrickt ist wie eine zweite Haut. Und er ist in der Nähe des Herzens befestigt.«
    »Ja.« Ich dachte an die Nadel, die Erick von Haqtl in dieHaut gedrückt worden war, an das Brennen des Gifts, das daran gehaftet hatte. »Könnt Ihr ihn entfernen?«
    Brandan schaute auf. »Nein.«
    Ich taumelte. Meine Hoffnung zerbrach, und ihre Trümmer drohten mich zu zerschmettern.
    Bis Brandan beiläufig hinzufügte: »Aber Zachari könnte es.«
    »Und wo ist dieser Zachari?«
    Brandan richtete sich auf. »In Venitte.«
    »Dann müssen wir ihn herholen«, rief Keven. »Und zwar schnell.«
    »Dafür reicht die Zeit nicht«, warf Isaiah mit ruhiger, gefasster Stimme ein. Die vertraute Verbitterung war zurück. »Erick wird nicht mehr lange genug leben, als dass die Zeit reicht, eine Botschaft nach Venitte zu schicken, Zachari einzuschiffen und ihn hierherzubefördern. Dafür ist Erick dem Tod zu nahe.«
    »Was können wir dann tun?«, fragte Keven verzweifelt.
    Ich beugte mich über Ericks starres Gesicht, streckte die Hand aus und wischte ihm eine verirrte Strähne von den geschlossenen Augen.
    »Wir nehmen ihn mit nach Venitte«, sagte ich.

    »Warum konnten wir es nicht sehen?«, fragte Eryn.
    Auf dem Kai herrschte reges Treiben. Die beiden Chorl-Schiffe, Borunds Frachtkahn und das Schiff Tristans wurden gleichzeitig beladen. Fässer und Kisten wurden mit Winden gehoben oder auf Schultern gewuchtet und über Planken an Bord geschleppt. Die Unterstadt glich einer bunten Mischung aus Gardisten, deren Angehörigen, Marktschreiern, Begabten, Karren, Pferden, Kutschen und Seeleuten.
    Unwillkürlich ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass dies ein Traum für jeden Bewohner der Elendsviertel wäre. Einfache Opfer, einfache Beute.
    »Weil wir Frauen sind«, antwortete ich, löste die Aufmerksamkeit von den Schiffen und Docks und richtete sie auf Eryn. »Brandan hat mir erklärt, dass die Sicht und eine weitere der fünf magischen Begabungen, die er ›die Fäden‹ nennt, in zwei Quellen unterteilt sind – männliche und weibliche. Im Wesentlichen verwenden wir Begabten in Amenkor und in Venitte sowohl die Sicht als auch die Fäden, wenn wir uns den Fluss zunutze machen, auch wenn wir beides als eine Machtquelle betrachten. Ob wir sehen können, was einer von uns getan hat, hängt jedoch überwiegend von unserem Geschick im Umgang mit beiden magischen Begabungen ab … und davon, ob wir männlich oder weiblich sind. Er kann ebenso wenig sehen, was wir tun, wenn wir im Fluss hantieren, wie wir sehen können, was er dabei tut. Manche können die andere Seite der Magie spüren, so wie du den Bann bei Erick fühlen konntest, aber Brandan kennt niemanden, der beide Seiten sehen kann. Der Bann, der Erick auferlegt wurde, stammt von Haqtl, nicht von der Ochea und den Begabten. Ich weiß es – ich war dabei, als Haqtl die Nadel benutzt hat, um sie Erick oberhalb des Herzens in die Brust zu stoßen. Erick hat es mir gezeigt. Deshalb verheilt diese Wunde nicht wie die anderen. Und da niemand von uns den Bann sehen kann, können wir ihn auch nicht entfernen.«
    »Was, wenn Brandan lügt? Wenn er dich aus irgendwelchen politischen Gründen benutzen will? Wir wissen, dass er und Tristan nicht unbedingt Freunde sind und dass irgendetwas vor sich geht,

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