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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Liviann. Ich runzelte die Stirn. Wenn sie ruhig war, war sie noch gefährlicher.
    »Wollt ihr leugnen, dass wir, die Sieben – und durch uns die Begabten –, das Einzige sind, was die Bedrohung der Chorl im Zaum hält?«
    »Den Armeen von Venitte ist es gelungen, die Chorl aus der Stadt zu vertreiben«, warf Altreus ein.
    »Aber nur, weil wir die Begabten der Chorl ausschalten konnten. Ohne ihre Begabten sind die Chorl ganz normale Soldaten.«
    Liviann lehnte sich auf ihrem Sitz zurück. »Im Augenblick wandeln wir auf einem schmalen Grat. Wir haben die Chorl aus der Stadt und den umliegenden Gebieten vertrieben und dafür mehr als zwei Jahre gebraucht. Dank der Hilfe Amenkors und Marletts ist es uns bisher gelungen, sie von allen größeren Städten und wichtigen Häfen fernzuhalten. Nun aber haben die Chorl sich eingegraben. Seit Monaten haben wir sie nicht mehr entscheidend zurückgedrängt.«
    »Was nicht daran liegt, dass wir es nicht versucht hätten«, warf Garus mürrisch ein.
    Liviann schenkte ihm keine Beachtung. »Das Problem sind die Begabten – sowohl ihre als auch unsere.«
    »Wie das?«
    Liviann wandte sich Silicia zu. »Wir sind in eine Sackgasse geraten. Sie wissen von uns, und wir wissen von ihnen und ihren Fähigkeiten. Wir haben ihre Reihen gelichtet, indem wir sie in Gefechten attackierten, in denen sie nicht mit magischem Widerstand rechneten. Ihre zahlenmäßige Überlegenheit ist nicht mehr. Aber sie haben ihre Taktik geändert, und jetzt können wir nicht mehr ungestüm vorpreschen«, ein weiterer flüchtiger Blick streifte mich, und ihre Stimme wurde etwas härter, »ohne Gefahr zu laufen, in einen Hinterhalt zu geraten. Nun verteidigen sie sich, und wir haben unseren Vorteil eingebüßt. Zwar können sie sich insbesondere gegen die Macht der Ratsmitglieder nicht schützen, aber es gibt nur sieben von uns – nicht annähernd genug –, um alle verbliebenen Begabten der Chorl wirksam anzugreifen. Und unsere eigenen Begabten sind verwundbar, weil sie nicht die fünf magischen Begabungen beherrschen. Im Wesentlichen sind unsere Begabten und die der Chorl einander ebenbürtig.«
    »Worauf willst du hinaus, Liviann?«, fragte ich gereizt und fühlte mich der Beratungen plötzlich überdrüssig. Die Schmerzen in meinem Bein waren zu einem steten Pochen geworden, besonders schlimm am Oberschenkel. Ich wollte aus der Kammer hinaus, um mich in mein Zimmer zurückzuziehen und mein Bein in heißes Wasser zu tauchen.
    »Ich will darauf hinaus, dass die Sieben unverzichtbar geworden sind. Venitte – die gesamte Küste von Frigea – kann es sich nicht leisten, einen von uns zu verlieren, anderenfalls bröckelt das Gleichgewicht, das wir bislang gewahrt haben. Andererseits denke ich auch, dass sich etwas ändern muss. Wir müssen etwas unternehmen, um das Gleichgewicht zu unseren Gunsten zu verschieben.«
    »Aber was?«, knurrte Garus.
    »Wenn wir uns selbst nicht aufs Spiel setzen können«, warf Seth ein, »müssen wir uns auf die anderen Begabten verlassen.«
    Alleryn setzte eine finstere Miene auf. »Ja, aber wie Liviann richtig sagt, sind unsere Begabten denen der Chorl bestenfalls ebenbürtig. Wir würden sie aufs Spiel setzen und hätten dennoch keine Gewähr, dass sich zu unseren Gunsten etwas ändert. Unsere Begabten zu verknüpfen mindert ihre Fähigkeit, unsere Armeen zu schützen, weil wir nicht genug Begabte haben, um sie gleichmäßig über alle Streitkräfte zu verteilen.«
    »Außerdem sind unsere Begabten unverzichtbar«, fügte Liviann hinzu. »Uns allen ist aufgefallen, dass an der Küste jedes Jahr weniger von ihnen entdeckt werden.«
    »Und diejenigen, die man findet«, ergänzte Silicia, »verfügen über immer weniger Macht. Einen wahren Adepten haben wir seit Altreus und mir selbst nicht mehr aufgespürt, und das liegt fast hundert Jahre zurück.«
    Garus hielt inne, legte die Hände auf die Rückenlehne seines Stuhls und blickte mit nachdenklicher Miene über die Runde der Sieben. »Wir brauchen etwas, das die Machtverhältnisse in die Hände der Begabten legt. Etwas, das sie stärkt und ihnen einen Vorteil gegenüber den Chorl verschafft.«
    »Ja«, pflichtete Liviann ihm bei. »Und mehr als das: Wir brauchen etwas, um das Wissen zu erhalten, das wir besitzen, falls einem von uns tatsächlich etwas geschieht. Etwas, das es uns ermöglicht, unser Wissen an künftige Begabte und Adepten weiterzugeben. Etwas, das sie verwenden können, um die Stadt gegen die Chorl oder sonstige

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