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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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denk daran, Meister Tanser den Vertrag über die Fässer mit Pökelfisch zu geben. Du solltest dich gut mit ihm stellen, denn die Hälfte des Seidenhandels mit dem Südosten läuft über ihn.«
    William verdrehte die Augen. »Ich weiß, Meister Borund, ich hatte schon mit ihm zu tun.«
    »Aber nicht als eigenständiger Meister. Sorg dafür, dass er dich respektvoll behandelt, sonst wird er dich ausnutzen. Halte dir stets vor Augen, dass du ein Vertreter Amenkors und der Händlergilde dieser Stadt bist. Sorg dafür, dass alle dich mit Respekt behandeln.«
    William unterdrückte ein tiefes Seufzen. Sein Blick schweifte über die Docks und verharrte kurz auf mir, bevor er wegschaute, wobei ein betrübter Ausdruck über sein Gesicht huschte.
    Borund bemerkte es. Er legte den Arm um Williams Schultern, führte ihn weiter und murmelte ihm etwas ins Ohr. William warf mir einen weiteren flüchtigen Blick zu; dann klopfte Borund ihm auf den Rücken. »Gute Reise. Und hüte dich vor Meister Handleford! Er wird versuchen, dich mit einer seiner Töchter zu verheiraten!«
    William schenkte ihm keine Beachtung. Stattdessen ging er das Dock entlang, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Mir entging nicht, wie angespannt seine Schultern wirkten.
    Borund wandte sich mir zu. »Und du«, sagte er mit düsterer Stimme.
    »Was?«
    Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er mir die Hände auf die Schultern legte. »Lass dich von seiner Laune nicht abschrecken. Ihm liegt mehr an dir, als er zugeben möchte.«
    Als ich die Stirn runzelte, lachte er und zog mich in eine rasche Umarmung. Während er mich festhielt, konnte ich fühlen, wie er kicherte. Schließlich schob er mich zurück. »Ich werde Amenkors Flotte wiederaufbauen, du wirst sehen. Es wird nicht über Nacht geschehen, aber ich werde mein Bestes geben.«
    Seit ich in Borunds Haus gestürmt war, um ihm zu befehlen, mehr Schiffe für Amenkor zu bauen, hatten wir kaum Gelegenheit gehabt, miteinander zu reden, aber ich stellte fest, dass ich nicht mehr wütend auf ihn war. Weder wegen seiner Unfähigkeit, auf den Docks zu kämpfen, als die Chorl angegriffen hatten, noch wegen dem, was dies William angetan hatte.
    Dann wurden überall entlang des Kais Befehle gebrüllt. Die vier Docks leerten sich stetig, als die letzten Kisten verladen wurden und die letzten Gardisten sich aus den Umarmungen ihrer Gemahlinnen oder Kinder lösten, ihre Bündel mit Kleidern und Habseligkeiten ergriffen, innige Abschiedsküsse tauschten und schließlich die Planken hinauf an Bord der Schiffe eilten.
    »Nun denn«, sagte ich und wollte mich gerade der Trotzig zuwenden, als ich bemerkte, dass Catrell eine der Kutschen weggeschickt hatte, an meine Seite getreten war und geduldig neben Keven wartete. Die beiden anderen Kutschen harrten aus, um Eryn zurück zum Palast und Borund zurück zu seinem Haus zu bringen. Catrell würde an Bord der Kriegsbeute gehen. Seinen Platz als Hauptmann der Garde von Amenkor würde Darryn einnehmen.
    Bevor ich mich von Eryn verabschieden konnte, rief jemand: »Wartet! Regentin, wartet!«
    Ich legte die Stirn in Falten, und alle drehten sich dem Rufer zu. Eine Frau mit hellbraunem Haar und leuchtend grünen Augen winkte vom Rand der Riege der Gardisten, die den Kai absperrten. Ein Knabe neben ihr umklammerte mit den Armen ihr Bein. Der Junge hatte dasselbe Haar wie die Mutter.
    Aber Westens Augen …
    »Lasst sie durch«, befahl ich. Als Eryn sich mir fragend zuwandte, schüttelte ich den Kopf.
    Die Frau eilte los, sobald die Wachen sie durchließen. Der Knabe löste sich von ihrem Bein und ergriff stattdessen ihre Hand. Mit geneigtem Haupt kniete sie vor mir nieder. Ich war sicher, sie hätte das Zeichen des Geisterthrones vor der Brust geschlagen, hätte sie mit der anderen Hand nicht fest einen Gegenstand umklammert.
    »Regentin«, stieß sie atemlos hervor, doch ehe sie fortfahren konnte, berührte ich sie sanft am Kopf und bedeutete ihr, sich zu erheben. Der Junge klammerte sich wieder an ihr Bein.
    »Was braucht Ihr?«, erkundigte ich mich.
    »Könnt Ihr ihm das hier geben?«
    Sie streckte mir den Gegenstand in ihrer Hand entgegen – ein Haarzopf mit einer Schleife und einem Geißblattschössling.
    Ich warf der Frau einen eindringlichen Blick zu und fragte mich, woher sie Westens Duft kannte. Ich konnte sehen, wo sie sich die Strähnen vom Kopf geschnitten hatte.
    »Natürlich«, antwortete ich und nahm den Zopf an mich.
    Mit strahlender Miene lächelte sie.
    Ich

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