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Die Känguru Chroniken

Die Känguru Chroniken

Titel: Die Känguru Chroniken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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Kängurus, begraben unter einem Riesenhaufen Aschenbecher.
    »Ich habe ihm gesagt, er soll die Tür lieber nicht aufmachen«, sagt das Känguru. Ich schüttle nur meinen Kopf und seufze.
    »Was denn?«, fragt das Känguru. »Er atmet doch noch.«
    Wir ziehen die Schein-Leiche auf den Flur und wickeln sie in den neuen IKEA-Teppich ein.
    »Verbrennen«, schlägt das Känguru vor, aber ich habe eine viel bessere Idee und stecke dem Mann einen Euro in die Tasche.
    »Was soll’n das?«, fragt das Känguru.
    »Kann er sich ’nen Hotdog kaufen, wenn er in der Fundgrube aufwacht«, antworte ich, denn man kann ja über IKEA sagen, was man will, aber das Umtauschen funktioniert meist problemlos.

»Nä! Ich will nicht«, sage ich.
    »Du musst aber!«, sagt das Känguru.
    »Ich hab keinen Vertrag mit dir unterschrieben«, sage ich.
    »O doch«, sagt das Känguru und kommt eine Minute später mit einem Zettel wieder, auf dem steht, dass ich müsste, und darunter stehen die Unterschriften vom Känguru und von mir.
    »Haha!«, sagt das Känguru triumphierend.
    »Was soll des beweisen?«, frage ich. »Ich habe gesehen, wie du des gerade eben auf dem Schreibtisch verfasst hast. Kuck. Die Unterschriften sehen genau gleich aus.«
    »Vertrag ist Vertrag«, sagt das Känguru.
    Ich nehme einen Stift und kritzle in den Vertrag hinter das »muss« ein »nicht«.
    »So«, sage ich. »Nu muss ich nicht.«
    »Du hast den Vertrag gefälscht!«, ruft das Känguru.
    »Ich erkläre ihn sogar für nichtig!«, sage ich und zerreiße den Zettel.
    »Du!«, sagt das Känguru drohend. »Ich verklag dich.«
    »Ja bitte!«, sage ich. »Verklag mich doch!«
    »Du wirst schon sehen!«, sagt das Känguru. »Ich verklag dich!«
    »Und vor welchem Gericht?«, frage ich. »Denkst du dir das auch selber aus?«
    »Vielleicht«, sagt das Känguru. »Warum nicht. Ich verurteile dich wegen Urkundenfälschung und Vertragsbruch zu …«
    »Moment!«, rufe ich. »Der Angeklagte muss doch zumindest gehört werden.«
    »Nicht bei meinem Gericht«, sagt das Känguru. »Ich verurteile dich also, dass du musst.«
    »Ich erkenne das Urteil nicht an!«, sage ich. »Ich habe auch ein Gericht, und das erklärt dein Urteil für null und nichtig. Und du musst die Prozesskosten tragen.«
    »Das steht dir nicht zu«, ruft das Känguru empört. »Du kannst nicht einfach auch ein Gericht erfinden. Quod licet jovi, non licet bovi.«
    »Hast du mich gerade auf Latein beleidigt?«, frage ich.
    »Vielleicht«, sagt das Känguru.
    »Was dem Jupiter erlaubt ist …«, kratze ich die letzten Reste meines Schullateins zusammen.
    »… ist nicht auch dem Ochsen erlaubt!«, ruft das Känguru.
    »Ach ja? Und was willst du jetzt tun? Mich noch mal verklagen?«
    »Ich werde das Urteil durchsetzen!«, ruft das Känguru und springt auf mich zu.
    »Keine Gewalt!«, rufe ich.
    »Schnauze«, ruft das Känguru.
    Ich renne um den Wohnzimmertisch und singe ein Kinderlied, welches das Känguru einst selbst geschrieben hat: »Bei einer Demo liefen / fünf Kinder und die riefen: / ›Faschismus und Gewaltherrschaft wollen wir nie wieder!‹ / Da kam die Polizei und knüppelte sie nieder.«
    »Schnauze!«, ruft das Känguru und rennt mir hinterher. Schließlich springt es über den Tisch und versucht mich inden Schwitzkasten zu nehmen. Ich wehre mich erfolgreich und versuche nun meinerseits das Känguru in einen Schwitzkasten zu nehmen. Einige Minuten später liegen wir erschöpft hechelnd am Boden in der Ecke beim Fenster. Die Fernbedienung liegt auf dem Fensterbrett. Ich nehme sie und gebe sie dem Känguru.
    »Na also«, sagt das Känguru. »Geht doch.«
    »Das hätteste auch einfacher haben können«, sage ich. »Schon der erste Weg zum Schreibtisch, als du den Vertrag erfunden hast, war länger als der zum Fensterbrett.«
    »Es geht ums Prinzip«, sagt das Känguru. »Wo kommen wir da hin? Wenn jeder macht, was er will, und sich keiner mehr an Verträge hält …«

In einer Buchhandlung stehe ich mit einem offenen Buch in der Hand auf einem hohen Stapel Ratgeber und deklamiere:

    »Ich liebte sie nicht,
    weil wir zueinander passten.
    Ich liebte sie einfach.«

    »Was hast’n da?«, fragt das Känguru.
    » Liebe dich selbst, und es ist egal, wen du heiratest «, sage ich, steige wieder herab vom Tisch mit den Bestsellern und reiche dem Känguru das Buch.
    »Das ist der Titel?«, fragt das Känguru skeptisch.
    »Jep«, sage ich. »Ein Ehe-Ratgeber. Hat mich magisch angezogen. Und willst du wissen,

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