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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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kann.«
    »Was hat er denn für einen bösartig-kapitalistischen Weltvernichtungsplan?«
    »Das weiß ich nicht«, sagt das Känguru. »Das müssen wir erst noch herausfinden. Fest steht nur, dass er einen bösartig-kapitalistischen Weltvernichtungsplan hat.«
    »Wieso steht das fest?«
    »Nun, natürlich, weil ich einen gutartig-kommunistischen Weltrettungsplan habe. Deshalb hat er, als mein Antagonist, zwangsläufig einen bösartig-kapitalistischen Weltvernichtungsplan.«
    »Und was ist dein gutartig-kommunistischer Weltrettungsplan?«, frage ich
    »Na, zu verhindern, dass der Pinguin seinen bösartig-kapitalistischen Weltvernichtungsplan umsetzt«, sagt das Känguru. »Du bist aber wirklich nicht sonderlich gescheit.«
    »Entschuldigung.«
    »Kannst ja nichts dafür.«
    »Darf ich sagen, dass du für einen Kommunisten Teil eines ganz schön anarchistischen Netzwerkes bist?«, frage ich.
    »Ich nenne Kommunismus, was ich will«, sagt das Känguru.
    »Ist gut.«
    »Ich bin ein individualistischer Kommunist.«
    »Alles klar.«
    Ich kratze mich am Bart.
    »Und warum nach New York?«
    Das Känguru zieht eine kurze Zeitungsnotiz aus seinem Beutel. Da steht: »Kuriosität des Klimawandels? Pinguin an amerikanischer Ostküste entdeckt.«
    »Wir müssen ihm hinterherreisen«, sagt es.
    Ich kratze mich am Kopf.
    »Okay.«
    »Okay?«, fragt das Känguru verblüfft. »Einfach so? Kein Widerstand? Keine Stimme der Vernunft? Ich habe mich hier auf eine lange Diskussion vorbereitet! Findest du das nicht total übertrieben?«
    »Doch, doch.«
    »Eine richtige Schnapspralinenidee?«
    »Ja.«
    »Du glaubst nichts von alledem, was ich gerade gesagt habe.«
    »Nichts, was du je gesagt hast.«
    »Aber?«
    »Aber ich verreise gerne und …«
    »Und?«
    »Und wir haben einen riesigen zusammengeschweißten, nicht mehr transportablen Block Müll in unserem Wohnzimmer und …«
    Ich zögere.
    »Und was?«
    »Nun ja … Grandeur.«
    »Grandeur?«, fragt das Känguru.
    »Für Grandeur müssen wir aber natürlich auch was erleben«, sage ich, »und nicht immer sofort, wenn ein anderer mehr als fünf Worte sagt, World of Warcraft spielen.«
    »Hä?«, fragt das Känguru und kuckt vom Notebook hoch.
    »Wünschst du dich nicht auch manchmal zurück in die guten alten Zeiten, in denen das Internet – oft tagelang – noch von selbst nicht funktionierte?«, frage ich.
    »Ha! DEIN VATER! So sieht man sich wieder«, knurrt das Känguru.
    »Wir ziehen los, du machst was Irres, und ich schreib’s auf«, sage ich. »Klassischer Gonzojournalismus, verstehste? Je mehr Verrücktheiten du anstellst, desto besser.«
    »Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst …«
    »Außerdem könnte man dann die Reisekosten dem Verlag in Rechnung stellen.«
    »Jetzt wird’s interessant«, sagt das Känguru.
    »Aber warum fliegen wir ausgerechnet nach New York?«, frage ich. »Die amerikanische Ostküste ist groß.«
    »Das habe ich auch gedacht«, sagt das Känguru. »Deshalb habe ich bei der Zeitung angerufen und wollte Genaueres über die Nachricht wissen, aber die haben mich ausgelacht, wie ich glauben könne, dass sie noch die Ressourcen hätten, irgendetwas selbst zu recherchieren. Die haben einfach nur Wort für Wort die dpa-Meldung abgedruckt. Und die dpa hat’s von der BBC, und die BBC hat’s von Reuters, und Reuters hat’s von der dpa. An diesem Punkt habe ich die Nachforschungen eingestellt.«
    »Gut. Aber die Frage bleibt: Warum New York?«
    »War am billigsten.«
    »In deiner eigenen kleinen Welt sind deine Argumente verblüffend einleuchtend«, sage ich.
    Das Känguru zieht zwei Flugtickets aus seinem Beutel.
    »Economy«, sagt es. »Ich wusste ja noch nicht, dass der Verlag alles bezahlt.«
    »Ja, ja. Leider weiß das der Verlag ja auch noch nicht …«
    Ich kucke dem Känguru eine Weile beim Zocken zu.
    »Spielst du da eigentlich einen Pandabären?«
    »Ich bin kein Pandabär«, sagt das Känguru. »Ich bin Mitglied des edlen Volkes der Pandaren vom Kontinent Pandaria!«
    »Niedlich«, sage ich.
    »Wir sind nicht niedlich!«, ruft das Känguru. »Wir reiten auf furchteinflößenden Drachenschildkröten und versuchen das Gleichgewicht zwischen der Allianz und der Horde …«
    Ich schnarche.
    »Interessiert dich nicht?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Ist das da mein Lektor?«, frage ich.
    Das Känguru nickt.
    »Kannst du ihn in einen Frosch verwandeln?«
    »Das ist kein Kindermärchen!«, sagt das Känguru empört. »Das ist Fantasy!«
    Ich

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