Die Känguru-Offenbarung (German Edition)
Nadeldrucker von deiner Mutter eingefallen, aber der hatte natürlich keinen USB, also habe ich versucht, aus dem Scartkabel vom DVD-Spieler einen Parallel-Port zu biegen, um damit einen Adapter … Nun, jedenfalls dachte ich irgendwann: Scheiß drauf. Drei Tickets habe ich. Dann kann Krapotke halt nicht mit rein. Und hier bin ich.«
Das Känguru kratzt sich an der Nase.
»Der DVD-Spieler geht übrigens nicht mehr«, sagt es zu mir.
Ich nicke.
»Warum darf ausgerechnet ich nicht mit rein?«, fragt Krapotke.
»Drei Freunde …«, sagt das Känguru.
»Aber …«, sagt Krapotke.
»Wenn man keine passende Karte hat, muss man aussetzen«, sagt Friedrich-Wilhelm.
Ohne Krapotke betreten wir das Kino.
»Ich habe sogar ernsthaft darüber nachgedacht, mich beim Kartenkontrolleur zu beschweren«, sagt das Känguru.
»Das wird was bringen«, sage ich.
»Ich bin mir der Sinnlosigkeit des Unterfangens sehr wohl bewusst«, sagt das Känguru. »Danke schön.«
»Der kann ja auch nix dafür«, sagt Friedrich-Wilhelm.
»Ja, ja«, sagt das Känguru. »Nie kann irgendwo irgendwer irgendwas dafür. Da stellt sich einem allerdings die Frage, warum dann ohne Veranlassung immer und überall so viel Scheiße passiert!«
»Ich bitte dich, den Kartenkontrolleur nicht vollzuquatschen«, sage ich. »Das wäre mir sehr peinlich.«
»Ist gut.«
Wir erreichen das Ende der Rolltreppe.
»Tickets bitte«, sagt der Kartenkontrolleur.
»Hat sich eigentlich schon mal jemand darüber beschwert, dass man für jedes Onlineticket eine ganze Seite Werbung ausdrucken muss?«, fragt das Känguru.
»Nein«, sagt der Kontrolleur, »darüber hat sich noch absolut gar nie jemand beschwert.«
»Das ist doch total doof«, sagt das Känguru.
»Ja, da haben Sie recht«, sagt der Mann. »Jetzt, wo ich mal darüber nachdenke: Das sollte dringend geändert werden.«
»Ich musste sogar viermal dieselbe Seite ausdrucken«, sagt das Känguru.
»Das macht ja den Wahnsinn perfekt«, sagt der junge Mann. »Gut, dass Sie mir das sagen, weil, wissen Sie, ich bin tatsächlich der richtige Ansprechpartner, denn ich persönlich habe das Onlineticketsystem programmiert.«
»Wie?«, fragt das Känguru.
»Ich arbeite eigentlich in der Konzernzentrale, bin Chef der Online-Abteilung und bin nur zufälligerweise heute als Kartenabreißer eingesprungen, weil jemand anders krank geworden ist.«
»Aha …«, sagt das Känguru.
»Eigentlich wäre heute nämlich Schneider, der Programmchef, mit Kartenabreißen dran gewesen, aber seine Kinder haben Streptokokken.«
»Ah so«, sagt das Känguru.
»Aber jetzt muss man sagen: zum Glück! Denn nun konnten Sie mir diese gute Information geben, und gleich morgen gehe ich in die Online-Abteilung in der Konzernzentrale und ändere das.«
Das Känguru mustert den Kontrolleur nachdenklich.
»Gut«, sagt es schließlich. »Ändern Sie das.«
»Ich ändere das«, sagt der Mann. »Gleich morgen.«
Das Känguru nickt.
»Das freut mich zu hören.«
Wir gehen zum Kinosaal.
»Unser Kleiner hatte letztens auch Streptokokken«, sagt Friedrich-Wilhelm. »Das scheint rumzugehen.«
»Halt die Klappe!«, sagt das Känguru.
Wir rasen in einem Ferrari, den sich das Känguru geborgt hat, nach Gütersloh. Zur Bertelsmann-Zentrale. Deren Verlagsgruppe Random House soll mit einem britisch-amerikanischen Verlag fusioniert werden. Deshalb gibt Bertelsmann eine Party. Der britisch-amerikanische Verlag heißt Penguin Books. Deshalb will das Känguru unbedingt auf die Party. Mein Agent hat uns Einladungen besorgt.
»Neue Wörter, die ich gedenke, ab sofort im vertauschten Sinn zu benutzen«, sagt das Känguru beim Fahren. »Ministerium und Mysterium, kryptisch und kritisch, amüsant und relevant, Bundestag und Schützenverein.«
»Aha«, sage ich.
»Alle Macht geht vom Finanzmysterium aus«, sagt das Känguru.
»Hm.«
»Ist doch relevant!«
»Joa«, sage ich. »Ich finde aber viel relevanter, dass Theodor W. Adorno der amüsanteste Denker der kryptischen Theorie war.«
»Herausforderung angenommen!«, sagt das Känguru. »Gib acht: Auf der alljährlichen Hauptversammlung des Bundestages gab es wieder mal einige latent rassistische Reden, danach wurde gesoffen und auf den Tischen getanzt, bis die Zuschauer kotzen mussten. Darum, und auch eingedenk des Faktes, dass in den letzten Jahrzehnten fast alle Amokläufer Mitglied eines Bundestages waren, ist es ein Skandal, dass der deutsche Schützenverein diese Art der attraktiven
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