Die Känguru-Offenbarung (German Edition)
sage ich.
Unzählige weitere Botschaften an das Grenzpersonal sind in meinem Koffer versteckt. Wahllos greife ich ein paar Zettel heraus.
»You never were on the moon.
It was only a TV studio.«
»The American Dream has become
a blow job in a pickup truck.«
»David Hasselhoff did not bring down the Berlin Wall with his own hands. (Yes. He was pretty popular around here.
So what!) It was anyway only because of the car! Because of K.I.T.T.! Haha. Very funny. Go fuck yourself!«
»Somewhere close to the dirty underwear is a copy of 1984.
Why don’t you read that?«
Hinten auf diesem Zettel steht:
»We have read it years ago. We’re working on it.«
Ich werfe die restlichen Zettel zurück in den Koffer.
»Dass ich die Nachrichten in deinen Koffer getan habe, war okay, oder?«, fragt das Känguru.
»Das erklärt einiges«, sage ich. »Und ich glaubte, ich hätte Pech gehabt. Wäre in eine zufällige, verdachtsunabhängige Kontrolle geraten.«
»Ich dachte halt, ich selber hätte wegen der gefälschten Papiere bestimmt auch so schon genug Stress beim Einreisen, und deswegen wäre es so besser.«
»Ein aus deiner Perspektive total nachvollziehbarer Gedankengang.«
»Schön, dass wir einer Meinung sind …«
»Da hast du mich falsch verstanden. Aber sag mal: Wo du dir so viel Mühe gegeben hast, da wäre es ja fast ärgerlich gewesen, wenn sie meinen Koffer gar nicht durchwühlt hätten.«
»Oh. Dafür habe ich schon Sorge getragen«, sagt das Känguru und wirft die Wäsche aus dem Koffer. Es hat das Stromkabel meines Notebooks zu Buchstaben drapiert. Diese bilden zwei Wörter: »Bomb inside.«
»Ich habe eigentlich keine besonderen Talente.
Ich bin nur leidenschaftlich neugierig.«
Barack Obama
Wir sind zur U-Bahn-Station Wall Street gefahren und stehen dort ein wenig verloren herum. Das Känguru trägt einen schwarzen Schlapphut und einen beigefarbenen Trenchcoat. Es sieht sehr auffällig aus.
»Was machen wir eigentlich, bis wir eine neue Spur vom Pinguin gefunden haben?«, frage ich.
»Na, was wohl?«, fragt das Känguru. »Sightseeing.«
»Ich will zur Freiheitsstatue«, sage ich.
»Mich interessieren hauptsächlich diese Läden, wo sie die leckeren Pizzastücke verkaufen«, sagt das Känguru.
»Na gut. Eins nach dem anderen.«
Wir verlassen den Bahnhof und stellen uns in eine lange Schlange vor einem Take-away-Pizzaladen.
Schweigend warten wir eine Weile.
»Boah! Dauert das!«, flucht das Känguru schließlich.
»Ich fühle mich wie in diesem einen Theaterstück«, sage ich.
»Welches Theaterstück?«
»Warten auf to go.«
»Very funny, you old joke cookie«, sagt das Känguru.
Ich blicke mich gelangweilt um. Neben dem Pizzaladen ist ein Starbucks, ein McDonald’s und ein geschlossener Schlecker. Gegenüber eröffnet gerade ein neuer Bubble-Tea-Laden.
»Pizza ist ja übrigens vor einiger Zeit vom US-Kongress als Gemüse klassifiziert worden«, sagt das Känguru. »Hast du das gewusst?«
»Was für ein unfassbar geiler Satz«, sage ich. »Kannst du den bitte wiederholen?«
»Pizza ist ja übrigens vor einiger Zeit vom US-Kongress als Gemüse klassifiziert worden«, sagt das Känguru.
»Ein Hammer«, sage ich. »Das ist mein neuer Lieblingssatz.«
»Was war denn dein alter Lieblingssatz?«
»Die Proletarier haben nichts zu verlieren als ihre Goldkettchen.«
»Wer hat das gesagt?«, fragt das Känguru. »50 Cent?«
»Ich weiß nicht mehr, wer das gesagt hat.«
»Interessiert dich eigentlich gar nicht, warum der US-Kongress Pizza als Gemüse klassifiziert hat?«, fragt das Känguru.
»Na, bestimmt gibt es irgendeine Vorschrift, die besagt, dass Mahlzeiten in irgendwelchen öffentlichen Einrichtungen, was weiß ich … Bestimmt geht es um das Essen an Schulen. Das muss wahrscheinlich aus einem so und so großen Anteil Gemüse bestehen. Und dagegen hat die Fast-Food-Industrie finanziell gut ausgestattete Einwände erhoben, und dann hat man, quasi als Kompromiss, einfach Pizza als Gemüse klassifiziert.«
»Du hast mir meine Geschichte kaputtgemacht«, sagt das Känguru.
»Es war so, ja?«
»Ja. Der Kongress hat beschlossen, dass alles, was zwei oder mehr Teelöffel Tomatensauce enthält, als Gemüse bezeichnet werden darf.«
»Toll«, sage ich. »Wer definiert, der regiert!«
»Sicher«, sagt das Känguru. »Ich glaube, die nächste Meldung dieser Art wird sein: Einem Vorschlag des Deutschen Zigarettenverbandes folgend wurden Zigaretten auf Grund des hohen Anteils an
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