Die Kaempferin
Erick.«
»Nein«, entgegnete ich und erhob mich langsam. Ich spürte den Dolch in seiner Scheide, die mir gegen den Rücken drückte. »Nein. Ich tue es.«
Als ich die Klinge zog, spürte ich, wie Keven nickte und zurücktrat. Zugleich hörte ich ein Rascheln von Kleidung, als jemand sich in Bewegung setzte.
Ich war so sehr auf Erick konzentriert – auf sein Gesicht, das so ausdruckslos war und nichts enthielt, was ich mit Erick inVerbindung brachte –, dass ich Isaiah erst bemerkte, als er mein Handgelenk packte, mit eherner Kraft festhielt und sagte: »Das kann ich nicht zulassen.«
Seine sonst so verbitterte Stimme war trotzig.
»Ihr wollt Euch mir widersetzen?«, fragte ich. Mit Schmerz vermischter Zorn färbte meine Worte.
»Ja.«
»Aber ich bin die Regentin.«
Er nickte. »In einem solchen Fall trotze ich sogar der Regentin.« Sein Blick löste sich nicht von meinem Gesicht, sein Griff um mein Handgelenk blieb unerschütterlich. Ich hätte diesen Griff mit einem jähen Ruck durchbrechen und sowohl Isaiah als auch Erick binnen zweier Atemzüge töten können. Isaiah wusste es, erkannte es … und hielt mich dennoch weiter fest.
»Wir können nichts mehr für ihn tun«, sagte ich und versuchte, Isaiah abzuschütteln. »Ihr wisst nicht, was er durchmacht. Ihr habt keine Ahnung, wie er leidet. Er selbst will, dass ich ein Ende mache.«
Isaiah machte schmale Augen. »Manchmal sind der Patient und diejenigen, die ihm nahestehen, einfach zu blind, um die Wahrheit zu sehen. Er lebt noch. Und das bedeutet, dass es immer noch Hoffnung gibt, Regentin.«
Einen, zwei Atemzüge lang starrten wir einander schweigend an …
Dann spürte ich eine Woge im Fluss, die ich nicht einzuordnen vermochte, und die Tür flog auf.
»Regentin!«, rief jemand warnend.
Mit einer raschen Drehung befreite ich mich aus Isaiahs Griff und stellte mich vor Ericks Bett. Gleich darauf trat Keven an meine Seite. Beide standen wir dem Eindringling an der Tür zugewandt.
Brandan Vard.
»Venitte!«, rief er und trat zwei Schritte vor. Die Palastgardisten, die an der Tür Wache hielten, stolperten hinter ihm insZimmer, zurückgehalten von einem unsichtbaren Schild, geschmiedet aus der Sicht. »Die Chorl wollen Venitte angreifen, und Ihr habt mir nichts davon gesagt!«
»Regentin!«, rief einer der stolpernden Wächter. »Wir haben versucht, ihn an der Tür aufzuhalten, aber …«
»Genug«, stieß ich hervor und schnitt ihm das Wort ab. Ich konnte die Auswirkungen der Kraft spüren, die Brandan im Fluss verwendete, wenngleich ich nicht sehen konnte, wie er ihn beeinflusste. Er war in der Tat ein Begabter Venittes. »Was wollt Ihr, Brandan? Das ist ein ungünstiger Zeitpunkt.«
Mit wutverzerrter Miene stieß er hervor: »Ihr habt herausgefunden, dass die Chorl Venitte angreifen werden, und warnt mich nicht einmal! Ich musste es von einer Eurer Dienerinnen erfahren. Habt Ihr vergessen, dass Amenkor und Venitte verbündet sind?«
Ich versuchte, meiner Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen, und erwiderte: »Wir haben euch gewarnt, nachdem wir es herausgefunden hatten. Wir haben es Kapitän Tristan mitgeteilt. Er versprach, euch unverzüglich zu warnen. Offenbar hat er es nicht getan.«
Brandan zögerte, während seine Wut weiter anschwoll. Dann verdichtete sie sich jäh zu einem winzigen, zitternden Ball. Seine Haltung veränderte sich, wurde förmlich.
»Ich entschuldige mich für mein unerhörtes Eindringen. Ich werde mit Tristan reden«, er spie den Namen des Kapitäns regelrecht hervor, »um in Erfahrung zu bringen, weshalb er es nicht für wichtig hielt, mich darüber in Kenntnis zu setzen, dass …«
Er verstummte, als sein Blick auf Ericks regungslosen Körper fiel. »Was ist hier los?« Die Frage war scharf und gebieterisch, jedoch ohne den Zorn seiner vorherigen Worte.
»Das geht Euch nichts an.«
Unsere Blicke trafen sich. »Dieser Mann steht unter einem Zauber.«
»Das weiß ich«, erwiderte ich.
Dann wurde mir klar, was Brandan gerade gesagt hatte.
Ich trat vor, kämpfte gegen die Hoffnung an, die mit der Kraft einer Meeresbrandung in mir aufwallte, und fragte: »Ihr könnt ihn sehen? Den Bann?«
»Selbstverständlich.«
»Könnt Ihr ihn brechen?«, wollte Keven wissen.
Brandan runzelte die Stirn, wirkte plötzlich unsicher und verwirrt.
Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen, spürte, wie die Woge in mir höher stieg und mich umhüllte. »Der Name dieses Mannes ist Erick«, versuchte ich es Brandan zu
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